Kapitel 91

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P.o.V.  Chiara:

Der Geruch, von frisch gewaschenen Sachen kitzelte in meiner Nase. Ein herrlicher Geruch, etwas, was ich seit gefühlten Jahren nicht mehr gerochen hatte, ebenso wie ich das Sonnenlicht, was auf meiner Haut, die sich frisch gewaschen sein musste, tanzte,  ewig nicht mehr gefühlt hatte.
All das fühlte ich, während meine Augen noch geschlossen waren, es fühlte sich so an, als sei ich komplett neugeboren, ein ganz anderer Mensch, rein gewaschen voll den ganzen Sünden.
Mit einem zufriedenen Seufzen öffnete ich meine Augen einen Spalt und schaute an eine makellose weiße Decke.
Augenblicklich spannten meine Muskeln sich an, mein ganzer Körper versteifte sich, während die Erinnerungen, Stunde voller Folter während denen ich nur eine weiße Decke sah, auf mich ein stürzten.
Schritte ertönten, ein Gesicht beugte sich über mich und für einen Moment sah ich das Grinsen von Austin, lag wieder auf der harten Liege und spürte, wie  die Wunden brannten.
Jemand berührte meinen Arm- sanft, so ganz  anders als Austin es getan hatte.
Meine Sicht klärte sich wieder und ich schaute in die warmen, besorgten Augen  von Peter. Hektisch versuchte ich Luft zu holen, meine Atmung wieder zu beruhigen.
Doch allein schon das Gesicht von Peter zu sehen half mir, mich zu beruhigen, half mir, diese schreckliche Sache für einen Moment in einen dunklen Teil meiner selbst zu  verdrängen.
,,Wie geht es dir?", erkundigte ich mich, immer noch ein bisschen atemlos mit rauer Stimme, scannte seinen Körper, der in Jeans und T-shirt steckte ab, um mögliche Wunden zu finden. Nichts. Mein Schild aus Kraft müsste gereicht haben, um ihn zu schützen.
Erleichtert atmete ich auf.
Peter ließ sich neben mir aufs Bett sinken , dabei sahen seine Augen unter den verdammt  tiefe Augenringe lagen, leicht fassungslos aber auch etwas amüsiert aus.
,,Du fragst mich, wie es mir geht? Dabei hast du doch...", seine anfänglichen Worte endeten ohne ein Ende. Er wollte mir nicht nochmal sagen, was ich alles durchgenmacht hatte, das wusste ich selber nämlich verdammt gut.
Ich schaute ihn an, versuchte die Angst, die Schmerzen aus meinen Augen zu verbannen und raffte mich hoch, wobei mein Körper vor Schmerz jaulte. ,,Bei mir ist alles gut. Ich brauche nur eine kleine Umarmung."
Das war ein gewagter Schritt, aber ich brauchte diese Umarmung, dieses kurze Gefühl von Geborgenheit, jetzt einfach. Um nicht die Fragen stellen zu müssen, die mir auf der Zunge lag: Wo befand ich mich? War mein Vater irgendwo hier? Und was war mit dem Stützpunkt von Hydra? Hatte Austin wirklich alles in Schutt und Asche gelegt?
Peter lächelte mich an, dann öffnete er die Arme:,, So lange du im Bett sitzen bleibst kannst du die liebend gerne bekommen."
Mühsam stemmte ich mich etwas weiter auf, gefühlt tat jeder Knochen in meinem Körper weh, ebenso wie alles andere, was sich in dieser Hülle so befand. Dabei fiel mein Blick auf ein paar Schläuche, die jemand an meinem zerschundenen Arm, der ohne Tattoo, angebracht hatte.
Erstmal ignorierte ich das Ganze, sondern lehnte mich an Peters Körper, atmete seinen vertrauten Geruch ein, schloss die Augen und ließ mich von einer Welle der Sicherheit überfluten.
Die Tränen kamen wie von selbst. Ich war wirklich zu einer erbärmlichen Heulsuse geworden, wo es doch jetzt eigentlich gar keinen Grund mehr dazu gab, zu weinen. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich emotional am Ende war, aber vor Peter wollte ich mir keine Blöße geben. Ignorieren wir die Tatsache, dass er mich schon in viel schlimmeren Zuständen gesehen hatte.
Nach einer Weile, in der wir einfach nur still dagesessen hatten, löste ich mich von Peter, schaute ihn an und versuchte mich an einem leichten lächeln, während sich in meinem Kopf alles begann zu einem großen, lückenhaften Puzzel  ordnete .
Nachdem ich von Spiderman und Iron Man befreit worden war, hatte Austin alles in die Luft gejagt und ich musste wohl eingeschlafen sein. In der Zeit musste mich einer von ihnen gefunden und sich darum gekümmert haben, dass mein Körper gewaschen, die zahlreichenden Wunden verbunden und Nahrung in meinen Körper geleitet wurde.
Das Zimmer in dem ich lag war hell, eine Fensterfront, die den Blick auf einen weitläufige Rasenfläche eröffnete, dann war da noch das große Bett auf dem ich lag, ein Schreibtisch und ein Kleiderschrank, der fast die gesamte Wand einnahm.
Das hier war eindeutig nicht Peters Zimmer.. Also musste ich dann wohl bei Tony Stark sein.
,,Was ist nach der Explosion passiert?", fragte ich Peter, in meiner Stimme schwang die unausgesprochene Forderung nach der ungeschonten Wahrheit mit.
Peter senkte dem Blick, seine Finger fummelten an einem Flusen der warmen Decke herum:,, Du warst komplett vom Schutt der Explosion bedeckt, es hat ein paar Stunden gedauert, bis wir dich gefunden haben. Es gab keine anderen Überlebenden. Du hast die letzten drei Tage verschlafen. Helen Cho, eine Genetikerin, hat sich um dich gekümmert, deine... Wunden wurden versorgt und sie hat dafür gesorgt, dass du nicht an der Unterernährung stirbst."
Ich nickte, doch trotzdem war die war die wichtigste Frage, die hier schon seitdem ich meine Augen auf geschlagen hatte im Raum lag, unbeantwortet gewesen. Peter hatte kein Wort über Iron Man verloren..
Ein gequältes lächeln lag auf meinen Lippen, als ich, komplett unsortiert, die Entschuldiungen, die Sachen aussprach, die mich dazu motiviert hatten, weiter zu leben. Also zumindest sagte ich ein Teil davon:,, Es tut mir wirklich leid, dass ich euch alle angelogen habe und dann einfach abgehauen bin. Das war nicht fair von mir, also, wenn du sauer auf mich bist, kann ich das verstehen, aber bitte glaub mir einfach, wie unglaublich leid es mir tut. Du bist mir wichtig, ich wollte dich nicht verletzten. Ich hätte es mir nicht verzeihen können, wenn dir irgendwas bei meiner Rettung passiert wäre" Wie wichtig er mir wirklich war ließ ich einfach mal aus.
Jetzt war es an Peter, kräftig zu schlucken, damit er nicht in Tränen ausbrach:,, Du musst dich nicht entschuldigen Chiara, du hast so viel schlimmes durch gemacht, mir tut es leid. Aber wenn du mir einen Gefallen tun kannst... Mr. Stark, dein Vater, er würde wirklich unglaublich gerne mit dir sprechen. Er hat sich Sorgen um dich gemacht."
Ich schluckte, blinzelte ein paar mal, dann straffte ich meine Schultern und setzte mich etwas aufrechter hin:,, Er kann kommen. Ich bin bereit"

Stark ist nicht starkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt