Kapitel 30.

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<<Kai's Sicht>>

In dem Moment, als sie mir näher gekommen ist, hat mein Herz fast schon Sprünge gemacht. Ich empfinde so viel ihr gegenüber, weshalb ich sie küssen wollte. Aber dann hat mein Gewissen gewonnen. Mir sind sofort Bilder in den Kopf gekommen, wie sehr sie mich hassen wird. Ich habe gesehen, dass sie es bereut, wenn sie mich küsst. Ich mache mir selbst langsam alles kaputt. Dieses Geheimnis ist einfach zu groß für mich geworden. Ich muss es ihr einfach sagen. Aber kann ich das überhaupt? Nein, das kann ich nicht. Ich kann ihr einfach nicht in ihre kleinen wundervollen Augen sehen und ihr das Herz brechen. Nach langer Überlegung werde ich ihr einen Brief schreiben. Ich werde ihr schreiben, was in der Nacht passiert ist. Wenn ich es nicht schon von Gesicht zu Gesicht sagen kann, dann lieber so. Dann hat auch diese sinnlose Erpressung von eben ein Ende. Boar, wie ich diesen Typen hasse. Mit ihm hatte ich mich früher wegen Gras sehr oft in den Haaren, aber das ist eine andere Geschichte.

Dann hat sie allein die Entscheidung, ob sie mich überhaupt noch will oder nicht. Das liegt ganz alleine bei ihr dann.

Da ich bei mir ja bin, kenne ich mich sehr gut aus. Ich nehme aus meinem älteren Rucksack meinen Block und reiße ein Papier aus. Den Rand separat nochmal richtig abzumachen, ist mir zu blöd. Meine Nase tut höllisch weh, von dem Schlag und meine Lippe hat auch etwas abbekommen. Aber die Schmerzen sind auszuhalten. Ich nehme meinen Stift und beginne den Göthe aus meinem inneren rauszulassen.

>>Wenn du diesen Brief ließt, bin ich bestimmt grade weg. Ich kann und will dir nicht dabei in die Augen schauen. Fuck Hope, du bedeutest mir viel..<<
Das kann ich doch nicht schreiben! Sie soll nicht denken, dass ich ein Weichei bin. Falls sie nicht das gleiche empfindet, könnte ich keinen Korb von ihr einstecken. Also zerknülle ich die Seite und werfe sie von meinem Schreibtisch. Ich nehme mir einen neuen Zettel und beginne erneut.

>>Hey...<< Hey? Wirklich?!Arghhhh. Sofort werfe ich diesen Zettel auch durch den Raum. Was will ich ihr sagen? Dieser Anfang kommt rüber, als würde ich fragen, was sie heute Abend bestellen möchte. Das dritte Blatt kommt nun zum Vorschein. Ich fahre durch meine Haare verzweifelt. Ich stelle mich an, wie ein Idiot. Jetzt reiß dich zusammen Kai!

>>Hope, du hast bestimmt schon gemerkt, dass etwas nicht ganz stimmt. Hier ist die Wahrheit. Ich möchte nicht in deiner Nähe sein, wenn du diesen Brief ließt. Also.. Der Grund, wieso ich so zu dir, bin ist einfach hart für mich. Kannst du dich noch daran erinnern, dass du mal unter einer Brücke geschlafen hast? Du hast es mir nie erzählt, aber ich weiß von dem Vorfall, weil ich dabei war. Es waren meine Freunde und ich aus der Schule. Wir waren auf einer Party und dieser Drecksack an Dean war zu betrunken, um klar zu denken. Er hat dich angefasst und ich habe es anfangs zugelassen. Erfahren, dass du dieses Mädchen von der Nacht warst, habe ich nach Weihnachten. Deswegen bin ich auch verschwunden und konnte mit dir auch nicht darüber reden. Ich musste erstmal damit klar kommen, wie abgefuckt die Situation in dem Moment war. Verzeih mir Hope. Bitte<<

Den Brief mache ich noch in einem Umschlag und schreibe ihren Namen drauf. Ich werde ihn ihr gleich Morgen geben. Es gibt keine Uhr für einen perfekten Zeitpunkt. Im Prinzip gibt es keinen. Ich habe mein Geständnis nur vor mich hingeschoben, weil ich sie nicht verlieren wollte. Mir ist einfach klargeworden, dass es anders nie möglich wäre, normal miteinander umzugehen. Wenn ich ehrlich bin, möchte ich auch nicht, dass es danach perfekt zwischen uns läuft. Ich weiß auch nicht, ob es überhaupt ein •UNS• gibt, aber ich weiß, dass wenn sie mich will, es einfach echt wäre und nicht auf so einer Lüge basiert.

Sofort mache ich mich mit dem Brief auf den Weg nach Hause. Mittlerweile ist nicht mehr mein eigentliches Heim mein Daheim, sondern bei ihr. Auch, wenn ich dort nur auf Zeit wohne, möchte ich eigentlich nicht mehr weg. Als ich ankomme, gehe ich schon direkt in mein Zimmer. Ich werde ihn ihr aber Morgen geben. Definitiv. Da es schon spät war, lege ich mich auch hin. Sofort denke ich an eben zurück. Ich denke zurück an den Moment vor ein paar Stunden, als ich sie ganz für mich alleine hatte. Wie sie sich komplett mir hingegeben hat dort im Raum....Ich fahre mir mit meinen Händen durch mein Gesicht. Wenn das Herz schlägt, setzt der Kopf wohl aus..das habe ich die letzte Zeit gelernt. Das krasse ist, dass ihr Knutschfleck mich die nächsten Tage daran erinnern, wie es zwischen uns sein könnte.

Am nächsten Tag laufe ich sofort nach dem Aufstehen nach unten. Ich gehe sofort in die Küche und warte. Ich warte mit dem Brief in meiner Hosentasche auf sie. Zuerst bin ich ganz cool und gelassen. Aber als ich dann die Treppenstufen nach einiger Zeit höre, schlägt mein Herz schneller. Ich werde total nervös. Sofort kommen alle Ängste wieder auf, die ich hatte. Hope kommt dann in die Küche. „Morgen" murmelt sie noch enttäuscht und macht sich einen heißen Kakao. „Es tut mir Leid wegen gestern" wollte ich zuerst die andere Differenz aus dem Mittelpunkt ziehen. „Ist schon okay. Vergessen wir das einfach. Schieben wir diesen fast Kuss einfach auf den Alkohol" murmelt sie weiter vor sich hin, während sie mit einem Löffel ihren Kakao einmal durchrührt. „Nein. Ich möchte es nicht auf den Alkohol schieben. Es tut mir Leid" meine ich nochmal, da ich den fast Kuss ja abgebrochen hatte, wegen meinen beschissenen Gedanken.

„Es ist schon okay" verzeiht sie mir nun. Jetzt atme ich erleichtert aus. „Ich wollte mit dir noch reden..bzw dir was geben" sage ich nervös, sodass meine Hände schon schwitzen und wollte grade den Brief aus der Tasche ziehen, als die Klingel ertönt. Genervt stöhne ich auf. „Ich geh ja schon du Morgenmuffel" beschwert sie sich und sie läuft zur Tür. Ich muss etwas grinsen, da ich ihren Gesichtsausdruck liebe, wenn ich sie nerve. Der Moment der Klingel war grade zwar unpassend, aber es ist bestimmt nur ein Paket. Ich mache gleich den zweiten Versuch.

Grade, als ich mir einen Kaffee mache, höre ich Hope schreien. „DAD?!" schreit sie und ich erschrecke mich. Dad?! Bitte was? Ich laufe geschockt in den Flur und kann meinen Augen nicht trauen.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt