Kapitel 24 *little bit love*

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Wie benommen, lief ich langsam, mit zittrigen Knien zurück zu unserem Tisch und hoffte dabei, von Samu unentdeckt zu bleiben. Jeder hier in diesem Saal blickte höchst konzentriert auf die Bühne. Sogar Max, lehnte tief im Stuhl, mit verschränkten Armen vor seiner Brust und blickte zu Samu hoch. Zu meinem Glück, saß er mit geschlossenen Augen auf seinem Hocker, das Mikrofon fest umklammert und ging wie damals, voll in seiner Musik auf. Ich wiegte mich bereits in Sicherheit, als er ganz kurz vor meinem Ziel, plötzlich seine Augen öffneten und sich zu allem Überfluss auch noch unsere Blicke trafen. Er zog seine Augen für einen kurzen Moment streng zusammen und während ich mich langsam setzte, sang er weiter: I don't need a crown on my head, or a plan how to grow old

Max blickte kurz zufrieden lächelnd zu mir und legte sofort seine Hand auf mein überschrenktes Bein. Ein Kuss auf meinen Scheitel folgte und obwohl ich mir eigentlich genau solche Gesten von ihm, viel mehr wünschen würde, hätte ich auf diese eine hier und jetzt, liebend gerne verzichtet, denn momentan, fühlte ich mich wie ein beschissener Baum, der von einem Hund gerade als sein Revier markiert wurde. Ohne es zu sehen, konnte ich dabei Samu's brennenden Blick, wie Feuer auf mir spüren: but I just need a little bit... I just need a little bit love. You just need a little bit love.

Ich blickte wieder hoch zur Bühne und nun fixierte er mich mit seinem Blick, sodass ich das Gefühl hatte, ich würde in Flammen stehen. Die folgenden Worte, waren einzig und alleine an mich gerichtet und dabei klopfte mein Herz mit einem Mal so heftig, das ich die Befürchtung hatte, Max könnte es nebenan hören: And it makes me crazy, how I need you baby no I can't escape it cause I just need a little bit love. Just need a little bit. I just need a little bit love, just need a little bit.

Samu war ganz offensichtlich genauso geschockt über diese, äußerst eigenartige Situation, in der wir uns gerade befanden, wie ich es war und dennoch ließ er seinen Blick nicht mehr von mir ab. Wahrscheinlich war ich eben, wie ein Autounfall für ihn. Schrecklich zum ansehen, aber wegsehen geht noch viel weniger. Wie er dieses you in just need a little bit love immer wieder betonte... ich fühlte mich hier langsam wie auf einem Schlachtfeld.

Can you see the bright horizon? Come with me to somewhere new. Cause I just need a little bit, I just need a liitle bit love. You just need a little bit love. And it makes me crazy how I need you baby. No I can't escape it, cause I just need a little bit love. Just need a little bit, I just need a little bit love. You just need a little bit, I just need a little bit love. You just need a little bit love...

Das Lied endete und ich senkte sofort meinen Blick zu Boden. Dabei spürte ich Max Atem an meinem Ohr und kurz darauf flüsterte er: "Und... gefällt er dir in natura noch immer so gut wie im Fernsehen?" Entsetzt blickte ich zu ihm hoch. Doch Max lächelte mich belustigt an und sagte dann gleich: "War nur Spaß. Ist doch toll oder? Hättest du dir das Konzert am Samstag ja sparen können, wenn du das früher gewusst hättest"

Ich schluckte einmal leer, setzte ein lächeln auf das meine Augen nie im Leben erreicht hat und sagte gespielt belustigt: "Stimmt ja" Caro hatte Max, Mitte Jänner darüber informiert, das wir auf dieses Konzert gehen würden, obwohl ich es ja bis jetzt noch immer nicht weiß und obwohl sich Max genau nichts von mir merken kann, blieb ausgerechnet das bei ihm hängen. Naja warum wohl... immerhin sprach ich von diesem Mann in meinen Träumen.

Sie spielten einen zweiten Song an. Mein Leid war also noch nicht beendet. Ich kannte diesen zweiten Song genauso wenig, wie den ersten und während er sang, lief der Wein, wie Wasser meine Kehle nach unten. Meine Gedanken fuhren wie wild umher und zu allem Überfluss, trafen mich nun zusätzlich auch noch Oli's Blicke. Tja... jetzt war wohl auch ihm ganz klar gewesen, wer da vor zwei Monaten, unbedingt einen Café mit mir trinken wollte. Er ließ es aber, zu meinem Glück unangesprochen und ich war ihm dafür so dankbar wie nie zuvor. Ich wusste aber auch, das ich in nächster Zukunft, nicht um ein äußerst peinliches Gespräch mit ihm herum kommen würde.

Das war doch alles ein einzig schlechter Alptraum, aus dem ich einfach nicht aufwachen konnte. Das hier war sogar so schlecht, das man dafür nicht einmal platz in einem Schnulzenfilm finden würde. Nach dem zweiten Song, verabschiedeten sie sich endlich. Ein letztes Mal traf mich dabei Samu's Blick quälend strafend, als wenn das ganze hier meine Schuld wäre, ehe sie endlich dankend von dieser Bühne gingen. Im Nachhinein gesehen, konnte ich wirklich von Glück sprechen, das es nur zwei Songs waren und meine Geisterfahrt des Grauens endlich ein Ende hatte.

Samu's Sicht

Der Moment als sie total unerwartet in diesen Saal schritt, den werde ich wohl nie vergessen. Ich wusste nicht genau, ob mein Herz dabei raste oder kurz stehen blieb. Wahrscheinlich tat es beides in genau dieser eben erwähnten Reihenfolge und es grenzte an ein Wunder, das mir der Text nicht abhanden kam. Ein unglaubliches Glücksgefühl breitete sich dabei in mir aus, doch genauso schnell wie es kam... verging es auch wieder, als sie sich an diesen Tisch, in vierter/fünfter Reihe direkt vor uns saß. Der Mann neben ihr küsste sie liebevoll auf den Scheitel und legte dann auch noch zu allen Überfluss, seine Hand auf ihren Oberschenkel und signalisierte damit der anwesenden Männerwelt ganz deutlich: Diese Frau gehört zu mir. Die Eifersucht stieg mir kochend heiß hoch und ließ mich nahezu daran zerplatzen. Mir wurde schlagartig klar... das muss ihr Mann sein. Ein Mann der ungefähr in meinem Alter war, ganz offensichtlich ziemlich erfolgreich ist und noch zu allem Überfluss richtig gut aussah. Wenn das mal nicht Ironie vom allerfeinsten war. Sie war mir so nahe und doch so fern. Fast schon höhnisch hörte ich mein inneres ich sich darüber amüsieren, das sie tatsächlich mit ihrem Mann dort unten saß. Den Stich in meinem Herzen versuchte ich zu ignorieren und auch wenn ich es wollte, konnte ich meine Augen während unseres gesamten Auftrittes nicht von ihr lassen. Diese knapp zehn Minuten, die ich auf dieser Bühne stand, waren eine einzige Qual für uns beide gewesen. Denn ihre Reaktion auf mich, verriet mir, das sie keinen blassen Schimmer davon hatte, das ich heute hier sein würde. Es war unübersehbar gewesen, das es ihr mehr als nur unangenehm war. Die Blicke von ihr wirkten gequält und zusätzlich glitten noch viele andere Emotionen über ihr bildhübsches Gesicht, doch die verschwanden, noch ehe ich sie ergründen konnte. Zwei Monate ließ sie mich im Ungewissen und auch jetzt, war mir noch immer nicht klar, wie das alles wirklich zwischen uns weiter gehen würde. Schließlich blickte sie mir direkt in die Augen und ich konnte darin einfach nicht ausmachen, ob wir uns Samstag sehen würden, oder eben nicht...

Backstage überlegte ich dann krampfhaft, was ich jetzt machen sollte. Fahre ich einfach mit den Jungs ins Hotel zurück, oder... oder nutz ich meine Chance. Jukka war zwar damals vor sieben Jahren dabei gewesen, als das alles begann. Doch hat er Elisa heute genauso wenig erkannt, wie es wahrscheinlich einer der anderen Jungs getan hätte, wären sie anwesend gewesen. Er bekam davon nichts mit, im Gegensatz zu Mikko!! Ihm blieb das ganze natürlich nicht unbemerkt und wie damals war er erneut stinkwütend. Er zog mich in eine ruhige Ecke, um in einem vier Augen Gespräch, an meinen klaren Verstand zu appellieren, das ich es ja nicht wagen sollte. Denn es gab hier definitiv keine Chance, auch nur eine einzige Minute, ohne größere Aufmerksamkeit zu erregen, mit ihr alleine zu sein! Er hatte wirklich überzeugende und schlagkräftige Argumente, die mich zur Besinnung veranlassten, diesen Abend einfach als, überstanden zu betrachten und darauf zu hoffen, sie Samstag endlich in meine Arme schließen zu können.

Wir standen bereits alle drei vor dem schwarzen Van, der uns wieder zurück ins Hotel bringen sollte, wo sich aus mir nach wie vor unerklärlichen Gründen bereits eine kleine Traube von Fans gebildet hatte. Geistesabwesend schrieb ich ein paar Autogramme, knipste Fotos und legte schlussendlich meine Gitarre in den Kofferraum. Mit einem Fuß war ich schon im Van, als es mich voll überkam. Ich machte Absatz kehrt und rief den Jungs zu, das ich in fünf Minuten wieder hier wäre. Während Jukka es einfach so hinnahm, hörte ich Mikko äußerst angepisst mir hinter rufen: "Du elendiger Scheißkerl!"

Fast schon triumphierend lächelnd ignorierte ich es aber ganz dezent und lief schnellen Schrittes wieder zurück. In der Halle angekommen, wurden meine Schritte wieder langsamer. Ich wollte so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich auf mich ziehen. Zielstrebig steuerte ich vollends entschlossen auf diesen Tisch zu, an dem sie noch immer mit ihrem Mann saß. Egal was Samstag passieren würde... es gab da doch diese eine Chance! Ich hätte viel früher daran denken müssen und die, konnte ich einfach nicht unversucht lassen! NEVER!!!!!

Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt