Kapitel 6.

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Am Morgen war es dann soweit. Hope verabschiedet sich von ihren Eltern und Luna und ich tuen das aus Respekt auch. Naja eher ich. Luna ist ein sehr verschlossenes Kind durch ihr Kindheitstrauma. Wenn sie einen aber mag, ist sie der liebenswürdigste Mensch, den ich kenne. Es fühlt sich an, als wäre sie meine richtige Schwester. „Passt auf euch auf Kinder. Wenn irgendwas ist könnt ihr jederzeit mir..."sagt ihr Dad und ihre Mutter unterbricht „... jederzeit Taylor schreiben" beendet sie den Satz des Vaters, ehe sie beide durch die Tür verschwinden. Was geht denn hier ab?Was war das? Hope sieht ihren Eltern hinterher und winkt nochmal. „Du warst noch nie lange alleine oder?" frage ich, da ich ihren Blick sehe, ehe ich mich an den Türrahmen lehne. Ich sehe, dass sie irgendwas hat. Das sieht jeder mit Sehbehinderung. „Nein. Noch nie Monate. Ein paar Wochen sind ja okay, aber Monate?" seufzte sie und schloss die Tür. Die Mutter von ihr freut sich anscheinend weiter weg zu sein. Irgendwie habe ich durch die Aktion gerade das Gefühl, dass der Dad mehr an Hope hängt, als die Mutter. Meine Eltern sind halt eben immer weg. Ich kenne das mit diesen Familiendingen eh nicht. Daran hänge ich einfach nicht.

Nach unserem kurzen Gespräch gehen wir wieder getrennte Wege. Ich fahre zum meinem Training und Hope bleibt daheim. Als ich ankomme, schlage ich sofort mit meinen Freunden aus der Mannschaft ein. „Ich hab es schon gehört, bro. Du bist umgezogen?" fragt mich Julian Brandt. Julian gehört zu meinen besten Freunden hier im Team. Mit Kevin Volland verstehe ich mich auch super. Wir bilden hier meistens die 3er-Gruppe, weshalb er auch schnell ankommt und mit uns einschlägt. Klar, ist er älter als Julian und ich, aber genauso bescheuert, wie wir zusammen.

„Ja. Neue Freunde von meinen Eltern wollten ihre Tochter nicht so lange alleine lassen. Deshalb muss ich dort mit meiner Schwester chillen. Wären wir zwei nicht zu ihr gezogen, hätten die Eltern von dem Mädchen den Deal bestimmt nicht gemacht. Also der Dad. Der Mutter ist das irgendwie egal" beginne ich zu lachen und meine zwei Freunde auch. Mit den Jungs hier aus dem Team kann ich anders umgehen, als mit den aus meiner Schule. In der Schule bin ich eher der harte Typ und hier bin ich einfach so, wie ich grade Lust habe. Ich fühle mich so wohl und die gesamten Jungs sind zu meiner zweiten Familie geworden.

„Ist sie wenigstens süß und wie heißt denn die junge Dame?" fragt mich Julian und ich grinse nur. „Sie heißt Hope. Süß schon, aber nichts für mich. Sie läuft meistens in Hoodies herum. Du weißt, dass ich eher auf künstliche stehe. Lange Fingernägel, Extensions, geschminkt und schöne dicke Lippen. Deshalb ist sie eben nicht das, was ich anziehend finde" erkläre ich schnell und Kevin beginnt zu lachen „Kai, du beschreibst keine Frau, sondern eine Barbie" macht er sich darüber lustig und ich lache auch „Ja, aber ihr wisst doch, was ich meine" verteidige ich mich und Julian meldet sich zu Wort. „Tja, wie sagt man so schön? Die HOFFNUNG stirbt zu letzt" schmunzelt er und ich lache. Was ein schlechtes Wortspiel. Er spielt ja auf ihren Namen an, weshalb es schon irgendwie etwas lustig war. „Du hattest schon bessere" meckere ich und er grinst. „Der war voll gut man" verteidigt er sich nun selbst, ehe unser Trainer pfeift. Es geht los mit dem Training und wir laufen amüsiert von dem Gespräch los zum Aufwärmen.

Zum Aufwärmen laufen wir ein paar Runden und dann kommt Krafttraining. Wir stellen einen kleinen Parcour auf, den jeder nacheinander ein paar Mal auf und ab laufen muss. Das ist meistens so anstrengend, dass das Fußballspiel safe danach mir den Rest geben wird. Nach dem Parcour gehe ich erstmal etwas trinken, da die Trinkpause nun ist. Das tut so gut. Ich dehydriere gleich, ohne Witz. Nach der Trinkpause geht es schon weiter. Wir spalten uns und spielen gegeneinander. Meine Spezialität liegt nebenbei beim 11. Meter schießen. Das ist richtig mein Ding. Wenn wir spielen, bin ich ein Mittelfeldspieler. Torwart wäre so garnichts für mich.

Das freundschaftliche Fußballspiel zwischen unserer Mannschaft ging für unsere Hälfte leider blöd aus. 1:0 für die Hälfte in der Julian war. Klar sind wir sowas wie beste Freunde, aber lieben es uns zu übertrumpfen. Immer und überall. Einfach ständig. „Hat dir die Abreibung gefallen?" fragt er mich stolz, als wir uns grade umziehen. „Jaja komm. Sehr witzig. Nächstes mal, werde ich es dir nicht zu leicht machen. Das war doch Absicht" lüge ich natürlich, um meinen Stolz zu bewahren und mache meine Sachen in meine Sporttasche. Dann schließe ich meinen Spind ab. „Werden wir ja sehen. Wann kann ich denn mal bei deinem neuen Zuhause vorbeischauen Havertz?" fragt er mich, während er sich seine weißen Air Force 1 zu bindet. „Wann du willst. Schreib mir einfach vorher" sage ich nur und er nickt. „Geht klar" fügt er noch hinzu und wir verabschieden uns mit einem Handschlag.

Ich fahre dann endlich einmal nachhause und laufe an dem Zimmer von Hope vorbei. Ich höre, dass sie wohl unter der Dusche ist. Sie hat ein eigenes Bad an ihrem Zimmer, was ziemlich unfair ist. Aber naja, ich bin ja auch nur Gast hier. Dann fällt mir aber ein, dass ich ja noch die Sportsachen in meiner Hand habe. Mist. Sowas blödes passiert auch nur mir. Ich laufe dann also wieder die Treppen nach unten und gebe diese dem zuständigen Personal, sodass es gewaschen wird. Es ist schon Abend, aber ich bin grade einfach zu faul die Treppen nach oben zu laufen. Also setze ich mich ins Wohnzimmer erstmal kurz auf die Couch. Immerhin bin ich ja eh schon unten, oder? Ich lege meine Füße nach oben und strecke mich einmal. Wäre Fußball nicht meine Leidenschaft, würde ich das nicht mehr machen. Es ist so anstrengend. Ehrlich. Manchmal einfach die Hölle. Aber jede Verletzung oder Muskelzerrung ist es mir wert, wenn ich das tuen kann, was ich liebe.

Ich erblicke in meinen Gedanken plötzlich das Handy von Hope auf dem Tisch. Mich kribbelt es in den Fingern mal einen Blick darauf zu werfen. Was denke ich überhaupt da? Natürlich werfe ich einen Blick rein. Kann mir doch egal sein, ob sie ihre Privatsphäre will. Immerhin soll sie es dann nicht so offen liegen lassen. Oder? Hoffentlich hat sie kein schweres Passwort und erwischt mich nicht.

Ich entscheide mich dazu dran zu gehen. Ich nehme es in meine Hand und muss kurz lachen. Ach gott. Sie hat ja nicht einmal ein Passwort. Wieso hat man kein Passwort in seinem Handy?Sie denkt sich auch No Risk, no Fun. Nice.

Dann stöbere ich etwas durch. Ich scrolle durch ihre Insta-Dm's. Sie hat nicht einmal Bilder online. Langweilig. Dann schaue ich auf Whatsapp. Auch nichts interessantes. Aber als ich dann auf Snapchat gehe, bekomme ich einen Schlag. Ich sehe Bilder von ihr in ihren Memorys, die mich überraschen. Ich sehe sie geschminkt und sogar in engeren Sachen. Das alles hat vor ein paar Wochen erst aufgehört, was ich erkenne, als ich mir die Daten ansehe. Welcher Typ hat denn bitte ihr Herz so krass gebrochen, dass sie jetzt so rumläuft? Aber ich bin beeindruckt. Ihr Style ist richtig gut und die Bilder? Uff. Allein ihre Figur ist einfach..Arggghhhh. Hätten wir uns so kennengelernt, wäre es ziemlich gefährlich hier im Haus zwischen uns geworden. Aber das kann ich dick und fett unterschreiben.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt