Kapitel 9.

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<<Hope's Sicht>>

Den Teil mit meinen Eltern hat mich einfach verletzt eben. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie mich zurückgelassen haben. Er wusste genau, wie er mir weh tuen kann und hat es getan. Er nutzt die schwächen anderer aus und nutzt diese zu seinem Vorteil. Kai verkörpert alles, was ich niemals sein will. Er ist das beste Beispiel dafür, dass Typen wie er, einfach Arschlöcher sind. Ekelhaft. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

„Hör mal Kai, dann rede einfach nicht mit mir. Ich werde mir nicht von dir meine Meinung verbieten lassen. Entweder wir verstehen uns oder eben nicht. Deine Entscheidung. Mir ist es zu anstrengend deine Launen zu ertragen" gebe ich nun offen und ehrlich zu, ehe ich in den Sternenhimmel sehen. Die einzelnen Sterne sehen so wunderschön aus. Den Moment würde ich grade lieber mit jemandem teilen, mit dem ich mich verstehe.

Er seufzte nur und es ist einen Moment still. „Einigen wir uns auf Freunde?Es tut mir wirklich leid, dass ich sowas gesagt habe" fragt er vorsichtig und reicht mir die Hand. Ich sehe seine Hand an und nehme sie. Wir schütteln einmal unsere Hände und ein leichtes schmunzeln überkommt meine Lippen. „Okay. Ich würde ja sagen, dass ich dir vertraue, tue ich aber nicht" grinse ich und lasse seine Hand los. Plötzlich überkommt über seine Lippen ebenfalls ein herzhaftes schönes Lächeln „Würde ich an deiner Stelle auch nicht. Was hältst du davon, wenn ich jetzt duschen gehe und wir danach einen Film zusammen schauen?" schlägt er mir überraschenderweise vor. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Kai hat solch starke Stimmungsschwankungen. Manchmal ist er kalt und manchmal so. Aber das sind nicht einzelne Tage bei ihm. Das sind Momente. Es springt einfach willkürlich um. An was das liegt, weiß ich nicht. Keine Ahnung, ehrlich.

„Ja okay. Wenn ich den Film aussuchen kann" beschließe ich einfach und er stimmt zu. Ich sehe Kai hinterher, als er zur Dusche geht. Er war total verschwitzt und seine braunen Locken hängen ihm über die Stirn. Ich kann mir einfach keine klare Meinung über ihn bilden, aber sein Aussehen still und heimlich bewundern, kann ich natürlich.

Ich setze mich nach unten auf die Couch und suche mir einen Film heraus. Ich habe richtig Lust mal wieder auf Prinzessinnentausch. Ja der Film ist total kitschig, aber ich mag das. Ich mag es romantisch und kitschig. Als er dann nach unten kommt, waren seine Haare noch nass. Keine Ahnung wieso, aber ich mochte das. Klar, sind es nur Haare, aber ich persönlich finde das süß. Er trug eine kurze schwarze Sporthose von Nike und ein dazu passendes weißes Oberteil von Nike. „Was hast du denn da ausgewählt?" seufzte er und lässt sich neben mich fallen. Damit weckt er mich aus meinen unnötigen Gedanken „Du kennst den Film nicht. Also sei still und schaue ihn mit mir" meckere ich und starte ihn einfach. Daraufhin fängt er breit an zu grinsen „Ich habe ihn schon gesehen. Bei einem Netflix und chill Date" erzählt er und ich konnte mir den Rest denken. Ekelhaft. „Lass gut sein" hauche ich nur. Ich habe keine Lust nähere Details dazu zu hören ehrlich. Nicht, weil es mich interessieren würde, sondern weil ich den Film schauen möchte.

Mitten im Film bekomme ich eine Nachricht. Sie ist von meinem Dad!! Endlich. Ich nehme so schnell, wie noch nie, lächelnd mein Handy in die Hand, was Kai natürlich bemerkte. „Was ist so schön?Hash du etwa einen Verehrer?"fragt er grinsend und schaut automatisch wegen meiner Reaktion auf mein Handy. „Nein, mein Dad" strahle ich weiter und lese die Nachricht. Ich bin das totale Papakind, weshalb ich mich sehr darüber freue.

[Hey mein Schatz! Wie geht es dir?Kommst du gut mir Luna und Kai klar?Ich würde mich gerne bei dir telefonisch melden, aber ich möchte deine traurige Stimme nicht hören, wenn ich dir jetzt sage, was ich sagen muss. Das könnte ich nicht ertragen. Jedenfalls möchte deine Mutter bleiben. Sie hat beschlossen, dass wir nach Frankreich für eine Zeit in die Nähe vom neuen Büro ziehen werden. Das heißt, dass du das Schuljahr schön machst und dann bald nachkommen kannst. Also sehen wir uns mindestens über ein halbes Jahr nicht mehr. Du schaffst das. Sogar länger. Ich möchte, dass du das nächste Jahr auch noch an der Schule machst. Die Schule ist erstklassig und einen Abschluss dort wird dir alle Türen öffnen. Wir sind mental immer bei dir und bei deinem Abschluss. Also sehen wir uns erst nach mehr als einem Jahr. Das tut mir genauso weh. Ich möchte, dass du deinen Abschluss dort noch machst und deine Mutter will unbedingt bleiben. Also ist dies das einzige Kompromiss.
Es tut mir Leid, wir bleiben in Kontakt.
Kuss Papa]

Mein Lächeln, verschwindet sofort. Wir haben erst Weihnachten. Das Schuljahr geht noch bis Sommer. Dann komme ich erst in die Abschlussklasse. Das bedeutet, ich werde meinen Dad, der mein besten Freund ist, erst nach 1 und 1/2 Jahren sehen können.Meine innerliche Welt bricht erneut zusammen. Für andere, wie Kai, ist das leicht. Aber die Verbindung zu meinem Dad ist so krass für mich. Es versetzt mir einen starken Schmerz in meine Brust und ich spüre, wie mein Körper mir deutlich zeigt, dass es Spuren hinterlässt. Ich starre auf die Wand und sage kein Wort mehr. Kai hat die Nachricht wegen eben natürlich mitgelesen, was es noch schlimmer macht. „Oh Gott. Alles okay?" fragt er mich, aber es ist still. Ich starre nur. Ich starre ins leere. Lieblos. Einfach nur kalt, starre ich zur Wand. Ich muss das erstmal realisieren, was gerade passiert ist. Wow.

„Hallo? Hope? Hallo?" fragt er und will meine Schulter berühren. Deshalb stehe ich direkt von der Couch auf. Ich brauche jetzt meine Ruhe. . „Alles gut. Ich..es tut mir leid. Ich werde jetzt in mein Zimmer gehen. Schau ruhig etwas anderes" hauche ich leise und verschwinde in mein Zimmer. Meine Tür, habe ich aufgelassen. Wieso?Weil ich gerade einfach fertig bin. Ich habe es vergessen und jetzt bleibt sie eben offen. Ist eh dunkel. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und lasse mir alles durch den Kopf gehen. Das Licht, habe ich garnicht erst eingeschaltet. Es ist also dunkel und ich verstecke mich unter meiner weißen Decke. Es fühlt sich so scheiße gerade an. Es tut einfach weh. Einfach ein stechender Schmerz, der nicht aufhören will. Ich übertreibe auch nicht. Es ist wirklich schlimm, wenn dein engster Verbündeter plötzlich nicht mehr bei dir ist. Am meisten setzt es mir zu, dass er an meinem Abschluss nicht bei mir sein wird. 

Eine Träne fließt meine Wange herunter und genau in dem Moment spüre ich, wie die Decke nach oben gehoben wird. Ich erschrecke mich leicht, aber alles geht so schnell, sodass ich kaum reagieren kann. Jemand legt sich hinter mich und drückt mich an sich heran. Ich spüre eine Hand an meinem Arm. Ein fremdes Gefühl. „Kai?" frage ich direkt und wische mir die Träne peinlich berührt weg. Ich sehe nichts, aber wer sollte es sonst sein? Ich habe nichts gehört, da ich so in Gedanken versunken war und ich die Tür ja offen hatte. Ich erkenne plötzlich seinen Duft. Ja, es ist er. Aber was will er?Mir geht es wirklich schlecht und ich möchte grade nicht mit ihm streiten.

„Ich bin kein Freund der Worte" haucht er überraschend mir gegen den Nacken und versucht mich zu beruhigen, indem er mir sanft über den Arm streichelt. Irgendwie finde ich es unpassend, da wir uns kaum kennen, obwohl es etwas süß von ihm ist. Ich bin so verletzt, dass es mir sogar hilft. Er weiß wohl nicht, was er sagen kann.

Die Nähe, die er mir gibt gerade, hilft mir so sehr. Ich drücke mich aus Reflex an ihn heran und die Tränen fangen an zu laufen. Natürlich bekommt er das mit, aber sagt nichts. Er bemüht sich aber sofort und streichelt mich weiter. Ich glaube, dass es aber genau richtig auch so ist. Keine Worte der Welt könnten mich grade so heilen, wie seine Taten gerade. Ich fühle mich geborgen und sicher. Ich kann mich ausweinen, wie ich möchte und bin nicht alleine.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt