Kapitel 77

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Diesmal holte mich die befreiende Ohnmacht nicht ein. Stattdessen musste ich, mit starrem Körper, jetzt, nach der Spritze komplett unfähig mich zu bewegen, in das hämisch grinsende Gesicht von Austin schauen, anstatt ihn an zu brüllen oder zu verprügeln, wie er es eigentlich verdient hatte, konnte ich gar nichts tun.
Nun konnte ich auch die Gesichter von Bred und dem anderen Typen sehen: Der Polizist sah jung aus, höchstens Anfang dreizig, während der andere Mann mit Austin verwandt sein musste. Zumindest teilten sie die gleiche Nase und den gleichen arogganten Zug im Gesicht. Warum war mir noch nicht früher aufgefallen, was Austin für ein Mistkerl war? Ich hatte ihm vertraut, nie an seinen Ratschlägen gezweifelt.
Anscheind hatte man mich unter die Erde gebracht. Viel zu helle Lampen leuchteten in meine Augen, doch ich schaffte es nicht, meinen Kopf weg zu drehen, während man meinen Körper wie einen nassen Sandsack hinter sich her schleifte.
,,Bring sie schon mal in den mittlersten Teil, ich möchte sie ein bisschen prüfen, wenn die Betäubung aus ihrem Blut raus ist. Nur um zu sehen, wie wiederstandsfähig dieses kleine Biest hier ist", meinte Austin so nebenbei, als wäre es komplett gewöhnlich, was er da gerde andeutete. Dieses Arschloch!
Ich wusste nicht, ob es Absicht oder Zufall war, doch mein Kopf war so gedreht, dass ich jetzt die Türen sehen konnte. Irgendwann endeten die sichtverschlossenen Räume und wurden von Kerkern abgelöst. Was ich dort sah, hätte mich vielleicht auch so gelähmt: Menschen, mit geschundenen Körpern, der Blick leblos als hätten sie jegliche Emotionen aufgegeben, hatte man wie Hunde im Heim an die Wand gebunden, kaum genug Platz, um einen Schritt nach vorne zu machen. In mir brach Panik aus, während meine drei Entführer immer noch fröhlich über die Eröffnung eines neuen Theaters in Manhatten redeten.
Sahen sie denn nicht das Leid? War ihnen etwa egal, was mit diesen Menschen geschehen war?
Mein kleiner Finger zuckte, ich konnte meinen Kopf wieder bewegen. Innerhalb von zehn Sekunden verschwand die Betäubung in meinem Oberkörper, als wäre Dreck von mir abgespült worden. Meine Beine schleiften weiterhin über den Boden, aber jetzt spürte ich den Schmerz.
Mit einem kräftigen Ruck riss ich mich los und rannte um mein Leben.
Ich schaute nicht die Menschen an, die so schlimme Qualen erlitte hatten, sondern rannte einfach nur in blinder Panik weg. Meine Beine kribbelten, mein ganzer Körper fühlte sich schwach an, doch die Angst gab mir einen dermaßenden Adrealinschub...
Schüsse ertönten, einer verfehlte knapp meine Schulter und zerstörte den makellosen Flur. Es war ein Messer, welches sich in eine Sehne an meinem Bein bohrte, und mich dadurch zum Fall brachte. Sofort warf jemand etwas schweres auf meinen Rücken und mich drückten drei Körper auf den Boden. Keuchend versuchte ich sie ab zu wehren, versuchte ein letztes mal von hier zu fliehen, doch da spürten spürte ich schon zwei Spritzen, die sich jeweils in Hals und Rücken bohrten.
Ich wusste nicht was, sie mir da gaben, doch es tat auf jeden Fall weh, um nicht zu sagen, dass es sich anfühlte, als hätte man das Blut, was durch meinen Körper floss, durch Feuer ersetzt. Ich krümmte mich vor Schmerzen, schaffte es gerade noch ein brüllen zu unterdrücken. Diese Genugtuung wollte ich den Männern nicht verschaffen.
Man schlug immer noch auf mich ein, doch jetzt ebbte das Gebrüll langsam ab, während jemand grob meine Füße zusammenband und mir damit das Blut abschnürrte:,, Na los, schafft sie in das Zimmer, aber schnell!", brüllte Austin seine  Verbündeten an, die mich beide nochmals grob schlugen, bevor einer meine Füße, der andere meine Arme packte.
Blut, wo auch immer das her kam, floss in mein Auge, was bedeutete, dass es ziemlich viel sein musste. Plötzlich flühte ich mich unendlich müde, als hätte ich gerade einen Maratonlauf hinter mir.
Und ehe ich mich versah, nickte ich weg. Es könnte sein, dass ich in Ohnmacht gefallen war, doch nach allem, was ich ein paar Tage später erfuhr, war es wahrscheinlicher, dass ich schlicht und einfach einschlief. Ich schlief, während meine letzte Chance auf Freiheit, oder wenigstens auf etwas weniger schlimmes als das hier, davon rann.
Als ich das nächste mal meine Augen öffnete lag ich auf einer Metallplatte. Jemand hatte mir meine komplette Kleidung abgenommen, was ich erst durch die unangenehme Kälte bemerkte. Noch bevor ich prüfen konnte, wo man mich überall gefesselt hatte, schug ein Lederband mit voller Kraft auf meinen Oberschenkel. Wieder biss ich meine Zähne so fest es ging auf einander, um nicht zu schreien.
Es war das lachen, welches mir verriet, wer mich da gerade ohne Worte, ohne Erklärung auspeitschte. Sonst hatte ich Austins Lachen immer sympathisch gefunden, jetzt klang es psychopathisch.
Dreizehn Schläge, verteilt auf meinen ganzen Oberkörper, bis eine kurze Pause herrschte. Erleichtert kniff ich meine Augen zusammen. Ich hatte Austin beschimpfen wollen, ihm fragen stellen wollen, doch jetzt würde ich es wahrscheinlich nicht mehr schaffen meinen Mund zu öffnen, ohne in Tränen us zu brechen.
Gerade als ich dachte, dass die ,,Folter" jetzt vorbei war spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Hüftknochen.  Austins Gesicht kam in mein Sichtfeld, was sich bis jetzt auf eine weiße Decke mit drei kleinen Löchern beschränkt hatte.
Er hielt ein scharfes Messer in der Hand, an dessen Klinge rotes Blut leuchtete. Mein Blut:,, Na, Chiara, so sieht man sich wieder. Hast du Lust, zu einem kleinen Pläuschen, oder muss ich dir zu den Antworten helfen?" Er fuhr mit  dem Messer sachte über mein Schlüsselbein, ,,Das fände ich gar nicht mal so schlimm"
Ich sammelte mich, bis meine Augen kein bisschen mehr von dem Schmerz verrieten. Anstelle einer Antwort spuckte ihm ins Gesicht.

Guten Abend, wir sind jetzt wieder zu Hause, also kommen die Updates jetzt etwas regelmäßiger 😅

Stark ist nicht starkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt