Obsessed with you |Kai Havertz|

Kapitel 56.

Wenige Tagen vergehen und ich fühle mich nach wie vor leer. Ich weiß nicht mehr, wo oben und unten ist. Dieses dumpfe Druckgefühl in meiner Brust hat sich immer noch nicht verbessert. Ich fühle mich so hintergangen und wirklich, dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Was ich allerdings gelernt habe ist, dass Liebe schwach macht. So schwach, dass die Schmerzen schlimmer sind, wie eine Beinverletzung beim Sport. Ich hab mich noch nie in meinem ganzen Leben so machtlos gefühlt. Nicht mein Körper ist müde, sondern meine Seele. Ich habe gelernt, dass diese Gefühle die ich habe mich einfach nur zurückwerfen. Ich möchte mein altes Leben zurück. Normalität, bevor sie in mein Leben gekommen ist.

Es ist Samstagnachmittag und ich bin beim Fußballtraining. Ich habe meine Leidenschaft in letzter Zeit sehr vernachlässigt. Ich muss langsam wieder auf die richtige Bahn kommen und das ist der erste Schritt dazu.

„Hey Havertz" ruft Julian und kommt zu mir rüber. Julian war in den letzten Tagen viel für mich da, da ich ihn zugegeben angerufen habe. Er ist mein Bruder, egal was er mit Hope abgezogen hatte. Er hat mich getröstet und war bei mir Zuhause. Man, wie ich diesen Kerl liebe. „Bereit auf unser Freundschaftsspiel gleich?" frage ich und schlage mit ihm ein. Julian grinst plötzlich, als hätte er im Lotto gewonnen. Oh nein, ich ahne böses. „Hast du es gesehen?" fragt er mich. „Was soll ich denn gesehen haben?" frage ich ahnungslos.

Plötzlich pfeift der Trainer „Hopp, alle auf eure Positionen, zeigt was in euch steckt Jungs!" ruft er so laut, dass fast mein Trommelfell sich verabschiedet. Er hat seit neustem so ein blödes rot-weißes Megaphon, was er nur all zu gerne benutzt.

Wir beginnen ganz normal zu spielen, bis mir auffällt, wie krass Julian sich anstrengt. Was ist denn hier nur los? Aber naja, ist mir auch egal. Wenn er sich für ein Übungsspiel kaputt machen möchte, dann bitte. Wir haben uns aufgeteilt und spielen nun gegeneinander. Julian und ich sind im jeweils anderen Team. Jedenfalls passiert die erste Halbzeit nicht wirklich viel, da wir alle auf dem gleichen Niveau sind, wenn man das so sagen kann. Immerhin sind wir ein Team. Bei der zweiten Halbzeit fängt es nun an spannend zu werden. Julian schafft es sogar ein Tor zu schießen und die wenigen Leute, die uns beim Training zuschauen klatschen. Julian ist ein richtiger Star heute. Gönne ich ihm einfach für den Moment, aber bald werde ich ihn wieder schlagen, wie immer :) Also wenn es mir mental besser geht...

Das Training ist vorbei und ich nehme einen großen Schluck aus meiner blauen Trinkflasche, die immer am Rand des Feldes steht. Mit dieser in der Hand laufe ich nun zu dem Umkleiden, bis mich eine Stimme aufhält „Havertz, Nummer 29" ruft mich jemand. Sofort drehe ich mich skeptisch um und als ich das Gesicht erkenne, falle ich fast in Ohnmacht. „Hallo, ich weiß nicht, ob du mich kennst, aber.." fängt er an, aber ich unterbreche ihn sofort wegen meiner Aufregung „Natürlich kenne ich sie. Joachim Löw, wer kennt sie nicht?" frage ich total hektisch und aufgeregt, wie ein kleines Kind. Nun wird mir auch klar, wieso Julian eben so gut gespielt hat und wen er eben wohl gemeint hat. Ich meine..Hallo? Jogi Löw trainiert die Nationalmannschaft. Meine Hände werden sofort schwitzig und ahhh... ich muss professionell rüber kommen. Rücken grade, los. Den Besuch hat mein Trainer bestimmt beim letzten Meeting gemeint. Er sprach ja von jemand besonderem, der kommt.

„Ich habe dich unter anderem heute etwas beobachtet und ich muss sagen, mein Junge du hast Talent. Deine Bestleistung, war das sicher nicht, keine Frage. Aber ich bin mir sicher, dass du nach meiner Anleitung und Führung großes leisten kannst. Ich möchte dir anbieten eins unserer Nachwuchstalente zu werden. Was hältst du davon?" fragt er mich monoton, wie er auch immer im Fernsehen rüberkommt. Ich dachte, dass wäre nur ein aufgesetzter Look fürs Fernsehen, aber nein, er ist wirklich so steif.

„Natürlich, wie könnte ich dieses Angebot ablehnen" stimme ich sofort zu. Im inneren tobt der kleine mini Kai mit den dicken Wangen, der sich die Spiele immer im Fernsehen angesehen hat. Löw gibt mir seine Karte und meint, dass er sich bald nochmal meldet, als wir unseren Kontakt ausgetauscht hatten. Ich sehe ihm hinterher, als er geht und mache aus Freude einen kleinen Sprung. Aus Reflex und voll mit meinen Glückshormonen greife ich zu meinem Handy und öffne den Chat von mir und Hope, bis mir dann wieder klar wird, dass wir nicht mehr geredet haben. Gute Nachrichten habe ich sonst immer ihr sofort erzählt.. Dieser kleine Moment holt mich etwas zurück, aber ich schaffe mich alleine wieder auf die richtige Bahn zu bekommen. Solange ich sie nicht sehe, schaffe ich es.

Als ich dann am Abend nachhause komme, wollte ich grade meine Haustür aufsperren, als ein rosa Brief mir in die Augen fällt, welcher unter der Fußmatte eingeklemmt war. Da ich 1 und 1 zusammenzählen kann weiß ich, dass es von IHR ist. Der Frau, die auf mein Herz getreten ist. Zuerst ringe ich mit meinem Stolz, aber hebe den Brief dann doch auf. Ich lasse mich an meiner Haustür nieder und setze mich auf die Bank, die auf meiner Terrasse steht, ehe ich den Brief öffne.

[Lieber Kai,
Leider hörst du mir nicht zu und möchtest nicht mit mir reden, weshalb ich es so nochmal versuche. Das erinnert mich daran, wie du mir einen Brief geschrieben hast wegen unserer ersten Begegnung. Weißt du noch, dass ich dir verziehen habe? Jetzt bist du dran.. Kai es tut mir so verdammt leid. Ich weiß nicht, was mit mir los war im Urlaub. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe. Man, ich empfinde so viel für dich und ich weiß, dass du das gleiche für mich fühlst. Ich möchte an unserer Liebe festhalten. Ich weiß, dass fremdgehen unverzeihlich ist, aber es ist passiert und ich kann es nicht mehr Rückgängig machen. Ich hoffe inständig, dass du mir verzeihen kannst. Ich vermisse dich so sehr und ich bin bereit alles zutun, dass du mir verzeihst. Du bist der jenige, den ich liebe und möchte. Ich liebe dich, Kai Havertz.
Mit all meiner Liebe
Deine Hope]

Als ich den Brief lese zittern meine Hände so sehr, dass ich mich anstrengen muss zu lesen. Ein Brocken sammelt sich in meinem Hals und steckt so fest, dass ich ihn deutlich spüren kann. Ich schaue ins Leere und spüre, wie ein drückendes Gefühl in mir auf aufblüht. Meine Augen beginnen zu schmerzen und plötzlich spüre ich es. Ich spüre, wie eine einzelne Tränen aus meinen Augen schießt und über meine Wange wandert. „Ruf sie an" höre ich plötzlich von hinten. Sofort erkenne ich die Stimme. Es ist unsere Köchin Melinda, die das ganze Szenario wohl beobachtet hat und nun am Türrahmen steht. Mit ihr habe ich auch viel geredet, da sie mich einfach kennt. Sie hat geholfen mich aufzuziehen, da meine Eltern nie bei mir waren. Sie ist eine Person, zu der ich sowas wie eine Bindung habe.

Soll ich sie wirklich anrufen und reden? Ich ringe schon wieder mit mir selbst. Kann man fremdgehen verzeihen? Hört es auf zu schmerzen?