Kapitel 7 *like a fallen star that shines no more*

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Zeitsprung 2013...

Sieben Jahre sind seither vergangen. Levi ist mittlerweile sechs Jahre alt und hat im September mit der Schule begonnen. Ich habe es trotz Kind geschafft, in meinem Beruf als Innenarchitektin erfolgreich zu werden und Max wurde vor vier Jahren zum Geschäftsführer in seiner Agentur für Finanzmanagement befördert. Wir bauten uns ein tolles Haus und führen eigentlich ein wundervolles Leben! Wäre da nicht diese eine Sache. Irgendetwas stimmt in unserer Ehe nicht mehr. Ich kann es aber nicht genau benennen. Ich weiß nicht, ob das klassische 'Auseinandergelebt' eingetroffen ist, oder ob unsere Art auf 'noch nie zusammen gepasst hat' trifft, oder ob es 'das ist nur eine Phase' Lebenssituation ist. Wenn ich DAS nämlich herausfinden könnte, wäre das mit Sicherheit richtungsweisend, wie ich damit umgehen könnte oder überhaupt möchte. Es ist kompliziert. Mein Mann sagt, dass ich mich in den letzten Jahren, die wir zusammen sind, verändert habe. Natürlich sage ich das auch zu ihm. Neben dieser Feststellung haben wir in Gesprächen herausgefunden, dass wir beide auf unsere Art enttäuscht über die Art, dieser Entwicklung sind. Aber nach dieser Feststellung endet auch immer wieder unser Gespräch. Wir fragen zwar ab und zu rhetorisch, wie könnte man das ändern, aber so wirklich wollen, will es irgendwie keiner. In Zwiegesprächen mit mir selbst, so wie jetzt, sage ich mir in Gedanken, dass das nicht wollen, eigentlich ja nur bedeuten kann, dass wir uns nicht mehr lieben. Denn die Angst, dass unsere Ehe kaputt gehen könnte, müsste doch DIE Motivation sein, um diesen Zustand zu ändern. Oder etwa nicht? Gleichzeitig frage ich mich auch noch zusätzlich: Haben wir uns denn überhaupt jemals WIRKLICH geliebt? Das unserer Beziehung/Ehe, nicht gerade leicht begonnen hat, ist vielleicht auch mitunter ein Grund für diese Situation. Vor allem in den ersten Jahren nach Levi's Geburt und unserer Hochzeit, gab es natürlich Zeiten, in denen einfach nur blankes existieren gezählt hat. Da gab es keine Zeit darüber nachzudenken, wie es um unsere Beziehung steht. Wir haben beide sehr hart dafür gearbeitet, beruflich dort zu stehen, wo wir jetzt sind und dass war auch gut so. Wenn ich mit Freundinnen über meine Ehe spreche, dann heißt es grundsätzlich immer: Mann, ihr müsst doch sau glücklich sein. Verheiratet, habt einen wundervollen Sohn, seit beide supererfolgreich, habt ein tolles Haus, keine Geldsorgen, Treu, bla,bla,bla.... dann traut man sich zuerst einmal, gar nicht einzugestehen, dass doch etwas fehlt, geschweige denn, solche Gedanken überhaupt auszusprechen und schluckt es einfach nur runter. Einzig und alleine meiner besten Freundin Caro, kann und will ich auch gar nichts vormachen. Sie blickt hinter meine Fassade und weiß bescheid. Keine Ahnung wie oft sie bereits gesagt hat: Trennt euch doch endlich, das tut doch keinem von euch beiden gut, zumindest nicht so, wie es jetzt ist. Ja klar tut es das nicht! Wenn das nur so einfach wäre. Vielleicht haben wir uns ja doch, wie sie immer sagt, einfach zu früh zu jung gebunden? Seit nun etwas mehr als drei Jahren, also kurz nach der Beförderung von Max, ist die Luft komplett raus. Im Bett läuft so gut wie gar nichts mehr und von Kleinigkeiten zwischendurch, oder gar auf Händen tragen, wie es am Anfang der Fall war, will ich jetzt erst gar nicht anfangen zu sprechen und auch das beruht auf Gegenseitigkeiten. Wir sagen uns schon lange nicht mehr, dass wir uns lieben. Da ich aber mit keinen anderen Pärchen, die in der gleichen Lebenskonstellation leben wie wir, darüber sprechen kann, bin ich davon ausgegangen, dass man das, nach einer gewissen Zeit vielleicht einfach gar nicht mehr macht. Seit Max befördert worden ist, wurde es noch schwieriger. Er hat viel zu tun, ist ständig auf reisen und so gut wie nie zu Hause und wenn er dann einmal da ist, unternimmt er viel mit Levi, was ja auch furchtbar wichtig für die beiden ist. Dennoch wünsche ich mir zwischenzeitlich, das er vielleicht auch einmal für uns, als Paar, Zeit hätte. Stattdessen verspricht er mir, immer wieder irgendwelche Dinge, die er nicht halten kann, oder sogar will. Mittlerweile hat es sich eingebürgert, dass ich die letzten drei oder vier Valentinstage per Post einen Blumengruß mit Karte bekomme. Auf dieser stehen dann total romantische Sachen, natürlich nicht selbst geschrieben und irgendwo aus dem Internet hergeholt. Trotzdem freue ich mich darüber. Zwar nur kurz, aber ich freue mich! Wenn man solche Sachen aber nie direkt ins Gesicht gesagt bekommt, ist dieses nachhaltige Gefühl, tief und innig geliebt zu werden, einfach nicht da. Dann fühlen sich solche Worte, auf so einer dämlichen Karte so unglaublich fremd an. Vor zwei Monaten, entschied ich mich zu einem Kurzhaarschnitt und habe meine Haare um sagenhafte 30cm gekürzt und meinem Mann, viel das tatsächlich erst zwei Tage später auf. ZWEI!! Ich meine, wir reden hier nicht von einem Standard Friseurbesuch, an dem mal eben nur die Farbe aufgefrischt und Spitzen geschnitten werden! Ich sehe eigentlich total anders aus. So etwas muss ihm doch auffallen und tat mir natürlich richtig weh. An diesem Tag, haben wir uns fürchterlich gezofft, denn ich fragte mich: Wie genau sieht er mich eigentlich noch an? Wenn man es genau nimmt... gar nicht! Bin ich etwa nicht mehr attraktiv genug für ihn?! War ich es denn überhaupt jemals? Aber er meinte dazu nur: Was ich jetzt eigentlich genau von ihm wolle? Das wäre doch nur eine neue Frisur und würde mir eh super stehen. Er habe sie schon gesehen, hatte aber nur viel Stress (wie immer), sodass er einfach vergessen hat, mich darauf anzusprechen. Ich würde hier von Luxusprobleme sprechen. Andere würden alles dafür geben an meiner Stelle zu sein und ich solle doch einfach einmal glücklich sein, so wie es ist! Ein Moment mehr, an dem ich mir, wie so oft zuvor denke, das irgendetwas in meinem Leben leer ist. Die meiste Zeit gelingt es mir, dieses leidige Thema mit einem einfachen: 'man kann nicht alles haben' abzuhacken. Aber dann kommen wieder so Tage, wo ich traurig werde, dass DAS tatsächlich mein Leben ist. Soll ich wirklich SO bis an den Rest meines Lebens weiterleben? Die Frage bleibt: Kann man das Aushalten, dass eine Ehe auf soliden Beinen steht, aber man emotional etwas vermisst?  Ich meine, es geht uns ja grundsätzlich gut, würde denn etwas besseres nachkommen? In meinem Alter und vor allem mit Kind und Haus, da überlegt man eben einmal mehr und insgeheim hoffe ich, das wir uns hier, wirklich nur in einer Phase befinden und das bald vorüber geht. Aber... wie lange würde diese Phase denn bitte noch andauern?

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Drifting apart, getting hard to hold you. Days getting dark and the nights are growing cold. Are we burning out? Swept out of sight, rolling up on an ocean. There's cut on the rose and you're lost in the moment. If our hearts are alive, maybe then we might. Send us back to the sun... and I know, I know. That we're losing light, our love is dying. Out cold on the floor. Like a fallen star that shines no more. Take, take-a-me back to where we was before. When we were on fire, fire...

(When We Were on Fire - James Bay)
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Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt