Kapitel 20.

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<<Kai's Sicht>>

Danach ist nichts mehr spannendes passiert. Mittlerweile ist der nächste Tag vergangen und nun ist es der 26.12. Es ist super kalt draußen. Hope trägt die Kette, die ich ihr gestern geschenkt habe, was mir wirklich sehr gefällt. Aufgrund der Kälte schmeiße ich den Kamin an, der auch im Wohnzimmer ist. Wir haben vor einen Weihnachtsfilm zu schauen, der um 20:15 Uhr läuft.

„Komm beeil dich. Nur noch wenige Minuten!" sagt Hope angespannt, während ich den Kamin anwerfe. „Das Feuer braucht eben seine Zeit" lache ich etwas. Ich habe sowas noch nie gemacht. Deshalb dauert es auch etwas länger bei mir, bis das Holz wirklich angefangen hat auch zu brennen. Vor ihr, gebe ich natürlich dem Holz die Schuld. Ich sage die ganze Zeit, wie schlecht das Holz doch wäre. Aber eigentlich ist es nur das erste Mal, dass ich sowas überhaupt mache. Muss sie aber ja nicht gleich wissen.

Als ich es dann letztendlich auch noch rechtzeitig geschafft habe, setze ich mich zu ihr auf die Couch. „Hier" sage ich und gebe ihr eine Wolldecke, die immer neben der Couch liegt. „Danke" lächelt sie und öffnet die graue Decke. Sie schüttelt sie einmal und legt sie dann über ihre Beine. Sie schaut zum Film und kuschelt sich an ein Kissen. Sogar wenn wir einfach nichts machen, ist es nicht langweilig. In dem Weihnachtsfilm geht es um den geizigen alten Geschäftsmann Ebenezer Scrooge. Dieser wird eines Nachts von drei Geistern besucht, die sein Leben komplett auf den Kopf stellen. Es geht um die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht. Irgendwann lernt er, dass er nur weiter kommt, wenn er nicht mehr geizig ist. Er erkennt den Wert und den Zauber der Weihnacht und verändert sein ganzes Leben. Der Film ist ein Klassiker. Kennt bestimmt wirklich jeder auf der Welt.

„Ich frag mich halt immer, ob er wirklich die ganzen Geister gebraucht hat um zu verstehen, wie allein er doch wohl ist. Oder wie siehst du das? frage ich, als es langsam aber sicher auf das Ende zugeht. „Hope?" frage ich, da sie mir keine Antwort auf meine Aussage bzw Frage gegeben hat. Ich schaue zu ihr rüber und sie ist eingeschlafen. Unfassbar, dass ich dies nicht bemerkt habe. Ihre kompletten Haare liegen ihr im Gesicht, weshalb ich etwas lachen musste. Ich drehe mich in ihre Richtung und streiche ihr sanft die Haare von ihren Gesicht. Meine Hand platziere ich kurz an ihrer Wange und streichele einmal darüber mit meinen Fingern. Ich weiß nicht wann das ganze angefangen hat, aber für mich ist sie etwas ganz besonderes. Sie ist für mich anders, als alle. Okay, ich sollte nicht so übertreiben. Ich meine einfach, dass ich sie wirklich als Mädchen schätze. Ich schätze sie wirklich wert.

Kurz überlege ich und ziehe ihr das Kissen unter ihrem Kopf weg, sodass ihr Kopf auf meine Schulter absichtlich fällt. Mit meinen Händen habe ich ihren Kopf sanft abgefangen, dass sie nicht davon aufwacht. Nun liegt ihr Kopf auf meiner Schulter und ich schließe ebenfalls die Augen. Unbeschreiblich, wie gut es sich anfühlt. Dann klingelt mein Handy und ich sehe drauf, als ich es aus meiner Hosentasche hole. Eine Nachricht von Dean. Der will bestimmt wieder feiern gehen, denke ich mir schmunzelnd. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, was gleich auf mich zukommt.

Er schickt mir ein Foto aus dem Internet. Es ist ein Foto von mir und Hope von Heiligabend. Also das Foto ist zwei Tage alt. Das Foto habe ich noch nicht gesehen. Aber es ist so süß, wie unbeholfen sie mich ansieht auf dem Foto.

Ich: Was ist damit?Ist nur
ein Mädchen mit mir auf
einer Veranstaltung, Bro. 😂

Dean: Darum geht es nicht.
Ich habe das Foto heute morgen
schon gesehen und dachte schon,
dass dieses Weib mir bekannt vorkommt.
Dann ist mir vor paar Minuten der Blitz gekommen. Kannst du dich nicht an
sie erinnern?

Ich: Nein wtf.
Ich habe sie vor geraumer Zeit
erst kennengelernt.
Was ist dein Problem?

Dean:Bro, dann helfe ich
deinem Gedächtnis
etwas auf die Sprünge.
Irgendwann im Oktober
war das. Wir waren auf einer
Party und sind danach zu dir.
Dann sind wir doch an dieser
einen Brücke vorbeigelaufen.
Ich war doch krass horny an
dem Tag. Ich wollte doch
dieses eine hübsche Mädchen
zwingen, weil ich scharf auf sie
war. Ich schwöre dir Bruder..
das ist sie! Sie ist das Mädchen,
dass ich wollte und du das
verhindert hast.
Aber zu 100%. Wer ist sie und
wieso ist sie mit dir dort
gewesen?


Nach dieser Nachricht werde ich sofort bleich. Deshalb ist sie mir direkt bekannt vorgekommen und ich ihr.
Weil wir uns schonmal begegnet sind!
„Das kann nicht sein" sage ich leise zu mir selbst und fasse mir fassungslos an meinen Kopf. Tausend Erinnerungen rasen mir plötzlich durch den Kopf von dieser Nacht. Fuck. Ich war so betrunken man.
Ich sehe sie vor mir, wie sie weint und sich versucht von Dean loszulösen. Ich sehe, wie Dean sie berührt. Ich sehe, wie er ihr Shirt hochzieht und sie so verdammt ängstlich war. Ihr Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen. Natürlich hab ich das Ereignis nie vergessen, aber ihr Gesicht war in meinem betrunkenen Kopf einfach weg. Nun erinnere ich mich komplett wieder. Ich will nicht wissen, wie sie sich gefühlt hat. Sowas wünscht man nicht einmal seinem schlimmsten Feind. Klar war Dean betrunken, aber er wollte sie trotzdem einfach zwingen mit ihm seine Spielchen zu machen. Fuck. Mir wird sofort total heiß und ich greife mir an meinen Kragen. Diesen bewege ich vor uns zurück, sodass ich Luft zugefächelt bekomme. Es ist, als würde jemand mich mit Nadeln an meinem ganzen Körper stechen. Es schmerzt, weil ich sie nicht erkannt habe. Es schmerzt mich, weil ich dabei war und es anfangs zugelassen habe.

Das wird sie mir nie verzeihen. Das ist auch bestimmt der Grund, wieso sie sich so verändert hat. Wieso sie immer nur Hoodies trägt und immer so einen großen Atemzug gemacht hat, wenn ich sie berührt habe am Bauch. Sie bedeutet mir etwas, weshalb es wahrscheinlich grade so ein Schock ist. Was mach ich jetzt nur?Soll ich ihr die Wahrheit sagen?Immerhin hätte sie schon längst was gesagt, wenn sie sich an mich erinnern könnte. Ich muss es ihr sagen, bevor sie es von jemand anderem erfährt.
Ja, das werde ich tuen. Ganz sicher.

Sie spürt wohl im Schlaf, dass ich zucke und unruhig bin. Ganz verschlafen bewegt sie ihren Kopf „Ich will doch nur schlafen" murmelt sie und vergräbt ihren Kopf nur noch mehr in meiner Halsbeuge. Oh nein. Sie ist wach. Ich zappele noch mehr herum aus Nervosität, allerdings eher unbewusst. Sie hebt dann sanft den Kopf und reibt sich müde über die Augen. „Du bewegst dich ganz schön viel. Entschuldige, dass ich eingeschlafen bin und anscheinend auf dich gefallen bin" lächelt sie mich an, während sie noch total süß ihre Augen reibt. Dann öffnet sie sie und sieht mich an. „Du bist ja ganz blass. Alles okay?" fragt sie besorgt, obwohl sie noch total schlaftrunken ist. Ich kann es ihr nicht sagen. Es geht nicht. Sie wird mich hassen dafür. Sie wird mich hassen dafür, dass ich es zugelassen habe, dass er sie berührt bevor ich dazwischen gegangen bin.

Aus Reflex und Besorgnis nimmt sie meine Hand, da ich ihr immer noch nicht antworte. Schuldgefühle kommen mir hoch und ich ziehe meine Hand nur weg. „Ja" sage ich unbewusst total kühl, da ich noch total in Gedanken bin und Schuldgefühle mich überströmen.
„Okay hab es verstanden. Ich gehe dann jetzt hoch.." murmelt sie etwas enttäuscht, ehe sie nach oben geht. Sie denkt wohl, dass es mich gestört hat, dass sie eingeschlafen ist. Fuck. Ich kann sie nicht einmal richtig ansehen. Obwohl sie weg ist, ist mein Blick noch ganz starr am Boden. Ich werde sie nie mehr ansehen können.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt