Kapitel 49

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Es war einfach- erschreckend einfach- meinen Plan durch zu führen. Im Entführen besaß ich schon einige Erfahrung, wobei es sich da meistens um eine viel besser bewachte Person handelte.
Ich verschwamm mit den Schatten der Stadt, keine einzige Person bekam die komplett in schwarz gehüllte Person mit, welche mal über ein paar Nachteulen, die von einer Nachtschicht kamen, flog oder sich unbemerkt in dunkelen Gassen um her drückte.
Es dauerte nicht lange, bis ich meinen Zielort erreicht hatte. Besonders an Wochenenden ging es in der Nähe einer beliebten Diskothek immer hoch her. Hier trafen sich die guten Drogendealer, dabei kämpften die beiden rivalisierenden Gangs, welche ihre Anbieter dort aufstellten,  ständig um die gleichen Neukunden. Es bräuchte nur eine Kleinigkeit, damit der gebrechliche ,,Waffenstillstand" beendet wurde.
Und für genau diese Kleinigkeit würde ich jetzt Sorgen, ebenso wie ich   kurz danach die Polizei rufen würde.
Letzte Woche hatte ich das ganze schon geprobt, doch da konnten alle Dealer rechtzeitig, bevor die Polizei sie festnahm, flüchten, weshalb ich davon aus ging, dass sie diesmal mehr Streifen schicken müssten. Genug, um Spidermans Aufmerksamkeit zu wecken. Mit einem drücken eines Knopfes tarnten die Flügel sich als Rucksack. Damit würde ich unter den gut dreizig Leuten die dort ihre kleinen schmutzigen Geschäfte ab zogen sicherlich nicht auf fallen.
Man konnte die Spannung spüren, sobald man die gleiche Gasse betreten hatte. Die Dealer waren geradezu unaufmerksam, während sie sich gegenseitig versuchten zu übertrumpfen. Dabei konnte man genau sehen, wer zu welcher Gang gehörte. Es gab eine klare Linie. Unauffällig mischte ich mich unter die eine Seite, welche gerade damit beschäftigt war, sich mit den anderen an zu schreien, die Kunden wurden dabei gar nicht mehr beachtet.
Mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen schob ich mich durch die Menge. An der Front wartete ich nicht lange, bevor ich den nächst stehenden, groß gewachsenen Mann mit der Faust ins Gesicht schlug. Nicht so fest, dass er bewusstlos wurde, sondern genau so über dem Auge, dass eine Ader platzte und das Blut ihm die Sicht erschwerte.
So bekam er auch nicht mit, dass ich mich mit den Repulsoren an  den Füßen über alle hinweg flog.
Der Polizei Anruf war ebenfalls schnell getätigt, auch wenn meine Finger kurz zitterten. Es war das erste mal, dass ich die Polizei anrief. Und dabei versuchte ich sie auch nur in die Irre zu führen. Ihre Sirenen waren das wichtigste für meinen Plan.
Keine halbe Minute später hörte man eben diese auch schon aufheulen, mindestens eine Streife hatten sie also schon in der Nähe platziert.
Wenig später hörte ich fünf weiter näher kommen. Das musste Spiderman einfach anlocken.
Hoffentlich schwang er auch durch die richtige Gasse, in der ich mich versteckt hielt, denn sonst wäre mein ganzer schöner Plan dahin.
Ich reagierte eher als Reflex, als dass ich die Person ihm eiten Anzug wirklich sah, als ich einen Betäubungspfeil, den man gewöhnlich für Tiere  verwendete, in seinen Hals schoss.
Im selben Moment würde auch schon schlapp und bloß noch die Spinnenweben aus seiner einen Hand hinderte ihn am fallen.
Rasch flog ich hoch und schnappte mir den schlaffen Körper. Er war unerwartet schwer, was aber ziemlich sicher lag das an den vielen Muskeln und nicht am Speck lag.
Zum Glück war der Weg zur Lagerhalle nicht besonders weit. Vielleicht zehn Blöcke, dann könnte  ich ihn ablegen.
Die Betäubung dauerte ungefähr vier Stunden. Also hätte ich rein theoretisch Zeit, bis er gut gefesselt sein müsste. Das ging klar, nur sollte ich mich doch beeilen, da ich noch die Kameras wieder ein schalten müsste.
Spiderman war wirklich schwer, so viel wusste ich, als ich ihn vor dem Eingang kurz ablegte um die Kameras wieder ein zu schalten und die Tür zu öffnen. Der Raum war wirklich nicht groß und es wurden auch keine Waren dort gelagert. Außer zwei Matratzen  und einem Nachttöpfchen gab es nichts weiteres. Fürs erste würde ich Spiderman Fesseln, sodass er weder seine Beine noch Arme bewegen konnte, um erstmal zu sehen, wie er reagierte. Aber für ein halbwegs passables Verhältnis würde das sicherlich nicht Sorgen. Ich zumindest wäre nicht nur etwas angepisst, sollte mich jemand erst betäuben und dann noch Fesseln...
Also schaffte ich die Person dort rein und schloss, nachdem ich mich durch einen Metalldetektor , der in meine Brille eingebaut war, getestet hatte  das Spiderman keine Waffe bei sich führte.
Er hatte nichts dabei, nicht mal in den Ärmel ein klitzekleines Messer geschoben. Wie töricht von ihm, dich ganz auf deine Fähigkeiten und die Techniken des Anzuges zu verlassen.
Denn seine K.I. würde auch nicht mehr funktionieren: Er könnte kein Hilfesignal oder irgendwelche Botschaften verschicken, genau so wenig wie auf ihre Angriffmodus zugreifen könnte. Außerdem hatte ich dafür gesorgt, dass der Raum genau so Schalldicht wie ein Tonstudio und sicherer als jedes Hichsicherheitsgefängnis war.
Tony Stark würde ihn im Leben nicht finden!
Ich hatte gedacht, dass ich mich besser nach der Aktion fühlen würde, aber irgendwie traf das nicht zu.
Vermutlich würde es nicht mal so sein, wenn mein Vater vor Angst eine Armee beauftragte ihn zu bewachen. Ich war dazu ausgebildet worden, schlechte Menschen, wie Stark zu finden, fangen und bedrohen, nur wusste ich ganz genau, dass es unfair genüber den unschuldigen Familienangehören meines Opfers war.
Aber ich musste das jetzt durch ziehen, müsste jetzt zurück in meine  Wohnung gehen, als sei nichts passiert.
Zweifel über das eben gemachte fraßen sich in mich hinein, wie ein ekelhafter Parasit. Ich hatte schon immer ein viel zu großes Gewissen gehabt, darüber regten Fite und Gena sich im Himmel sich gemeinsam regelmäßig drüber  auf.

Stark ist nicht starkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt