Kapitel 61.

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<<Hope's Sicht>>

Gegen 13:00 Uhr wache ich plötzlich auf dem kalten Fußboden in meinem Wohnzimmer auf, da jemand klingelt. Die Klingel hört sich so laut und schrill im Wohnzimmer an, dass es kaum überhörbar ist. Meine Augen öffnen sich nur schwer und ich blicke direkt an die weiße Decke. Die Kopfschmerzen dröhnen so stark, dass mein gesamter Körper sich schlapp anfühlt. Vor Schmerz drücke ich kurz meine Augen zu und halte meinen Kopf fest, ehe ich mich aufsetze. Gestern war wohl zu hart. Als ich mich an gestern erinnere, werden meine Augen groß und ich schaue zuerst an mir herunter. Sofort fällt mir das weinrote Shirt an mir auf. Dieser Gedanke beunruhigt mich..was ist gestern passiert? Ich war bei Kai und jetzt irgendwie daheim. An mehr erinnere ich mich nicht mehr nach der Party. Sofort werde ich zappelig und um so mehr ich mich anstrenge, um so weniger funktioniert irgendwas. Ich versuche irgendwie etwas zusammenzufügen, allerdings ertönt schon wieder diese nervige Klingel.

Genervt und noch total fertig stehe ich auf. Wow, war ich schon immer so unsicher auf den Beinen? Ich tappe so gut es geht zur Haustür und reiße sie auf, als würde es irgendwas gratis geben. „Was?!" sage ich total böse davon, dass die Klingel mich geweckt hat. Aber als ich erblicke, dass Kai vor meiner Tür steht, reißen meine Augen sich nochmal besonders auf. Als ich ihn richtig visuell also vor mir hatte, kamen mir verschiedene Bruchstücke in den Sinn. Ich erinnere mich daran, wie ich geweint habe. Allerdings erinnere ich mich auch daran, wie er mir die Zähne geputzt hat, was mich irgendwie schon wieder freut. Wäre ich ihm total egal, hätte er das niemals getan.

Nun steht er hier. Sein Gesichtsausdruck ist irgendwie so, als wüsste er selbst nicht, wieso er hier ist. Er wirkt so unbeholfen und gleichzeitig so.. naja so nervös. Seine Hände sind in seinen Taschen von seiner schwarzen Jacke verschwunden und seine Haare sind ganz verwuschelt. Er sieht so aus, als wäre er direkt nach dem Aufstehen gekommen, was mir auch die Jogginghose verrät. „Tut mir Leid naja.. ich.. ach war ne blöde Idee" beginnt er zu antworten auf meine schrecklich unfreundliche Begrüßung grade. „Nein Kai, es tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass du es bist. Komm rein. Bitte" bitte ich ihn und da ich plötzlich so erfreut und erleichtert bin, dass er hereingekommen ist, sind meine Schmerzen fast schon vergessen.

„Wie geht es dir?" fragt er, als er drin ist und ich die Tür schließe. „Ganz gut. Danke nochmal, wegen gestern. Ich kann mich zwar nicht mehr an alles erinnern, aber es bedeutet mir viel, dass du hier bist" meine ich und beiße mir leicht auf meine Unterlippe. Er wippt mit seinen Füßen etwas unbeholfen hin und her, als wäre er zum ersten Mal hier. „Naja, du wolltest reden und.. ich denke ich bin bereit" sagt er, während er lautstark ausatmet, als wäre ihm die Entscheidung schwer gefallen. Es ist mittlerweile so viel Zeit vergangen, dass ich mich nun vorsichtig an die Sache herantasten möchte. Ich erinnere mich nicht mehr wirklich daran, dass ich ihn eingeladen habe, aber ich bin heilfroh, dass ich es getan habe. Nie wieder Drogen, ehrlich. Für nix und niemanden.

„Danke. Ich weiß es zu schätzen, dass du gekommen bist. Ich weiß wirklich, dass ich dich zu tiefst verletzt habe. Ich möchte mir auch nicht vorstellen, was alles in dir vorgeht. Ich würde mir wirklich wünschen, dass du mir noch eine zweite Chance gibst. Ohne Druck. Nur ein Wunsch" sage ich nun mit aller Vorsicht und mit genügend Abstand zu ihm. Ich möchte nicht, dass er sich eingeengt fühlt. Kai ist ein reiner Freigeist und sobald man ihm zu nah kommt, ist er weg. Er kann mit fremden nicht umgehen und bekommt Panik. Bei Kai muss man einfach wissen, wie man mit ihm umzugehen hat.

„Ich habe mir gestern wirklich sehr viele Gedanken darüber gemacht. Deine Reaktion, als ich dich gehen lassen wollte für immer, hat mir irgendwie gezeigt, dass es nicht nur mich gibt. Ich habe mich die ganze Zeit in die Opferrolle gestellt und dich fertig gemacht. Einfach naja.. Ich konnte damit..ach Hope ich.." beginnt er zu stottern. Ich komme näher und wage es einfach seine Hand zu nehmen. „Du konntest mit dem Gefühl nicht umgehen. Wenn man jemanden liebt wird man verletzlich. Egal ob man das möchte oder nicht. Es ist einfach so. Du musst es nicht in Worte ausdrücken, wenn du es nicht kannst. Das ist vollkommen okay. Wieso sollen wir gleich schon rennen, wenn wir erst laufen gelernt haben?" beginne ich zu lächeln, da ich während meiner Rede sehe, wie er lächelt. Kein Streit. Keine lauten Töne. Wir reden, wie zivilisierte Menschen und es fühlt sich gut an. Verdammt gut.

„Ja, du hast recht. Es hat sich in meinem Leben noch nie etwas so echt angefühlt, wie mit dir. Es ist, als wäre ich angekommen. Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt Hope. Die Zuneigung die du mir gibst, habe ich vorher nicht wirklich erfahren und.. fuck, ich komm mir vor, wie in einem Schnulzenroman" beginnt er zu lachen und ich steige mit ein. Sein Lachen ist so herzlich und so wunderschön,  dass ich nicht anders kann, als mitzuziehen. „Heißt das, dass du mir noch eine zweite Chance gibst?" frage ich nun ganz aufgeregt, als würde ich mit meiner pinken Einhornschultüte zum ersten Mal vor der Grundschule stehen.

„Ich gebe U-N-S noch eine Chance, da es unglaublich ist, wie schön es sich anfühlt geliebt zu werden und dich zu lieben" überwindet er nun alle Grenzen und Mauern, die er vor sich aufgezogen hat. Er ist dabei sich mir wieder hinzugeben und auch wenn ich weiß, dass sein Vertrauen nicht zu 100% repariert ist, bin ich willig zu beweisen, dass ich die Chance wert bin. „Und ich werde nie wieder an deiner Liebe zu mir zweifeln. Nie mehr" gebe ich ihm ein versprechen. Ein Versprechen, dass bei mir nun höchste Priorität hat, da ich einfach daran glaube, dass ich und Kai vom Schicksal zusammengeführt wurden. Die ganze Scheiße, die uns passiert ist hat uns gezeigt, was diese Liebe wirklich bedeutet und dafür bin ich dankbar.

Keine Sekunde später kommt sein unverschämtes Grinsen in sein Gesicht und ich weiß ganz genau, was er vor hat. „Du brauchst mir zu lange" grinse ich nun nach einer Weile mit und lege endlich meine Lippen nach so langer Zeit wieder auf seine. Ich habe fast schon vergessen, wie weich sie sind, als er ihn fast schon stürmisch erwidert. Seine Hand zieht mich an meiner Taille zu ihm näher heran, was ich auch so vermisst habe. Ich fühle mich so schwerelos und fühle wieder dieses brodelnde Gefühl in mir, was nur er mir geben kann. Er ist es und ist es schon immer gewesen.

Später erzählte mir Kai noch von seinem Angebot von dem Trainer der Nationalmannschaft. Ich habe mich so für ihn gefreut und sofort war mir klar, dass ich ihn auf dieser Reise nun auch begleiten werde. Ab diesem Zeitpunkt war uns beiden klar, dass nun unser gemeinsames Leben beginnt. Zusammen werden wir reisen wegen seinem Angebot und endlich hoffentlich zusammenziehen. Nun beginnt unser Leben zu zweit. Nun liegt ein bisschen Streit hinter uns und ein Leben voller Glück und Freude vor uns. Ich und Kai sind gespannt, was das Leben noch so für uns vorgesehen hat. Aber eins weiß ich: Dieser junge Mann ist das beste, was mir je passiert ist. Mit allen Höhen und Tiefen, die wir erlebt haben und noch gemeinsam erleben werden.

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                                  The End

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt