Kapitel 41 *you belong to me*

1.2K 83 6
                                    

Erkältete Frauen tragen pastellfarbene Schals und liegen mit übereinandergeschlagenen Beinen elegant im Bett. Neben uns, liegt ein kleiner Stapel kluger Zeitschriften und es riecht überall, leicht nach Eukalyptus. Taschentücher kommen aus einer Pappbox, auf der ein paar bekiffte Schmetterlinge ihre Runden drehen. Wir nehmen uns eine Auszeit zwischen frisch gepressten Säften und die beste Freundin bringt Blumen vorbei, die – haha, ist doch ein Klacks! – trotz Erkältung ins Büro geht und danach zum Yoga. Zwischendurch putzen wir uns die Nase. Aber Leise! Was immer wieder die pure Verwunderung bei Männern auslöst, wie so etwas überhaupt gehen kann-leise Nase putzen?!

Männer führt die Erkältung in die Nähe des Todes. Wenn ein Mann erkältet ist, glaubt er schon mal er müsse sterben. Eine Männer-Erkältung macht es praktisch unmöglich, die Rotzfahnen vorm Bett wegzuräumen, das sofortige Einstellen der Körperhygiene tritt in Kraft und nur durch Antibiotika und hochdosiertes Mitleid über Wochen hinweg kann diese Krankheit geheilt werden. Die Hochleistungsmaschine hat einen Totalschaden. Statt Halsschmerzen legt sich bei ihnen eine Angina, pythongleich um ihre Gurgel. Es geht dem Ende zu. Den Sarg in Fichte, bitte! Ginge es nach mir, gäbe es eigene Werbespots für Männer-Erkältungsmedikamente. Eine Marktlücke! Die Werbung würde in den Schützengräben der Normandie spielen und Soldaten brüllten im Kugelhagel: "Verdammt John, lass den Typen mit Bauchschuss liegen. Der hier muss als Erster zum Sanitäter. Er hat eine verdammte Männer-Erkältung."

Keine Ahnung wie oft ich Max über das Wochenende mitteilen musste: "Du wirst nicht sterben. Es ist nur ein Schnupfen. Hier dein Tee" Das gesamte Wochenende stand ich unter Strom und war nicht nur Mama sondern auch noch Krankenschwester. Ein ungestörter Rückruf an Samu, war somit unmöglich gewesen. Ich glaube ich habe es um die einhundert mal versucht, ehe ich erneute Hilferufe wahrnahm, wo es ganz offensichtlich um Leben und Tod ging.

Erst Montag Morgen, als ich im Büro saß und endlich einmal zehn Minuten für mich hatte, wählte ich erstmals seine Nummer, dabei kam ich jedoch direkt auf die Mobilbox. Ich versuchte es an diesem Tag noch weitere vier mal erfolglos, ehe ich wieder nach Hause fuhr. Am nächsten Tag, startete ich erneut drei versuche. Wieder ohne Erfolg und ab hier, begann ich mir ernsthaft sorgen zu machen. Ich überprüfte fast im Minutentakt meine Mail's und Nachrichten, in der Hoffnung er würde sich irgendwo melden. Doch er tat es nicht.

Nach einer ganzen Woche, in der ich versuchte, über das Internet, etwas über ihn heraus zu finden, war ich nur noch körperlich anwesend gewesen. Keine einzige Nachrichtenquelle berichtete etwas über ihn. Meine Nerven waren am Ende, denn normalerweise, konnte man sich darauf immer verlassen. Ich wusste nicht einmal ob er überhaupt noch am Leben war, wobei diese Info, es bestimmt in die Medien geschafft hätte. Erst nach vierzehn verdammten Tagen, in denen ich fast eintausend Tode gestorben wäre, aus Sorge um ihn, rief er endlich an.

"Hey" sprach er butterweich in das Telefon und ich dachte ich würde dabei kollabieren. Meine Wut versuchte ich im ersten Moment so gut es ging zurück zu halten.

Ich schluckte einmal leer und fragte: "Hey? Hey ist alles was dir, nach über zwei Wochen einfällt? H.E.Y? Spinnst du eigentlich?"

Er unterbrach mich und sagte: "Es tut mir leid"

Ungebremst fuhr ich dazwischen, meine Aggression war nicht mehr aufhaltbar und noch weniger als das, war sie zurückhaltbar. Glücklicherweise befand ich mich eben in meinem Büro und ich konnte so, meinen Gefühlen freien lauf lassen: "Es tut dir leid? Samu, sag mal hast du vollkommen deinen Verstand verloren? Ich dachte die letzten zwei Wochen, das du tot bist! Was zum Teufel ist passiert?"

Mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht mit dieser Antwort: "Ich bin in Neuseeland?"

Meine Augen sprangen auf und der Kulli, den ich eben noch, nervös in meiner Hand ständig auf und zu klickte, rutschte durch meine Finger wie Öl. "Du bist was?" fragte ich sicherheitshalber nochmal nach. Kann ja sein, das ich was an den Ohren hatte.

Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt