Kapitel 42

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Zitternd stand ich im Badezimmer. Ich war wirklich ein Idiot. Wenigstens hatte ich nach einer halbe  Stunde Peters Haus gefunden, zu meiner Wohnung wollte ich beim besten Willen nicht laufen.
Jetzt in trockenen Kleidung und mit einer dicken Wintermütze auf fühlte ich mich gleich viel besser, auch wenn mir noch immer total kalt war. Hoffentlich hab das keine Erkältung, die könnte ich, vor allem da Flash gerade in der Schule  auf getaucht war, überhaupt nicht gebrauchen.
Nachdem ich die kleine Pfütze, welche ich hinterlassen hatte, weg gewischt hatte, ging ich aus dem Bad in den Flur, wo Peter auf mich wartete, während er an die Wand gelehnt auf das Handy schaute. Als er mich bemerkte blickte er mich lächeln an:,, Geht's?" Ich erwiderte das Lächeln, wir lächelten uns wirklich oft zu, irgendwie schien das so eine Art unausgesprochen Sprache zwischen uns zu sein. ,,Es geht, das ist wirklich nett bin dir", bedankte ich mich ein weiteres mal, was Peter jedoch sofort abtat:,, Das machen Freunde doch für einander"
Freunde, das hörte sich... Gut an.
,,May kauft gerade einen Kuchen, willst du vielleicht vorher eine warme Milch trinken?"
Abwehrend schüttelte ich den Kopf:,,Nein, danke, ich bin nicht so der Milch trinker und Wasser hatte ich draußen genug um mich herum.
,,Dann komm mal mit in mein Zimmer, den Weg kennst du ja schon" das letzte sollte eigentlich lustig gemeint sein, doch wir beide verstummten als wir den Raum betreten, weil so viel ungesagtes seit dem Abend zwischen uns hing. Er wusste jetzt, dass ich ein Geheimnis hatte, auch wenn er sich nicht ausmalen könnte, was für eins. Und das war auch gut so. Zumindest sagte mein Verstand das, mein Herz hätte ihm, und da war er die einzige Person bei der ich das wollte, die GANZE Geschichte erzählt.
Tja, aber dann würde meine Tarnung auffliegen und mein bester Freund sich vielleicht von mir abwenden. Da kam also eher nicht in Frage.
,,Warum hast du dir bei dem Regen eigentlich kein Taxi bestellt?", erkundigte Peter, der sich entspannt aus sein Bett fallen ließ, was dabei unnormal laut quietschte.
,,Weil ich dumm bin", war meine kreative Antwort, bevor ich hinzufügte:,, als mir mal die grandiose Idee kam, war mein Handy allerdings schon kaputt und ich hatte mich irgendwohin verlaufen."
,,Wie kannst du dich jetzt noch verlaufen? Du bist doch schon letzte Woche Freitag ein mal alleine nach Hause gelaufen."
Sollte ich es ihm sagen? Ja? Nein? Eigentlich war das meine Chance, der Wahrheit näher zu kommen, nur wollte ich nicht unbedingt erklären, warum ich Spiderman hasste. Also wollen vielleicht aber können war dann nochmal eine ganz andere Sache.
Also wieder eine halbe Wahrheit:,, Spiderman wollte mich nach Hause bringen, aber ich wollte lieber laufen, also bin ich los marschiert und fast vor ein Auto gerannt.
Er hat mich gerettet und dann zu irgendeinem trockenen Unterstand gebracht, von wo aus ich dann irgendwie zu dir geirrt bin"
Peter schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an:,  Warum wolltest du lieber laufen? Das Wetter ist doch mehr als miserabel. Und hat Spiderman dich einfach da abgesetzt  und ist dann verschwunden? Wie unkorrekt"
Energisch schüttelte ich meinen Kopf, nur weil ich ihn hasste wollte ich Spiderman keine Lügen ans Bein hängen. Das wäre mehr als unfair. Genauso unfair, wie dass er Starks Schützling war, während seine rechtmäßige Tochter für das Gute kämpfte, er sie aber ignoriert hatte. Aber das würde Toby ja noch bereuen.
Schnell antwortete ich:,, Also ich kann das nicht gut haben, wenn ich ohne Sicherung durch die Luft fliegen, also wollte ich lieber alleine sein."
Irgendwas müsste Peter hellhörig gemacht haben, wenn jetzt fragte er mich noch:,, Was hälst du eigentlich von Spiderman? Und wo wir schon dabei sind, welche Theorie von Nyx glaubst du?" Ich grinste ihn an:,  Wird das hier ein Interview? Du scheinst ja bestens informiert zu sein. Mich interessiert das nicht so. Natürlich habe ich in den Nachrichten von Nyx gehört, s.. ihn aber noch nie echt gesehen und kann mir deswegen logischerweise keinen Eindruck von ihm verschaffen"
Gerade als Peter zu einer Antwort ansetzten wollte klingelte es an der Tür. Zu meinem Glück, denn auch wenn man es mir vielleicht nicht sofort sehen konnte, fand ich das Gespräch, was fast einem Verhör geglichen hat, äußerst unangenehm. ,,Oh, das ist sicher May, sie hat dann wohl ihren Schlüssel von der Haustür vergessen. Komm mal mit, wir essen dann gleich sicher."
irgendwie war das schön, dass Peter es also selbstverständlich hin nahm, dass ich einfach mit aß. Denn in meiner Wohnung würde es ganz schön schnell einsam, wenn ich die Musik noch so laut stellte, er war fehlte. Und ich wusste sogar was, es war der Gedanke, dass Fite noch da war. Ich dachte immer wen  ich etwas bastelte  wie er oder Gena das wohl finden würden. Bei jeder meiner Bewegungen überlegte ich, was sie an meiner Stelle  gemacht hätten. Aber meine Idole waren tot. Den Luxus, sie irgendwelche banalen Sachen zu fragen hatte ich nicht mehr. Ebenso wenig ie ich den Luxus gehabt hatte mich von Fite oder Gena zu verabschieden.
Meine Mutter hatte mich auf ihren Tod vorbereitet, aber ich konnte nicht mal ihre Leiche beerdigen, die jetzt wahrscheinlich in einem vollgewucherten Grab, was niemand besuchte lag. Tja und Fite war sogar noch etwas wütend auf mich gewesen.
Doch es machte keinen Sinn, in  der Vergangeheit zu leben, auch wenn ich noch viel zu oft daran dachte. Jetzt, in diesem Moment hatte ein netter Junge mich eingeladen, mit seiner genauso netten Tante zu essen. Und das würde ich mir nicht entgehen lassen, auch wenn dafür das Flugtraining etwas nach hinten geschoben wurde.

Stark ist nicht starkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt