Kapitel 21 *empty promise*

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Das Projekt von Oli und mir befindet sich in der Endphase und damit stehen viele Überstunde am Programm, sodass die Woche ziemlich schnell rum war. Obwohl ich in jeder freien Sekunde an Samu und diese Nacht denken musste, freute ich mich schon riesig auf das kommende Wochenende mit Max. Etwas Erholung und Entspannung würde mir bestimmt gut tun und vielleicht sogar auch unserer Ehe. Ich war voller Enthusiasmus und packte gerade Freitag Mittag in meinem Büro die Tasche, als Oli nach einer kurzen Klopfeinheit durch meine Bürotür spähte und grinsend fragte: "Wollen wir noch etwas essen oder bist du schon im Wochenende?"

Ich lachte kurz auf, stopfte meinen letzten Ordner in die Tasche, richtete mich etwas auf und sagte dann nach einem erleichterten durchschnaufen: "Danke aber... Max und ich wollen das Wochenende abhauen, um endlich wieder einmal etwas Zeit für uns zu haben. Um ehrlich zu sein... ich will hier nur noch raus. Nimm es nicht persönlich ja"

Er lachte kurz laut auf und antwortete dann: "Quatsch... kann ich verstehen. Wenn ich einen Partner zu Hause hätte, mit dem ich übers Wochenende abhauen könnte, würde ich auch nicht mit mir essen gehen wollen" unsere Blicke trafen sich und wir lachten beide laut los, ehe ich kurz das Wort: "Spinner" einwarf.

Er klopfte nochmal kurz gegen das Türblatt und sagte dabei: "Na dann... macht euch ein schönes Wochenende! Bis Montag" 

Ich hob nochmal kurz meine Hand und sagte dabei: "Danke... bis Montag" und schon war er weg. Lächelnd griff ich nach meiner Tasche, blickte mich nochmal kurz um, um zu überprüfen ob ich auch alles hatte und machte mich dann ebenso auf den Heimweg. Ich konnte es kaum mehr erwarten.

Am späten Nachmittag hatte ich Levi bei Oma abgeladen und war gerade dabei meine Koffer zu packen, als ich Max endlich hörte wie er nach Hause kam. Gleich darauf war er auch schon im Ankleidezimmer bei mir angekommen. "Hey du..." waren seine ersten Worte. Dabei lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sein Blick verriet mir sofort, das unser Wochenende gespritzt ist.

Genervt knallte ich das Shirt, das ich eben noch in den Händen hielt auf den offenen Koffer vor mir und fragte dabei: "Wir fahren nicht oder?" Er begann träge seinen Kopf zu schütteln und ich sprach weiter: "Warum?"

Langsam kam er näher und sagte dabei: "Es... es ist meine Schuld. Ich habe vergessen, das ich dieses Wochenende mit den anderen Filialleitern ein Meeting in München habe. Lisa es..." wütend stand ich auf, griff nach meinen Klamotten und begann sie wieder zurück in meinen Kleiderschrank zu katapultieren. Dabei sagte ich sichtlich angepisst: "Schon gut" obwohl eigentlich gar nichts gut war. Ich hätte dieses Wochenende wirklich gebraucht. Ich hätte ihn wirklich gebraucht. Ich war fest davon überzeugt, das sich etwas verändert hätte. Aber ganz offensichtlich tat es das nicht. Max war einfach Max und Caro hatte mal wieder Recht behalten. So ein Mist!

Natürlich konnte er hier nicht wirklich etwas dafür, aber die Tatsache das er einfach nicht daran gedacht hat, spricht mal wieder für sich. Erzählt man so etwas denn nicht schon Wochen oder Tage vorher seiner Frau? Er spürte natürlich meinen Missmut darüber und sagte: "Lisa ich kann es nicht ändern"

Ich drehte mich zu ihm und sagte dabei: "Das weiß ich ok... ich finde es nur... ich meine... ich habe mich darauf gefreut und..." er kam näher und wollte mich gerade im Gesicht berühren. Aber ganz intuitiv ging ich einen großen Schritt zurück. Entmutigt blickte er mich kurz an und sagte dabei: "Du könntest doch auch mit Caro weg fahren. Macht euch ein schönes Wochenende. Levi ist doch schon bei Oma und..."

Ich schüttelte fast schon entsetzt meinen Kopf und sagte dann: "Hör bitte auf ja. Ich kann mir sehr gut alleine ein Ersatzprogramm überlegen. Ist ja nicht so, das ich damit nicht gerechnet hätte. Nur wünschte ich so sehr, das ich diesmal falsch gelegen wäre und davon nicht gebrauch machen müsste"

"Elisa..."

Wie von der Tarantel gestochen keifte ich ihn an: "Nenn mich nicht so... nenn mich NIE wieder so!"

"Aber das ist dein Name!" stellte er verwundert fest.

"Du weißt ganz genau, das ich es nicht leiden kann, wenn man mich so nennt. Das hast du bis jetzt nicht getan und ich will es auch ab jetzt nicht von dir hören, verstanden?" überrascht blickte er mich an. Fast tat er mir sogar leid dabei. Aber bis zum heutigen Tag, nannte mich nur ein Mann so... und so sollte es auch bleiben.

"Hey... es tut mir wirklich leid! Was wäre, wenn wir das einfach nächstes Wochenende machen?"

Ich hob die Hand und als er still wurde, blickte ich ihn kurz tief in die Augen und sagte dann: "Lass es einfach ok? Ich bin hier Max und wenn du mit mir Zeit verbringen kannst und vor allem möchtest, dann tu es einfach. Ich habe keine Lust mehr auf diese ewigen Enttäuschungen" und damit ging ich dann auch aus dem Ankleidezimmer. Ich hatte überhaupt keine Lust mehr mit ihm darüber zu sprechen. Ich wollte jetzt keine neuerlichen Versprechungen von ihm hören, die er so oder so nicht halten würde oder könnte. Was auch immer. Mittlerweile war mir auch das herzhaft egal. Ich zog mir meine Sportsachen über und bin auf direktem Weg eine Runde joggen gegangen.

Als ich wieder nach Hause kam, wartete Max bereits mit gepackten Koffer im Flur auf mich. Ich nahm meine Ohrstöpsel raus und er begann gleich zu sprechen: "Ich muss jetzt los... wir sehen uns Sonntag Abend ok?" er beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss. Einen Kuss der nicht emotionsloser hätte sein können und gleich darauf sagte er nahezu flehend: "Sei nicht sauer ok? Bitte Lisa. Wir holen das bestimmt nach! Versprochen!"

Versprochen. Äffte ich ihn in meinen Gedanken nach. Was für ein Schwachsinn. Ich wusste genau, das es dazu nie kommen würde und sagte trotzdem einfach nur:  "Ok" mehr wollte ich dazu nicht mehr sagen, denn es wäre so oder so absolut sinnlos gewesen mit ihm jetzt darüber zu diskutieren.

Während Max sich auf den Weg nach München befand, lief ich ins Badezimmer, stellte mir den Radio ein und mich unter die Dusche. Während das Wasser so über mich lief, kam mir eine total bescheuerte Gedanke. Ich dachte tatsächlich kurz darüber nach, meinen Koffer zu packen und über das Wochenende nach Helsinki zu fliegen, nur um Samu mitzuteilen, das ich im Februar vielleicht doch kommen würde. Glücklicherweise, kam dann aber doch irgendwann mal wieder mein klarer Verstand zurück. Das war mehr als nur voller Schwachsinn. Ich wusste ja nicht einmal, wo ich anfangen sollte zu suchen, geschweige denn, wie ich überhaupt in Kontakt mit ihm treten könnte. Also entschied ich mich doch für einen, wie es mir schien, weitaus effektiveren Ersatzplan. Ich packte erneut meinen Koffer und holte Levi bei Oma ab. Gemeinsam fuhren wir dann über das Wochenende nach Bad Schallerbach in die Piraten Therme. Der Kleine freute sich mega darüber und so verbrachten wir beide eine wundervolle und unvergessliche Zeit, die momentan so oder so eher Mangelware ist, da ich durch den Job einfach ziemlich eingespannt war.


Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt