Kapitel 59.

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Irgendwie war dies ein total komischer Moment. Als ich ihr geholfen habe beim Ausziehen von ihrem Oberteil, hat mich dies an die Situation erinnert, wo ich erfahren habe, was sie getan hat. Das löst sofort wieder dieses stechende Gefühl in meinem Magen aus, was ich froh war eigentlich überwunden zu haben. „Gehts?" fragt sie und sieht mich an. Zuerst reagiere ich nicht, aber als sie mich anstubst, nicke ich. Die Szene hat sich grade nochmal vor meinen Augen angespielt, wie wir uns im Bad geküsst hatten und es fast dazu gekommen wäre, dass wir etwas miteinander hatten. Ich halte ihr dann mein T-Shirt hin und sie zieht es sich über. „Erzählst du mir jetzt, was passiert ist?" frage ich, als ich ihren Hosenknopf öffne und somit verdammt nah an ihr stehe. Sie sieht mich genau an und es kommt wieder diese unerklärliche Spannung zwischen uns auf. Sie erzählt die Story deshalb nicht direkt, aber nach ein paar Momenten beginnt sie.

„Ich war auf einer Feier von Katja..." beginnt sie zu erzählen, als sie sich dann die Hose auszieht. Allerdings muss sie sich an mir festhalten stark, da sie sonst umfallen würde. „Ich war nicht so besonders gut drauf.." fahrt sie fort, ehe sie mich ansieht. „Ist es okay, wenn ich so schlafe? Es geht bis zu der Mitte meines Oberschenkels, dein Shirt" fragt sie total süß, was mich irgendwie etwas innerlich lächeln lässt. Ich habe schon fast vergessen, wie schön ihre Nähe einfach ist. Als Zeichen, dass es okay ist, nehme ich die Hose, die ich rausgelegt hatte, vom Bett. Klar, wir hatten Streit, aber sie muss jetzt nicht so tun, als würde ich ihre Beine zum ersten Mal sehen. Ich lege diese wieder in den Schrank und setze mich auf mein Bett. „Red weiter" fordere ich sie interessiert an der Geschichte auf.

Sie macht das große Licht aus und das kleine neben dem Bett an. Schön, wie sie sich auskennt irgendwie. Sie legt sich neben mich und zieht die Decke über ihren Körper, ehe sie den Kopf zu mir dreht. „Wie gesagt, ich war nicht besonders gut drauf, da ich wirklich sehr leide, weil ich dich verloren habe" erzählt sie vorsichtig und ich sehe in ihrem Gesicht, wie sie sich beginnt zu schämen. „Können wir bitte das Licht ausmachen, während wir reden? Ich will nicht, dass du mich dabei ansieht" tätigt sie die Aussage und schaltet das Licht einfach komplett aus. Zuerst war ich verwirrt, aber wenn es für sie besser ist, dann bitte. Allerdings bedeutet es mir viel, dass ich ihr wohl so wichtig bin. Nun lege ich mich richtig hin und lausche ganz ihrer Stimme.

„Sie meinte zu mir, dass ich ihre Party versaue mit meiner Laune. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich einfach nicht mit dir abschließen kann. Ich habe ihr sogar von dem blöden Brief erzählt. Ich habe ihr erzählt, dass ich diese Verbindung zu dir brauche und es mich verrückt macht dich nicht mehr zu haben... und dann..und dann" stottert sie und beginnt zu schlurzen heftig. Oh nein, sie weint bestimmt. „Hey..alles gut. Ich bin hier" versuche ich sie zu beruhigen. Ich höre an ihrer Stimme, wie sie es versucht zu unterdrücken. Ich verspüre sofort den Drang sie zu trösten. Ich rücke also näher an sie heran und suche ihre Hand. Sanft streichele ich mit meinen Fingern darüber. Ich spüre, wie sie ihre Finger mit meinen verschränkt und langsam aufhört zu schlurzen. Ihre Hand wieder zu spüren gibt mir irgendwie einen kleinen Kick. Es fühlt sich so schön an, obwohl ich diese Berührung schon so oft von ihr bekommen habe. Aber nachdem ich sie so sehr vermisst habe, fühlt es noch intensiver an. Okay, aber ein bisschen fühle ich mich auch schon geehrt, dass sie so viel an mich denkt.

„und dann..sie hat gesagt, dass ich entweder gehen soll, wenn ich weiter ihre Party versuche, oder sie hilft mir und ich wäre glücklich. Dann hab ich natürlich die Variante gewählt, dass sie mir hilft. Ich mein, du warst schon weg. Würde ich Katja verlieren, wäre ich doch ganz alleine. Ich wollte sie deshalb nicht böse machen. Dann kam sie zu mir und hatte diese Pille Ecstasy in der Hand und... Ich bin so eine Idiotin" bemitleidet sie sich selbst und die Tränen laufen schon wieder. Als ich dies gehört habe ist es, als würde mein gesamtes Bild von ihr zusammenbrechen. „Nein, hast du nicht getan" sage ich sofort entsetzt und schrecke zurück und sie schaltet das Licht an. Sie war so eine kleine süße Prinzessin bevor ich in ihr Leben getreten bin. Was ist nur aus ihr geworden? Ist das meine Schuld? Ja, ist es. Fuck, was bin ich für ein abgefuckter Mensch? Ich fasse mir ins Gesicht und tausend schreckliche Gedanken überwältigen mich. Ich fühle mich so schuldig, wie nie zu vor. Innere Unruhe steigt in mir auf. Meine Mundwinkel bewegen sich nach unten und dieses schreckliche Ganzkörpergefühl macht mich verrückt.

Sofort merkt sie mir an, was ich denke. Sie kennt mich einfach zu gut. „Kai, wag es ja nicht zu denken, dass du Schuld bist" droht sie mir. „Hope, hätte ich dir geantwortet wäre es nie soweit gekommen, dass du ekelhafte Pillen in dich reinsteckst. Dir hätte sonst was passieren können. Von dem Scheiß, kannst du Herzversagen bekommen, man" versuche ich ihr irgendwie die Realität bewusst zu machen. Stattdessen, dass sie mir Recht gibt, kommt sie näher, da ich ja zurückgeschreckt bin. Sie sieht mich an „Es ist meine Schuld gewesen Kai. Meine alleine" wiederholt sie. Ich bin in dem Moment einfach so froh, dass sie mich angerufen hat und nehme sie nochmal in den Arm. Ich sehe schon vor mir, wie sie irgendwelche Schäden gehabt hätte, wäre ich nicht zu ihr gekommen. Ich drücke sie an meinen Körper heran und atme ihren Duft ein. Sie riecht allerdings, wie ich, wegen dem Shampoo, aber egal.

„Zuerst ging es mir fantastisch. Ich hatte so viel Power. Aber so nach 6 Stunden hat es angefangen abzubauen. Die Tablette habe ich gegen 19:00 Uhr genommen. Mein Herz hat gerast und es fühlte sich an, als hätte ich Fieber. Dann haben die Schweißausbrüche angefangen und dieses krasse Schwindelgefühl. Mein Mund war immer so trocken und wenn dann das Erbrochene kam...boar, war das ekelhaft.  Als es mit mir Berg ab ging, bin ich mit dem Bus heim und falsch ausgestiegen. Da kein anderer mehr kam wollte ich nachhause laufen aber dies habe ich nicht mehr geschafft. Dann haben meine Augen versagt und ich wusste nicht mehr was ich tun soll. Es war, wie ein Horror-Trip. Ich möchte das nie wieder machen. Gott sei Dank hatte ich dich in der Kurzwahl. Danke, dass du gekommen bist. Es war nicht selbstverständlich, dass du gekommen bist, nachdem das alles passiert ist" erzählt sie zu Ende und sieht mir genau in die Augen.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt