Kapitel 49 *I'm loving you*

1.3K 84 6
                                    

Als ich am nächsten Morgen erwachte, blinzelte ich ein paarmal verwirrt, bevor ich mich daran erinnerte, in welchen Alptraum ich mich eigentlich gerade befand. Die Sonnenstrahlen drangen durch den Spalt, an dem die Gardine nicht vollkommen zugezogen waren. Von Samu war weit und breit nichts zu sehen, also griff ich nach meinem Handy am Nachtisch. 9:10 Uhr. Mist! Das darf doch wohl nicht war sein. Wie peinlich und warum lässt er mich überhaupt so lange schlafen. Bestimmt waren schon alle wach. Ruckartig sprang ich aus dem Bett, sodass mir sogar etwas schwindelig wurde und hüpfte schnell unter die Dusche. Dort stellte ich erneut fest, das unsere Zeit eigentlich schon längst enden hätte sollen. Das hier war definitiv zufiel. Auch wenn er mich davor noch nie zu etwas gezwungen hatte, so machte er es jetzt. Obwohl er immer wieder auf die Zwanglosigkeit unserer außergewöhnlich gearteten Beziehung beharrt hatte, so war da doch mit einem Mal die Gewissheit, dass da mehr war. Nicht nur bei ihm. Es war mittlerweile soviel mehr bei mir. Es gefiel mir hier und es gefiel mir, das er mich seiner Familie vorstellte. Ich mochte Eve, ich mochte Sanna ihren Mann und ihre bezaubernden Kinder und ich mochte Santtu. Ich war hier! In seinem Familienferienhaus. Er sagte mir letztens das er mich liebt und deshalb würde sein Herz brechen, wenn ich gehen würde - unwiderruflich - da brauchte ich mir nichts mehr vorzumachen. Ich wollte diesen Moment so lange wie nur möglich hinaus zögern. Wollte diese wertvollen Momente mit ihm noch nicht hinter mir lassen, obwohl ich genau wusste, das dieser Moment schneller eintreffen würde, als mir lieb war. Ich hatte keine andere Wahl, denn es gab nunmal nicht nur mich, an die ich denken durfte. Nachdem ich geduscht hatte, zog ich mir ein T-Shirt über und wählte eine Jean.

Als ich hinunterging, saßen alle am Frühstückstisch. Eve am Kopf der Tafel, Sanna und ihre Familie rechts an der Längsseite des Tisches und Santtu saß an ihrer Linken Seite. Gleich neben ihm Samu und der Stuhl neben ihm war noch frei. Ich steuerte ihn an. "Guten Morgen" rief ich in die Runde.

Wie in einem Chor, erklang nun ein "Morgen" von allen hier anwesenden.

Samu sprang sofort vom Stuhl hoch und schob mir meinen Gentlemanlike etwas zurück. Als ich mich hinsaß, küsste er mich flüchtig auf den Scheitel und fragte dabei: "Kaffee?"

"Ja bitte! Aber ich kann ihn mir auch selber..."

"Papperlapapp" unterbrach mich Eve und sprach lächelnd weiter: "Das macht er schon... lass ihn nur"

Ich lächelte sie etwas verlegen an und sagte dabei: "Tut mir leid, das ich so lange geschlafen habe, aber niemand hat mich geweckt und..."

"Das ist doch dein Urlaub oder etwa nicht?" fragte sie lächelnd und ich nickte ihr einfach nur zufrieden zu. Anschließend verspeisten wir alle zusammen gut gelaunt das Frühstück. Dabei erklärte mir Sanna, das sie sich alle wieder nach dem Frühstück auf den Heimweg machen würden. Sie wollten uns hier im Ferienhaus, die restlichen Tage alleine lassen, es war nur eine Ausnahme gewesen, das von gestern auf heute das Haus voll war, da Samu mich, in allen gleichzeitig vorstellen wollte. Wir würden uns aber alle heute Abend am Konzert wieder treffen. Sanna bot mir an, mich von hier abzuholen, was ich natürlich dankend annahm, denn so musste ich weder alleine den Weg dorthin finden, noch musste ich alleine auf dieses Konzert.

Nachdem alle verschwunden waren, und ich den Abwasch gemeistert hatte, lief ich nach draußen zu Samu. Er saß auf der Veranda vor dem Haus. Die Knöchel übereinandergeschlagen, auf dem Geländer abgelegt, hatte er auf seiner Bank Platz genommen und trank eine Cola, während er in die Ferne starrte. Mir fiel auf, dass er das Etikett zur Hälfte bereits abgerissen hatte. Was logisch zur Folge hatte, das er über etwas nachdachte, nervös und aufgeregt war. Erst als ich unmittelbar vor ihm stand, sah er zu mir hoch und klopfte mit der flachen Hand auf die Stelle neben sich. Er lächelte mich an, was mich ein wenig beruhigte. Als ich mich zu ihm gesetzt hatte, legte er seinen Arm um mich und ich schmiegte mich zaghaft an ihn. So könnte ich bis in alle Ewigkeit sitzen bleiben, ging es mir durch den Kopf, als ich in den Blick dorthin schweifen ließ, wo sich nichts als grenzenlose Natur vor uns erstreckte. Niemand war da, der uns störte. Keine unliebsamen Fragen, die einer Antwort bedurften, die es gar nicht gab und nichts, was uns aus dem schützenden Kokon rausholte, wie ich dieses gestohlene Beisammensein mit ihm empfand. Das war wie eine erneute kleine Flucht in einen schönen Traum. Ich nahm einen Schluck aus seiner Flasche, die er mir wortlos reichte.

Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt