Kapitel 12.

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<<Hope's Sicht>>

Ein paar Stunden später am Abend ist Kai dann auch gegangen. Langsam fangen wir an uns wirklich besser zu verstehen, obwohl wir so verschieden sind. Ich bin etwas traurig, dass mir Jamie länger nicht mehr zurück snapt. Ich habe ihn schon öfter wieder angesnapt, aber er gibt mir keine Antwort. Besser gesagt, hat er nicht einmal meine Snaps geöffnet. Toll oder? Früher haben wir täglich geschrieben. Er fehlt mir. Aber naja, er ist jemand aus dem Internet.  Was will man erwarten?Wieso soll ich einem Phantom hinterherlaufen?

Luna schläft mittlerweile schon, da sie total müde war. Ich setze mich auf die Couch und schaue mich etwas auf Instagram um. Ich konnte mir nicht verkneifen mir das Profil von Kai anzuschauen. Ich sehe mir seine Bilder an und er hat fast nur Bilder hochgeladen vom Fußball. Viele Follower hat er noch nicht. Er steht noch am Anfang. Das finde ich aber ganz gut. Ich halte nichts davon so präsent zu sein. Nachher würden uns Fans noch die Tür einrennen oder mich entführen, weil ich mit ihm zusammen wohne. Das ist wirklich eine lustige Vorstellung. Dann entdecke ich ein Bild von ihm und einem anderen Fußballer. Sein Name ist Julian. Der sieht richtig gut aus. Ich bin beeindruckt, was für attraktive Mitspieler Kai doch hat. Bei dem ganzen stalken, schlafe ich irgendwann am Handy einfach ein.
Ich war noch nicht einmal fertig!

Sehr spät in der Nacht gegen drei werde ich geweckt dadurch, dass ein großer Knall direkt neben meinem Ohr ertönt. Ich schrecke hoch und das Licht ist an. „Du bist es" fällt mir ein Stein vom Herzen, als ich entdecke, dass es nur Kai war. Hätte ja auch etwas schlimmeres sein können „Die Vase" murmelte ich müde und reibe mir über die Augen, als ich sehe, was zu bruch ging. Ich rieche plötzlich den starken Geruch von Alkohol und Zigaretten. Ekelhaft. „Du stinkst" meine ich böse und stehe auf, als ich ihn richtig ansah. Plötzlich schrecke ich zurück.Ich bekomme einen Schock. „Kai?Was ist mit deinem Gesicht?!" frage ich unbeholfen. Er ist total betrunken und nicht mehr wirklich bei sich. Seine Hände sind voller Blut und seine Lippen sind auch voll mit Blut. „Nichts" grummelt er und bekommt die Augen nicht mal mehr wirklich richtig auf. Was ist nur passiert?

Ich nähere mich ihm langsam. Natürlich bin ich immer noch geschockt, aber das Gefühl lässt langsam nach. Das Gefühl geschockt zu sein stellt sich in den Hintergrund, da ich eher die Sorge gerade innerlich entwickele. „Ich helfe dir" sage ich langsam und er geht einen Schritt zurück. „Lass mich in Ruhe" nuschelt er und läuft im zickzack Muster zur Treppe. Ich kann garnicht erst hinsehen. „Lass mich dir helfen" sage ich erneut und er schüttelt wieder den Kopf. Oh man. Er stürzt bestimmt gleich. Ich beobachte ihn, wie er mühsam in sein Zimmer geht. Irgendwie belustigend.

Natürlich lasse ich mich nicht so leicht abspeisen. Ich mache mir wirklich sorgen, was wohl passiert ist. Er hat sich offensichtlich mal wieder geprügelt, dies erkenne ich sehr wohl. Ich laufe ins Bad und nehme einen Waschlappen, eine kleine Schüssel mit warmen Wasser und Wattepads, um ihm später so ein Spray mit Desinfektionsmittel auf die Wunden zu geben. Ich laufe die Treppen nach oben und klopfe an sein Zimmer „Kai, ich komme rein. 3..2..1" zähle ich runter und gehe rein. Dabei halte ich mir die Augen zu „Bist du angezogen?" frage ich und schließe mit meinem Fuß die Tür. „fast" murmelt er nur ich spitze kurz durch die kleinen Löcher, die zwischen meinen Fingern vor meinem Gesicht entstehen. Ich erkenne, dass er kein Shirt an hat, allerdings eine Jogginghose. Zwar sitzt sie katastrophal, aber wenigstens verdeckt sie alles. Ich nehme die Hand vom Gesicht und stelle erstmal das ganze Zeug auf sein Bett. „Anziehen, kannst du dich wohl auch nicht mehr" meckere ich und stelle mich vor ihn. Ich atme kurz durch und er fängt leise an zu lachen, während ich ihm die Hose an den Seiten richtig ziehe. „Was ist so lustig?" frage ich, als ich grade fertig war und er mir genau in die Augen sieht. Wow, beim hochziehen habe ich nicht realisiert, wie nah ich überhaupt an ihm stehe. Außerdem sind seine Augen grade so tiefgründig, als könnte ich in ihn hineinsehen. Einfach beeindruckend, diese Verbindung gerade. „Du bist so vorsichtig. Als hättest du noch nie einen Typen berührt an der Hüfte" nuschelt er grinsend. Ich tue so, als ob es witzig wäre, obwohl es die Wahrheit war. Den Moment hat er somit auch zerstört. Das ist nebenbei aber auch alles nichts für mich mit diesem: ich berühre dich und du berührst mich. Ich mag das einfach nicht. Mir ist es irgendwie auch etwas unangenehm zuzugeben vor ihm, dass ich mit meinem Alter sowas noch nie gemacht habe. Aber das muss er ja nicht wissen. Er lacht mich ja bestimmt eh nur aus, weil er sich immer viel zu krass fühlt.

Daraufhin setzt er sich auf sein Bett und ich ihm gegenüber. „Jetzt halt einfach still und lass dir helfen, wenn du dich schon prügeln musst" seufzte ich. Zuerst weigert er sich und dann gibt er endlich nach. So ein verdammter Sturkopf. Ich nehme den Waschlappen und befeuchte ihn mit dem warmen Wasser. Ich drehe den Lappen noch einmal aus und neige mich zu ihm vor. Zuerst mache ich seine Hände sauber, die voller Blut sind. Nachdem das getrocknete Blut weg war, sah man kleine Wunden vereinzelt an seinen Knöcheln. Uff.. Das sieht echt schlimm aus. Wir schweigen uns etwas an, bis ich den Lappen sauber mache. „Dankeschön" meint er nur und ich nicke nur kurz, da ich konzentriert bin. Mit dem nun sauberen Waschlappen, tupfe ich ihm nun sanft das Blut von der Lippe ab. Dabei sieht er mich die ganze Zeit an, was ich in meinem Augenwinkel sehen kann. „Was ist passiert?" frage ich, um die Anspannung zwischen uns zu lösen. Wieso die Spannung zwischen uns überhaupt vorhanden war, konnte ich mir auch nicht erklären. Aber sie war irgendwie vorhanden. So präsent, dass sie ein komisches Gefühl in meinem Magen auslöst.

„Nicht so wichtig" meint er nur stumpf und sieht mich immer noch an. Er will nicht darüber reden und das ist okay, also lasse ich es gut sein. Kurz schweift mein Blick manchmal nach oben und dann sehen wir uns genau in die Augen. Jedesmal wenn das passiert, muss einer von uns etwas schmunzeln. Aber er wendet den Blick einfach nicht ab. Es ist, als gibt es grade nur uns zwei. Irgendwie komisch, was grade passiert.Es löst einfach eine starke innere Unruhe in mir aus.

Als das Blut dann komplett weg war, nehme ich die Wattepads raus und sprühe etwas Desinfektionsmittel auf dieses drauf. „So jetzt könnte es brennen" warne ich ihn vor. „Halb so wild" macht er auf cool und ich schmunzele. Okay, wenn er es so will, dann will er es so!  Ich drücke ihm das Mittel auf die Wunden und er zuckt so stark zurück, dass ich lachen musste. „Ahhh" meint er nur und kneift die Augen zusammen. „Sei kein Baby!" beschwere ich mich und bringe das Desinfizieren zu Ende. Ich genieße es grade so sehr, dass er es unangenehm findet. Könnte ich mir den ganzen Tag ansehen, so einen unbeholfenen Kai. Der Hammer. Ehrlich.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt