Epilog *forever yours*

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Zwei Jahre ist es nun her. Es hat sich vieles getan. Die Scheidung war in der Zwischenzeit durch und von Samu, habe ich nie wieder etwas gehört.

Wie so oft, setze ich mich mit einem Glas Wein auf die Terrasse und lese seinen Brief von damals an die hundert mal hintereinander. Immer wieder wollte ich ihn anrufen, um ihm zu sagen das ich ihn über alles lieben würde. Wollte versuchen, mich bei ihm zu entschuldigen, dafür, das ich sein Herz gebrochen habe und tat es dann doch nicht. Immer wieder dachte ich darüber nach, ob ich mich damals richtig entschieden habe, ob es richtig war ihn gehen zu lassen oder ob ich einfach nur zuviel Angst hatte. Denn ich hatte vor so vielen Dingen Angst. Ich hatte Angst vor falschen Entscheidungen und davor mich nicht zu entscheiden. Ich hatte Angst zu gehen und mir eigentlich zu wünschen zu bleiben. Ich hatte Angst davor Fehler zu machen, obwohl ich weiß das Fehler wichtig sind. Ich hatte Angst zu spät zu merken, welcher Weg doch richtig ist. Angst davor wie schnell die Zeit vergeht und das ich sie nicht richtig nutzen würde. Ich hatte Angst, das ich all das nicht umsetzten konnte, was mir eigentlich lange bewusst war. Ich hatte Angst davor, dass ich nie eine so gute Mutter wie meine werden würde. Ich hatte Angst davor ich selber zu sein und das dass, nicht ausreicht. Ich wollte halt, aber nichts festes. Damit auch ja keiner verletzt wird und habe im Grunde alles selbst kaputt gemacht, bevor es kaputt gehen konnte.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich einfach keine Kraft mehr habe und verdränge alles, doch früher oder später holt es mich doch wieder ein. Manchmal weiß ich nicht was ich fühle, weshalb ich überhaupt so fühle und will einfach nur alleine sein, aber dann wieder doch nicht. Manchmal weiß ich nicht, was mit mir los ist, oder ich weiß es, will es aber nicht wahr haben. Manchmal brauch ich Hilfe, will aber niemanden damit belasten. Viel zu oft lache ich, obwohl meine Seele bittere Tränen weint und manchmal, fühle ich mich so einsam, möchte dann nur Zeit für mich selbst haben, aber dann, dann denke ich an die Menschen, die ich Liebe und das ich für sie stark sein muss. Ich lese die Zeilen im Brief: Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, das du dich an diesen einen Kuss erinnerst... ich fasse mit zittriger Hand an meine Lippen und schließe die Augen. Diese Erinnerung war so real, als würde er mir jetzt und hier, in diesem einen Moment, diesen einen Kuss geben. Ich verlor mich komplett darin, bis ich plötzlich hörte: "Mom? Bist du soweit? Wir müssen jetzt endlich los!"

Manchmal... manchmal ist Liebe einfach nicht genug. Manchmal müssen wir uns von etwas trennen, das uns einst die Welt bedeutet hat. Nicht, weil wir es wollen! Sondern weil wir es müssen. Das Leben wird weiter gehen. Mit oder ohne ihn. Es bleibt nicht einfach stehen für mich oder ihn, nur weil wir gerade das nicht haben können, das wir wollen oder vielleicht sogar brauchen. Leben ist das was passiert, während wir wo anders beschäftigt sind. Das Leben, ist schwer. Von einfach war nie die Rede. Aber es gibt diese unglaublichen und erstaunlichen Momente darin, die man in seinem Leben niemals mehr vergisst, die einem immer in Erinnerung bleiben. Die man wieder bewußt erlebt, wenn man sie hervorholt. Es ist so, als würde man sie gerade nochmal erleben. Es sind die Momente, die ich mit Samu geteilt und erlebt habe. Diese Erinnerungen können schmerzlich sein, einen tief berühren und nachdenklich oder traurig stimmen, aber sicherlich auch das eigene Herz wieder erwärmen, wenn es zu erfrieren droht. Erinnerungen sind kostbare Augenblicke, die allerdings niemals mehr so wiederkommen werden und wenn einem das bewusst wird, ist es noch viel wertvoller, sie stets mit sich zu tragen, denn sie werden immer ein wichtiger Teil unseres Lebens bleiben. Sie haben mir gezeigt, wer ich wirklich bin und wer ich sein möchte.

Ich lege den Brief auf den Tisch zurück. Lass meine Finger nochmal vorsichtig über ihn gleiten und rufe: "Ja! Ja ich komme" und mit den Worten stehe ich auf und laufe lächelnd zurück in mein Haus wo Levi und Oli bereits auf mich warten. Das schwerste am Abschied nehmen ist, dass man es jeden Tag aufs Neue tun muss. Jeden Tag werden wir aufs Neue mit derselben Wahrheit konfrontiert. Das Leben ist nur geliehen. Die Zeit ist viel zu kurz und das Einzige, was bleibt, ist das Beste aus unserem Leben zu machen! Ich küsse meinen Sohn auf die Wange und blicke zu Oli, der mich wehmütig anlächelt und dabei fragt: "Alles ok?" ich klemme mir die Haare hinter meine Ohren und nicke ihm lächelnd zu. Er legt liebevoll seinen Arm um mich und sagt: "Ok... dann lass uns fahren" an seine Schulter gelehnt, laufen wir gemeinsam weiter nach draußen zum Wagen.

Man wird nie, diesen einen Menschen vergessen, der einem gezeigt hat, wie sich wahre Liebe wirklich anfühlt und noch immer bin ich davon vollkommen überzeugt, das wahre Liebe kein Happy End haben kann-weil sie einfach nie endet und obwohl es mir nach wie vor schwer fällt, habe ich gelernt eben nicht herumzusitzen und zu weinen, weil ich ihn hab gehen lassen. Ich habe gelernt das Leben so zu lieben wie es ist und irgendwann... irgendwann werden wir beide wieder ok sein und bis dahin wird sich diese eine Sache zwischen uns niemals ändern:

I'm forever yours....

Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt