Kapitel 57*you ruin me*

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Samu's Sicht

Ich lief ihr durch den halben Park kreuz und quer hinterher und hatte tatsächlich alle Mühe dabei, mitzuhalten. Ein extrem schwüler Sommertag ging gerade zu ende und über uns, stand ein richtiges Sommergewitter am Himmel. Gewaltige Energien warteten auf ihre Entladung. Ich blickte kurz hoch und im nächsten Augenblick zogen schon dichte Regenschleier über uns, gefolgt von erneuten Blitz und Donner. Keine Sekunde später war es dann auch soweit und es begann aus vollen Eimern zu schütten. Nach ein paar weiteren Metern, die wir im Regen durchquerten, erreichten wir ganz offensichtlich, gerade noch rechtzeitig eine Unterführung, denn nun ging das Unwetter mit Hagel erst richtig los. Elisa stand an der gegenüberliegenden Seite dieser Unterführung, schwer atmend an die Wand gelehnt und blickte den weißen Hagelkörnern dabei zu, wie sie vor ihr auf die Straße klickten. Ihr weißes Sommerkleid war mittlerweile völlig durchweicht und hing nur noch, wie ein Fetzen an ihrem Körper. Wo die hauchdünne, weiße Kleidung nicht weiterhin am Körper klebte, gab sie dennoch alles von ihrer Silhouette preis. Nackter konnte ein Mensch angezogen nicht sein. Ich spürte sofort das mir so bekannte und gerade total unpassende ziehen in meinem Unterleib. Um auf andere Gedanken und meine Atmung wieder in den Griff zu bekommen, begann ich mich hier etwas umzusehen.

Es war ein leicht abgeschiedener Ort und ich fragte mich erstmals, wo wir hier eigentlich gerade waren und stellte gleich fest, das ich von alleine, wohl nie wieder zurück finden würde. Schäbig und herunter gekommen war es. Müll und leere Flaschen lagen hier überall auf der Erde zerstreut. Graffitis schmückten die Wände. Herzen erzählten von Liebespaaren, die ihre Liebe in Stein verewigen wollten. Fast schon höhnisch hörte ich mein Inneres ich lachend sagen: Lächerlich! Nichts währt ewig... kurz schüttelte ich meinen Kopf und bewegte mich dann wie in Trance, langsam auf sie zu. Es war eigenartig, denn fast fühlten sich meine Bewegungen gerade eben, wie in Zeitlupe an. Der Abstand zwischen uns, schien sich kaum zu verringern. Immer noch stand sie einfach nur wortlos mit dem Rücken zu mir und umarmte sich selbst dabei. "Elisa?" begann ich, doch weit kam ich nicht.

Sofort unterbrach sie mich: "Kein Wort will ich hören!"

Ich blieb stehen und während ein Lächeln meine Lippen zierte, sprach ich unbeeindruckt weiter. Denn das hier war meine Chance. Ich wusste sie würde jetzt nicht raus, dafür war das Gewitter einfach zu stark. Also sagte ich nahezu flehend: "Elisa bitte Sie mich an" ich wartete auf eine Reaktion, doch nichts. Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihren Oberarm und sofort zuckte sie unter meiner Berührung zusammen. Dabei sprach ich weiter: "Elisa"

Wütend drehte sie sich ganz plötzlich zu mir und schlug meine Hand von ihrem Arm. Dabei pfauchte sie: "Sag jetzt bloß nichts. Ich will das alles nicht hören. Verstanden? Warum verschwindest du nicht endlich aus meinem Leben?"

Ihre Worte trafen mich dort wo es weh tut. Das hier war nicht mein Plan gewesen, ganz bestimmt stand es nicht auf meiner ToDo Liste, heute hier in Wien ausgerechnet ihr über den Weg zu laufen. Aber das Schicksal meinte es erneut gut mit uns und ich hatte wirklich alles andere vor, als mich hier so billig abfertigen zu lassen. Tapfer hielt ich ihren Blick stand und flüsterte: "Ich kann es nicht, weil DU ganz alleine mein Leben bist. Ich habe mich vor zehn Jahren Hals über Kopf in dich verliebt und niemand... hörst du, NIEMAND hat dich darum gebeten, dass du dich auch in mich verliebst. Es ist aber passiert und daher verstehe ich nicht... ich verstehe einfach nicht, warum du dir so unendlich viel mühe dabei gibst, es zu verstecken! Wovor hast du genau Angst? Davor das du tatsächlich endlich glücklich sein könntest?"

"Ich hasse dich! Du bist mein größter Alptraum!" fauchte sie mir erneut entgegen. Hinter ihrer kratzbürstigen Art, versteckt sich ein völlig anderes Wesen. Krampfhaft versuchte sie, ihre Fassade aufrechtzuerhalten, obwohl sie genau spürte, dass etwas aus ihr herausbrechen wollte, mit allen Mitteln versucht sie es zurückzuhalten. Ich sah es wie früher, wild und verräterisch in ihren blauen Augen aufflackern. Ohne auch nur eine weitere Sekunde länger zu zögern, ging ich einen weiteren Schritt auf sie zu und legte meine Lippen ungeniert auf die Ihren. Ich spürte noch für eine Sekunde eine kurze Gegenwehr, doch lange musste ich nicht darauf warten, ehe sie meinen Kuss überrascht stürmisch erwiderte.

Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt