Kapitel 66

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Es dauerte und dauerte, bis ich dann endlich alle Briefe verfasst hatte. Es gab so viel  zu bedenken und dabei so viele Sachen, die ich ihnen mitteilen wollte. Vor allem Ned, den ich schließlich schon am längsten wenigstens online kannte. Ihm wollte ich all meine Gründe, Gefühle auf zählen, weil es sich so anfühlte, als würde ich mit einem Bruder schreiben, allerdings würde er das alles hundertprozentigPeter zeigen, was ich ihm irgendwie nicht mal verdencken konnte.
Zum Schluss hatte ich einen Brief an Ned, MJ und Peter geschrieben. Allesamt komplett unterschiedlich.
Bei MJ entschuldigte ich mich. Ich entschuldigte mich dafür dass ich sie angelogen hatte und ihr Vertrauen verletzt hatte. Allerdings hielt ich das relativ kurz, weil mir bewusst war, dass sie nicht sonderlich auf diesen ganzen Gefühlskram stan. Stattdessen erklärte ich ihr, sie solle sich trauen Liz an zu sprechen und wenn die doof reagierte, dann war sie es auch nicht wert. Denn mir war mittlerweile mehr als klar, dass sie auf die schwarzhaarige Schönheit stand. Peter und Ned hatten davon nichts mitbekommen, und es wunderte mich, warum ich es bemerkt hatte, da ich ja eigentlich auch nicht so gute Antennen hatte, aber es war mir irgendwie klar gewesen.
Neds Brief war schon etwas trauriger. Auch bei ihm entschuldigte ich mich, diesmal sehr ausführlich, für jede kleine Lüge, die ich ihm erzählt hatte. Um Verzeiung bat ich nicht, denn auch wenn er mir nicht all zu böse war, stand mir das schlechte Gewissen sowieso immer im Nacken. Anstelle dessen gab ich ihm einen klitzekleinen echten Einblick in mein Leben. Ich erzählte, dass Fite und ich die Wohnung gemietet hatten, aber schon früher in Queens angekommen waren.  Also, ich war angekommen, er natürlich nicht. Das war eine Information, die nicht besonders wichtig war, da man es durch logisches denken ehe raus finden konnte, aber es sollte sich für ihn wenigstens so anfühlen, als würde er etwas echtes über mich wissen.
Tja, fehlte nur noch der Brief an Peter. An Peter, der alles kannte. Vielleicht hatte ich ihm nicht die Details erzählt, doch wusste er mehr von mir, was ich öffentlich bekannt gegeben hatte, als jeder andere. Ich hatte zwei Briefe verfasst, der eine, wie mir am Ende aufgefallen war, hörte sich höchst peinlich an. Eher glich fast einer Mischung aus Abschiedsbrief vor  dem Selbstmord an einen heimlichen Geliebten. Aber, ich.. ich war ja nicht in Peter, in Spiderman, meinen Feind verliebt. Solche Gefühle gab es für mich gar nicht.
Generell hatte ich manchmal überlegt, ob es möglich war, dass ich sowohl asexuell als auch aromantic sein konnte. Nur konnte man das nicht raus finden. Oder für mich war es wirklich viel zu schwer. Da beschäftigte ich mich tatächlich lieber mit dem Diebstahl, den ich morgen durchführen musste.
Der zweite Brief war auf jeden  Fall deutlich kürzer geworden. Distanziert traf da wohl ganz gut drauf zu. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil ich wusste, wie viele Gedanken Peter sich um alle machte. Aber auch nur fast.
Der Tag floss vorbei. Ich aß eine Dose Ebsensuppe, da ich plötzlich eine Hungerattacke bekam, als mein Magen bemerkte, dass es schon ziemlich lange her war, seit meiner letzten Nahrunszunahme. Da musste noch das Frühstück gewesen sein. Es kam mir vor, wie in einem komplett anderem Leben.
Ich hatte mich an das Gefühl gewöhnt. Nach jeder Mission musste ich erstmal versuchen, mit allem klar zu kommen. Selbst wenn ich einfach nur Personenschutz gegeben hatte. Es war so komisch, als würde mein Gehirn mir eine Info damit geben wollen, die ich einfach nicht verstehen konnte. Also, dass hatte nichts mit dem Gefühl zu tun, alles wäre so lange her, sondern da war noch irgendetwas anderes.
Wie alle andere Gefühle schaffte ich tatsächlich sie zu verdrängen, bis ich am nächsten morgen, oder eher in der nächsten Nacht aufwachte. Es war zu gefährlich, länger an einem Ort  zu bleiben, auch wenn es fast gemütlich war. Zumindest dachte ich das, als ich meine Rucksäcke zusammengepackt hatte und dann auf die nun bedrohlich wirkende Straßen des Wohngebotes, was noch im dunkelen lag, schaute. Vielleicht sollte ich doch dorthin zurückkehren, aber eigentlich wollte ich jetzt endlich den Park in Staten Island finden. Dort gab es hoffentlich ebenfalls ein ruhiges Plätzchen, wo ich mich mit den anderen Obdachlosen um eine Bank streiten konnte.
Tatsächlich würde ich aber all meine Sachen mit nehmen zur nächstem Mission: Der Midtown Higschool. Keiner konnte mich sehen, da war ich mir ziemlich sicher, als ich, jetzt wieder wie Nyx, in den Himmel stieg. Die Farbe schwarz hatte schon so ihre Vorteile.
Queens war nicht leer, aber schon deutlich ruhiger als sonst. Vier Uhr, wer jetzt nicht schlief führte auch ein außergewöhnliches Leben.
Auf dem Schulhof lungerte eine Gruppe Teenagers rum, die eindeutig morgen nicht kommen würde. Sie schrien irgendwelche wirre Sachen raus, der Alkohol war sicherlich schon in rauen Mengen geflossen.
Ich flog einmal unbemerkt um die Schule herum. Jackpot, jemand hatte vergessen, das Fenster zu schließen. Keine fünf Minuten, dann hatte ich das Fenster komplett auf und war in die Schule geschlüpft. Ich würde die Briefe jetzt erstmal in den Spind werfen. Niocht besonders persönlich, aber auf jeden Fall sicherer, als wenn ich jedes Haus aufsuchen musste.
Ob Peter wohl schon Ned und MJ kontaktiert hatte? Ich wusste gar nicht mehr, welcher Tag war. Samstag, Sonntag, dann musste heute Montag sein, komisch, es war ja wirklich erst zwei Tage her. Die Einsamkeit hatte sich schon in die Länge gezogen.
Es war schwer, sich ohne Licht in der Schule zurecht zu finden. Bevor meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, lief ich einmal gegen einen Tisch, der laut scheppernd zu Boden fiel. Mist. Naja, um vier Uhr war hoffentlich keiner in der Schule, der das hören konnte. Hoffentlich.

Ich hab gestern  anscheinend ein Kapitel zu viel hoch geladen. Jetzt müsste es passen.

Stark ist nicht starkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt