Kapitel 10.

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<<Kai's Sicht>>

Sie sah so traurig eben aus auf der Couch. Da ich die Nachricht ja gesehen hatte, weiß ich wieso. Hope hängt sehr an ihrem Vater. Die Bindung zwischen diesen beiden ist wirklich unglaublich. Wenn ich diese Nachricht bekommen hätte, würde es mir nichts ausmachen. Meine Eltern sind praktisch immer weg. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wann wir zuletzt wirklich richtig was zusammen gemacht haben.

Obwohl es mich theoretisch nicht einmal etwas angeht, was sie macht bzw. wie es ihr geht, tat mir das sehr leid. Mein Problem war nur, dass ich mit Gefühlen nicht umgehen kann. Dabei ist es wirklich egal ob es um meine geht oder um welche von anderen. Ich habe keine Ahnung, was man so sagt. Wenn ich sage, dass alles wieder gut wird, hört sich das ja mal mehr als nur blöd an. Deshalb habe ich beschlossen sie einfach nicht alleine zu lassen. Also bin ich zu ihr hoch.

Sie ist gerade so verletzlich. Keine Ahnung, wieso ich das mache. Aber ich habe einfach das Bedürfnis dazu, ihr zu helfen. Immer wenn die Tränen schlimmer werden, drücke ich sie mit meiner Hand an ihrem Bauch zart noch näher an mich heran, soweit das überhaupt noch möglich ist. Ihre Körperwärme fühlt sich auch für mich grade ganz schön an. Ein ungewohntes Gefühl für mich. Aber trotzdem irgendwie schön. Aber meine Intension ist es jedenfalls grade nur für sie da zu sein. Irgendwann werden die Tränen weniger und sie kommt langsam zur Ruhe. Das spüre ich, da ich Körper nicht mehr angespannt vor mir liegt. „Dankeschön" flüstert sie kaum hörbar, weshalb ich lächeln muss. Mein Job ist erledigt. Langsam lasse ich sie los und wollte aufstehen, als ich plötzlich ihre Hand spüre, die meinen Arm festhält. Wow. Hätte ich nicht damit gerechnet. Es ist dunkel, weshalb ich sie nicht sehen kann. Ihre Augen sind aber bestimmt total angeschwollen. „Kannst du bitte bleiben?" erklingt ihre zarte Stimme fragend. Das überrascht mich sehr. Eigentlich sind wir ja nicht so verdammt gut aufeinander zu sprechen. Allerdings kann ich ihren Wunsch verstehen, dass sie nicht allein bleiben möchte und nicke, obwohl sie es nicht sieht. „Klar" meine ich nur etwas trocken, was aber nicht mit Absicht war.

Also nehme ich die Decke wieder hoch und lege mich wieder hin. Natürlich ist der Abstand wieder zwischen uns gewahrt. Ich lag da mit offenen Augen und musste daran denken, was ich gerade getan hatte. Es war wirklich schön. Diese Nähe habe ich nie wirklich gespürt. Ich bin eher der jenige, der nachdem man miteinander geschlafen hat, einfach geht. So richtig nebeneinander schlafen, habe ich noch nie gemacht. Irgendwie komisch. Aber wenn's ihr besser geht so, bin ich bereit dazu. „Danke, dass du bleibst" haucht sie wieder und ich höre, wie sie an ihrem Armband herumspielt, da es leise Geräusche macht. Deshalb muss ich etwas grinsen. Ist sie etwa nervös? Wieso sie?Immerhin wollte sie, dass ich bleibe. „Nicht der Rede wert. Nacht" meine ich nur und schließe meine Augen. „Gute Nacht" erklingt ihre Stimme erneut und schnell schlafe ich ein.

Ich habe starke Schlafprobleme, weshalb ich mich etwas schäme. Deshalb schlafe ich eigentlich nur alleine. Wie gefühlt immer, fange ich an im Schlaf zu reden und zu zappeln.Was ich rede, kann man selten entziffern. Ich zappele ungewollt mehr und plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Brust. „Kai?Alles in Ordnung?" fragt sie und ich schrecke auf. Sie hat das kleine Licht angemacht neben ihrem Bett, weshalb ich sie direkt anblicke. Ich wache schweißgebadet auf. Mein Shirt könnte man gefühlt schon ausdrehen. „Kai?" fragt sie erneut und meine Atmung normalisierte sich langsam, als ich sie anblicke und wir schweigen. Das ganze ist mir so unangenehm. „Hast du einen Albtraum gehabt?" fragt sie und ich schüttele nur den Kopf. Es passiert vielleicht nicht jede Nacht, aber immer öfter, um so älter ich auch werde. Vor ihr ist mir das einfach grade mehr als nur unangenehm. „Tut mir leid" sage ich nur und stehe noch total schlaftrunken einfach auf. „Warte" meint sie und ich laufe schlenkernd zur Tür. „Nein. Ich will zu mir schlafen" meine ich kühl und verlasse den Raum. Sie akzeptiert es wohl und läuft mir nicht nach. Gott sei Dank.

In meinem Zimmer angekommen, ziehe ich das Shirt aus und fahre durch meine Haare. Scheiße, war mir das peinlich vor ihr. Ich weiß nicht, wieso das ganze kommt, aber es ist so. Damit lebe ich. Jedenfalls lege ich mich dann hin und starre noch kurz an die Decke, bis ich das Licht ausschalte und wieder mühselig einschlafe.

Am nächsten Morgen, traue ich mich kaum aufzustehen. Was denkt sie nur wegen letzter Nacht von mir? Aber eigentlich, kann mir das doch egal sein! Was juckt mich es eigentlich, was eine x-beliebige Hope von mir denkt?Pff soll sie doch. Nur weil wir Frieden geschlossen haben, sind wir noch lange keine besten Freunde. Meine kühlere Denkweise bzw meine eigene Schutzfunktion aktiviert sich wieder. So mache ich mir selbst das Leben leichter, indem ich kalt bin. Ich ziehe mir noch ein Shirt über und gehe mit neuem Mut nach unten.

Was ich dort allerdings sehe, hätte ich im Leben nicht erwartet. Meine kleine Schwester sitzt auf einer Decke im Wohnzimmer mit jemandem. Zuerst dachte ich, dass es ihre Nanny sei. Dann aber sah ich, dass es Hope war. Wtf?Was habe ich verpasst?! Luna hat durch ihre schlechten Erfahrungen große Angst vor Menschen. Sie kann nur schlecht Bindungen eingehen. Deshalb beeindruckt mich es so stark. Ich musste es einfach beobachten, da ich eine starke Bindung zu meiner kleinen Schwester habe, auch wenn sie adoptiert ist. Sie lachen gemeinsam und machen quatsch zusammen. Sie bauen einen Turm und Luna darf ihn immer umwerfen. Wenn sie ihn umgeworfen hat, tut Hope geschockt und sie lacht sich jedes Mal kaputt. Wie süß ich das finde, lässt sich nicht in Worte fassen. Ich schaue wirklich lange zu und genieße zugegeben den Anblick sogar eventuell.

Dann aber sieht mich Luna und sieht strahlend zu mir „Kaiiii" zieht sie süß meinen Namen lang und lauft auf mich zu. Sie hängt sich an meine Beine dran und ich lache etwas. Ich nehme sie auf den Arm und stupse ihre Nase an „Hey meine süße" sage ich lächelnd. Hope steht dann vom Boden auf und war irgendwie etwas verlegen. Ich merke, dass sie wahrscheinlich gerne darüber reden würde, wegen gestern. Ich kenne sie zwar noch nicht so lange, aber ich sehe in ihrem Blick, dass sie mal wieder irgendwas rauslassen will.
Das kann ja was werden.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt