Kapitel 55*leaving you*

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Mein Magen verkrampfte sich auf eine widerliche Art und Weise, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte und mir so Einlass verschaffte. Ich kam mir in diesem Moment, wie ein Eindringling in meinem eigenen Haus vor. Das Haus wirkte irgendwie ausgestorben, wie abweisend. Kläglich schlich ich hinein und erkannte gleich, das es wahrscheinlich daran lag, das momentan niemand zu Hause war und plötzlich war ich sogar irgendwie erleichtert über diese Erkenntnis. So hatte ich wenigstens noch ein paar Minuten für mich. Die Ruhe vorm Sturm sozusagen. Wahrscheinlich hatte Max endlich einmal mitgedacht und Levi zu Oma gebracht, damit er das zwischen uns gar nicht erst mitbekam.

Ich lief schweren Herzens nach oben in den ersten Stock und kämpfte dabei mit Tränen. Obwohl ich in den letzten Jahren nie wirklich glücklich mit Max war, setzte mir diese ganze Situation doch mehr zu, als ich anfangs dachte. Denn das Gefühl, schon bald keine Familie mehr zu sein, schmerzte fürchterlich in mir. Wieder steuerte ich auf das Schlafzimmer zu. Ich legte meine Hand, wie bereits gestern auf den Türgriff und hielt für einen Moment inne. Anders als gestern, war es heute muxmäuschenstill. Ohne das ich es wollte, spielte sich der Porno erneut vor meinem geistigen Auge ab. Ich schluckte einmal leer und öffnete kopfschüttelnd die Tür. Würde ich diese Bilder jemals wieder los werden? Wohl eher nicht. Ich trat in das Zimmer des Grauens ein und sofort warf ich einen hilflosen Blick auf die Bettwäsche, die immer noch da war. Ich konnte es kaum glauben, aber Max hatte nicht mal so viel Feingefühl besessen, sie abzuziehen. Zu dieser Kränkung kommt als Beleidigung hinzu, dass ich auf einem der weißen Kissenbezüge, tatsächlich ein dickes, langes, schwarzes Haar entdeckte. Da lag es vor mir und verhöhnte mich. In mir zerriss etwas und ich wurde von meinen Gefühlen erneut übermannt. Wut stieg glühend heiß in mir hoch und ich begann aus dem nichts, wie eine Furie nach dem gesamten Bettzeug zu greifen und stürmte damit nach unten und aus dem Haus. Wild schnaufend stopfte ich laut schreiend alles in die Mülltonnen und schlug sie anschließend mit voller Wucht zu. Fast atemlos drehte ich mich und erkannte das Max während meines Anfalles gerade seinen schwarzen RangeRover Sport in die Einfahrt fuhr. Diese verdammten Hybridbetreibenen Autos. Nichts hört man mehr, wenn sich ein solches nähert.

Unsere Blicke trafen sich und ohne eine Sekunde zu warten, machte ich Absatz kehrt und stürmte wieder zurück ins Haus. Im Augenwinkel erkannte ich noch, wie Max an dem Zündschüssel rumfingerte, bis er ihn endlich raus hatte und mir zurief: "Lisa warte..." Seine Schritte hinter mir, begleiteten mich, bis ich die Haustür geräuschvoll hinter mir zuzog. Davon ließ Max sich aber natürlich nicht beeindrucken. Er betrat unmittelbar nach mir das Haus und benutzte anders als ich, die Klinke um die Tür zu schließen. Es schien, als hielte er sich nur mit allergrößter Anstrengung unter Kontrolle. Ich lief weiter in die Küche und dabei hörte ich ihn dann fragen: "Lisa was soll das denn? Versuchst du etwa gerade mir in unserem Haus davon zu rennen?" Ich lehnte mich bei seinen Worten atemlos gegen die Anrichte und hatte wirklich das Gefühl mich jeden Moment übergeben zu müssen. Das hier war doch ein einziger Alptraum! Ich betrüge ihn, er mich... wo sind wir nur gelandet? Er sprach weiter: "Levi ist bei deiner Mom, ich habe ihn gerade dort hingebracht..."

Ich drehte mich zu ihm und sagte sarkastisch: "Ach... du hast tatsächlich mitgedacht? Nach dem gestrigen Schauspiel, kann ich mir ja schwer vorstellen, das du noch Gehirnzellen besitzt, die dich zum logischen mitdenken bewegen könnten!"

"Elisa..."

Ich trat einen großen Schritt auf ihn zu und sagte dabei mit erhobenen Zeigefinger äußerst wütend: "Du sollst mich nicht so nennen verdammte scheiße!"

Überrascht hob er ganz kurz ergebens seine beiden Arme hoch und sprach dann weiter: "Lisa, das was gestern passiert ist... ich... um ehrlich zu sein, weiß ich nicht was ich sagen soll. Es bringt auch relativ wenig, lange um den heißen Brei herum zu reden oder zu versuchen mich irgendwie hier raus zu reden. Es ist wie es ist! Du hast es mit eigenen Augen gesehen. Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid!"

Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt