Kapitel 57.

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<< Kai's Sicht>>

Ich höre meinen nervigen Wecker klingeln. Ahhh. Ich öffne meine Augen und schmeiße mein Handy vom Bett. Fuck, ich kann diesen bescheuerten Klingelton vom iPhone nicht mehr hören. Ich sollte den mal ändern ehrlich. Für die Schule bin ich auch noch nicht bereit. Ich schreibe in kürze meine Abschlussprüfungen und ich kann mich wegen der ganzen scheiße kaum konzentrieren. Das haut mich so stark aus meinem Konzept heraus, dass ich fühle, dass der ganze Stress zusammen mir und meinem Körper einfach nicht gut bekommt.

Müde fahre ich mir mit meiner Hand über mein Gesicht und spüre mein glühendes Gesicht an meinen Händen. Als mein Blick durch mein Fenster nach draußen wandert sehe ich, dass es irgendwie noch kein Morgen ist. Es ist noch total dunkel. Habe ich den falschen Wecker gestellt? War ich wirklich zu blöd mir einen ordentlichen Wecker zu stellen? Nein, stopp.. Als mein Handy erneut anfängt zu klingeln, kommt mir die Erkenntnis, wie ein Leuchtfeuer. Gestern war Samstag. Da war ich doch im Stadion wegen meinem Training. Also ist heute Sonntag...? Ich brauche keinen Wecker!

Also setze ich mich auf und strecke mich mühsam von meinem Bett herunter, um mein Handy vom Boden aufzuheben. Ich schaue auf mein Handy und kann wegen der Helligkeit nichts lesen. Es ist ein Anruf und ich drücke abgefuckt auf das grüne Symbol mit dem weißen Telefon. „Mhh?" murmele ich verschlafen und und beginne mich wie wild zu strecken.

„Kai..? Kai?" sagt eine fertige und erschöpfte Stimme, die sich sofort erkenne. Mir läuft ein Schauer über den Rücken und ich möchte auflegen. Sofort bin ich wach. Mein Finger war schon kurz vor dem roten Button, als mir klar wird, wie hilflos und verzweifelt Hope meinen Namen gerufen hat. Ein mulmiges Bauchgefühl kommt mir sofort hoch, als ob etwas nicht stimmen würde. „Alles in Ordnung?" frage ich nur um sicher zu gehen, dass ich in Ruhe schlafen kann. „Nein" sagt sie total schnell atmend. „Ich weiß nicht , wen ich sonst anrufen soll und.. Ich..ahhh" höre ich nur und es ertönt ein Brechgeräusch. Sofort schlagen in mir alle Alarmglocken, die ich für sie entwickelt habe. „Wo bist du?!" frage ich sofort. Die Frage, was los ist, kann ich mir sparen. Sie braucht Hilfe und niemanden der sie jetzt ausfragt. Auch, wenn ich sauer auf sie bin, würde ich sie nie hängen lassen. Sie ist verdammt nochmal alleine und verzweifelt.

Es ist zwar ein unpassender Moment, aber sofort fällt mir auf, dass ich schon wieder meine eigene Bedürfnisse runterschraube, da ich eigentlich sauer bin. Ich stelle ihre über meine, für sie.  „Ich..ich weiß es nicht" wimmert sie und ich höre an ihrer Stimme, dass sie Tränen verliert, da sie Angst hat. „Wie du weißt es nicht?!" frage ich nun panisch, da ich nun keine Ahnung habe, wie ich sie finden soll. Ich stehe vom Bett auf und stelle sie auf Lautsprecher, während ich mich anziehe, um sie zu holen. „Ich..ich hab einen Fehler gemacht und bin jetzt irgendwo draußen. Ich kann die Straßenschilder nicht richtig erkennen" wimmerte sie weiter voller Verzweiflung. Sie hat mich wohl noch auf Kurzwahl, weshalb sie nicht wirklich lesen musste, um mich anrufen zu können.

„Was ist denn um dich rum?" frage ich, während ich meinen Autoschlüssel von meiner Kommode nehme und die Treppen herunter gehe. „Ein paar Bäume und ein paar Häuser" sagt sie mit zittriger Stimme, während ich schon ins Auto einsteige. „Hope, ich brauch schon genauere Informationen verdammt" sagte ich nun ungeduldig und verzweifelt. Sanft atme ich durch. Es bringt auch nichts, jetzt böse zu werden. Ich fahre aus der Einfahrt und klappere ein paar Straßen ab. Kurz schaue ich auf die Uhr. 04:26 Uhr. „Hope, bleib ganz ruhig. Beruhige dich. Versuche irgendwas zu erkennen. Konzentrier dich" gebe ich ihr den Anreiz. Ich versuche durch ein Ausschlussverfahren zu erraten, wo sie sich befindet. Sie ist kurz still. Sie versucht es offenbar, was mich nur noch nervöser machte.

„Ich.. ich.. Kai ich schaffe es nicht" beginnt sie nochmal stärker zu weinen. „Hope, du kannst das. Versuch es. Ich bin unterwegs. Ich komme zu dir. Du musst nur wissen, wo du bist. Dann finde ich dich" versuche ich sie zu beruhigen, obwohl ich selbst innerlich emotional ausraste. „Die Häuser sind etwas älter hier. Ich sitze in einem Laubhaufen und eine Bank steht ein paar Meter von mir Weg. Dort ist ein Schild drauf, aber ich kann es nicht lesen. Ich kann es nicht lesen" wiederholt sie verloren . Toll, das könnte überall sein. Nach kurzem Nachdenken, geht mir ein Licht auf. Es wurde vor zwei Jahren eine Holzbank errichtet zu ehren an irgendeinen Polizist. Das könnte das Schild erklären auf der Bank. Aber stehen dort ältere Häuser? Fuck, keine Ahnung aber eine andere Spur habe ich nicht. Obwohl.. dort wohnen die ärmeren Leute bzw. die Unterschicht. Vielleicht meint sie mit alt, einfach nicht besonders schön. Ja, das muss es sein!
„Okay Hope,ganz ruhig. Atme durch. Ich komme" beschäftige ich sie, während ich in die Richtung fahre, wo ich denke.

„Was machst du überhaupt dort?" frage ich sie, um sie bei Verstand zu halten. „Ich..ich habe einen Fehler gemacht" wimmert sie nur und ich ahne schon böses. Ich fahre zu der Bank, stelle mein Auto davor ab und plötzlich erblicke ich sie, da meine Autolichter genau auf sie scheinen. Eine Last fällt von mir ab und sofort öffne ich die Tür und renne raus. Meine Autotür ist offen, da ich nicht einmal Zeit mir nehmen wollte, sie zu schließen. Dort lag sie im Laub. Blass, wie eine Leiche und so stark geschwitzt, dass ihr dunkelblaues Shirt nass war. Ihr Körper liegt so steif dort und ihre haare voller erbrochenes. Ihr Brustkorb hebt und denkt sich viel schneller, als es normal wäre.

„Kai" sagt sie zittrig mit riesigen Pupillen, als sie mich erblickt und ich helfe ihr sofort hoch. Sofort nehme ich sie aus Reflex in den Arm, da sie mir solche Angst gemacht hat. Ihre Hände krallen sich mit kaum Kraft an meinen Rücken. Meine Wut auf sie, spüre ich grade nicht. Ich spüre Erleichterung, dass sie grade bei mir ist und ihr nichts mehr passieren kann. Sofort erblicke ich das erbrochene auch rund um, wo sie gelegen hat. Fragen, kann ich sie später noch. Jetzt bringe ich sie erstmal in Sicherheit. Ich bringe sie ins Auto und schnalle sie an. Ein Wunder, dass sie mich überhaupt anrufen konnte. Sie sieht so schlecht aus, wie noch nie.

Als ich einsteige, sehe ich zu ihr. „Ich nehm dich mit zu mir nachhause und kümmere mich um dich heute Nacht" lege ich fest und gebe ihr eine Tüte, die ich noch im Auto habe, falls sie brechen muss. „Danke" sagt sie nichts dagegen und lehnt sich zurück. Allerdings hätte ich sie in dem Zustand auch mitgenommen, wenn sie nein gesagt hätte. Man merkt, dass sie froh ist, dass sie nun sicher ist und sich auch selbst kaum mehr halten konnte. Sie schließt die Augen, als ich losfahre und ihr Kopf fällt gegen die Scheibe.

Auf diese Erklärung, bin ich ja mal gespannt.

Obsessed with you                                         |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt