Kapitel 8.

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<<Kai's Sicht>>

Nachdem wir fast die ganze Nacht geschrieben haben, finde ich sie sogar ganz sympathisch. Über manche Nachrichten bzw snaps musste ich echt etwas schmunzeln. Aber ich mache das ganze um sie zu ärgern! Also darf ich bloß keinen gefallen daran finden. Oder habe ich das etwa schon?Gefällt mir ihre Aufmerksamkeit?Nein. Nie im Leben. Wäre zu krank. Ist einfach nur Zeitvertreib. Genau! Zeitvertreib!

Am Morgen gehe ich die Treppen nach unten und meine kleine Schwester ist mit der Nanny weg. Deshalb sind Hope und ich alleine. Sie sitzt am Tisch und stecht in ihren Cornflakes herum. Irgendwie schaue ich mir sie heute genauer an, als sonst. Ihre Beine, wie sie sie unter dem Tisch ganz fragwürdig zusammenpresst und der altbekannte Zopf, aus dem heute sehr viele Haare zu berge stehen.

„Alles okay?" frage ich, da sie einen wirklich komischen Eindruck macht. Sie dreht sich verwundert zu mir herum. „Du bist schon wach?" fragt sie und steckt sich den Löffel mit den Cornflakes in den Mund. „Ja. Aber nochmal. Ist alles gut?" frage ich erneut. „Mir ist nur langweilig" erklärt sie mir. Langweilig?Hallo?Es sind Ferien. Wie kann einem da denn langweilig sein? „Gehst du nicht zu ein paar Freunden?" frage ich und nehme mir ebenfalls eine Schüssel. Dann klaue ich ihr die Milch und lasse sie in meine Schale fließen. Daraufhin gebe ich die Cornflakes dazu und setze mich ihr genau gegenüber. Sie sieht mir bei dem ganzen Prozess geschockt zu. Ich setze mich ganz genau so, sodass sie mich ansehen muss. „Was?" frage ich fragend und beginne zu essen. „Wer macht denn bitte zuerst Milch und dann Cornflakes in seine Schale?Bist du krank?" fragt sie mich und zog eine Augenbraue nach oben. Daraufhin beginne ich zu lachen „Lass mich doch" grinse ich nur und sie lächelt zurück „Naja, wenn du meinst. Bist trotzdem deshalb komisch" ärgert sie mich wohl unbewusst, was ich unfassbar interessant fand. Nebenbei ist ihr lächeln echt schön. Wenn sie lächelt, bekommt sie ganz kleine Grübchen an ihre Wangen.

„Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet" frage ich, als ich fertig bin. Ich stehe auf und öffne die Spülmaschine, ehe ich meine benutzen Utensilien darin verstaue. „Naja ich bin nicht wirklich beliebt. So richtige Freunde habe ich nicht. Wenn du dich darüber lustig machen willst, lass es bitte. Es ist kurz vor Weihnachten und ich habe auf deine Sticheleien echt gerade wirklich keine Lust" haucht sie und stochert weiter herum. Sie isst mittlerweile wirklich ziemlich lange an den paar Flocken.

„Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich werde wohl höchstpersönlich auf deine Schule kommen müssen und dich beliebt machen" grinse ich und sie schüttelt den Kopf „Nein. Ohne Uniform würdest du da eh nicht reinkommen. Aber davon abgesehen finde ich es okay so wie es ist. Ich möchte glaube ich garnicht beliebt sein. Ich bin lieber für mich alleine" erzählt sie mir. Wow. Damit habe ich nicht gerechnet. Ist doch blöd alleine daheim zu sitzen. Ich glaube ich werde sie etwas unter Leute bringen. Natürlich nur deshalb. Willst du zu meinem Training heute kommen?" frage ich sie also.Sie kommt eh mit. Wer kann zu einer Einladung von mir nein sagen?

Sie sieht sofort auf und schüttelt eifrig den Kopf. „Ich habe keine Ahnung von Leuten, die einem Lederball hinterherlaufen. Ich wäre eher eine Behinderung für dich. Aber danke, für das Angebot" lächelt sie. Da ist es wieder. Das schöne Lächeln, was ich bei dieser Person so gerne sehe. „Komm schon. Du musst auch nichts sagen. Einfach nur zusehen. Ich will nicht, dass du den ganzen Tag hier alleine herumsitzt" versuche ich sie zu überzeugen.

Dann lehnt sie sich nach vorne und sieht mich eindringlich an. Dieser eiserne Blick haut mich um. Ihre Augen laufen über mein Gesicht und ich beiße mir aus Reflex auf die Unterlippe. „Ach und wieso willst du mich so unbedingt dabei haben?" fragt sie und ich zucke mit meinen Schultern. Ich erwecke aus meinem eigenen Film. Mein Kopf dreht plötzlich leicht durch. Ich weiß, dass sie nicht böses getan hat. Aber ich komme mit Ablehnung nicht klar. Sie stellt sich so strickt gegen meine versuche mich mit ihr zu verstehen. „Dann eben nicht man" sage ich nur genervt. Sie macht mich grundlos wütend. Sie kann wahrscheinlich nicht einmal was dafür. Meine etwas dominantere krassere Ader kommt heraus. Sie lehnt mich irgendwie komplett ab. Aber wieso stört mich das so sehr? „Ich habe doch nichts schlimmes gefragt. Geb mir eine Antwort" fragt sie wieder nach. Dann reicht es mir „Alter ich hab dich gefragt und jetzt ist gut. Geh nicht mit. Ich will garnicht mehr, dass du kommst. Ich hatte nur Mitleid mit dir. Deine Eltern wollen ja nicht einmal Weihnachten mit dir feiern. Jetzt weiß ich auch warum" sage ich grob und gehe. Ihr enttäuschter Blick begleitet mich. Irgendwie versetzt er mir einen Stich. Natürlich entspricht das nicht der Wahrheit, aber diese Art übernimmt mich einfach. Ich habe keine Kontrolle über meine Worte, wenn mich etwas sauer macht.

Jedenfalls ist sie nicht zum Training gekommen. Als der Kopf mir dort sehr gut frei wird, gehe ich nach dem Training sofort zu ihr. Ich bin sogar ungeduscht. Ich spüre ein negatives Gefühl ihr gegenüber. Sie sitzt draußen, also setze ich mich zu ihr. Jetzt werde ich es tuen. Ich werde mich bei ihr entschuldigen. Ja, das werde ich tuen!

Zuerst schweigen wir uns an. Meine plötzliche blöde Anmache, hat sie wohl doch sehr verletzt. „Es tut mir Leid. So meinte ich das nicht" versuche ich mich zu entschuldigen. „Dir tut bestimmt immer alles Leid oder?Wer gibt dir das Recht so mit mir zu reden?" fragt sie sauer und ich sehe meine Schuhe an. Sie hat recht. Meine Worte waren überflüssig und asozial. So kann ich mit meinen Freunden umgehen, aber nicht mit ihr. „Niemand. Es tut mir verdammt nochmal Leid" erkläre ich, doch sie lacht nur leicht. „Was ist so lustig?!" frage ich empört. Ich möchte mich entschuldigen und sie lacht.

„Hörst du dir selbst zu?Ich konnte dich jetzt eine Zeit lang beobachten. Es tut mir wirklich Leid, wenn ich das jetzt sage, aber du brauchst diesen asozialen Schutz nicht. Du bist nicht so. Du kannst so lieb sein. Aber sobald dir etwas nicht passt, bekommst du Angst. Diese Angst entwickelt sich bei dir zur Wut. Deshalb bist du so ekelhaft zu anderen. Du willst dich selbst schützen, da du dir nicht eingestehen kannst, dass du auch super nett sein könntest. Du brauchst dieses asoziale. Sonst hätte niemand Respekt vor dir. Du brauchst diesen Kick ekelhaft zu sein. Ich werde mich nicht von dir so behandeln lassen" haut sie einfach raus. Sowas dummes habe ich noch nie gehört. „Hör mal zu du Wahrsager. Du kennst mich kein Stück man. Was fällt dir ein zu behaupten, dass ich mir selbst was vormache?Du tust auch so, als wären wir vertraute" mache ich mich über ihre Aussage lustig. Jetzt mal ehrlich...was soll das?

Im inneren weiß ich, dass sie eventuell recht haben könnte. Aber so würde ich mir das nie eingestehen.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt