Kapitel 52 *release*

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Stillschweigend verlief die Fahrt zurück zum Ferienhaus, genauso stillschweigend wie der anschließende Weg nach oben in unser Zimmer. Ich fragte mich, ob wir uns nun so trennen würden?! Stillschweigend? Waren das von vorhin etwa unsere letzten Worte? Mit schnellen Schritten stürmte er den Flur entlang bis zu unserem Zimmer. Im hohen Bogen zog er die Tür auf und trat ungestüm ein. Ich lief hinterher und schloss leise die Tür hinter uns. Mit dem Rücken stand er direkt vor mir, sein Atem ging rasend schnell, seine Hände hatte er über den Kopf verschränkt und er strahlte erstmal's Gefahr aus. Ein prickeln überzog meine Kopfhaut, als mich der Gedanke daran, das er genau wusste, was jetzt geschehen würde, überkam. Obwohl ich es ihm gerne nochmal erklärt hätte, bemühte ich mich, ihn erstmal in Ruhe zu lassen und ging langsam an ihn vorbei ins Badezimmer.

Nachdem ich geduscht hatte, zog ich mir ein Shirt und eine Jeans an. Während ich noch meine Haare mit dem Handtuch trockenrubbelte, lief ich die Treppe hinab auf der suche nach Samu. In der Küche hörte ich ihn rumoren. Etwas kühles zu trinken wäre jetzt nicht schlecht. Der einzige mir wichtige Mann - der Mittelpunkt meines Lebens, außer Levi natürlich - stand mit dem Rücken zu mir und kramte in den Schränken herum. Ich blieb im Türrahmen stehen und beobachtete ihn eine ganze Weile ungeniert. Als er sich Streckte und das Shirt hochrutschte, wurde ein Streifen nackter Haut sichtbar. Nur schwer konnte ich meinen Blick davon losreißen. Schließlich wandte er sich um und lächelte mich kurz unterdrückt an. Ich fühlte mich ertappt und spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Er sah mich unverwandt an, als er sich mit dem Hinterteil gegen die Arbeitsfläche lehnte und seine Handflächen noch an der blankpolierten Holzplatte abstützte. Mittlerweile hatte ich aufgehört meine Haare zu trocknen und hielt das Frotteetuch ziemlich nutzlos in den Händen. Gerade überlegte ich, ob ich es schnell ins Bad bringen sollte, da nahm er es mir ab und warf es achtlos in die Waschmaschine, die hier in der Küche stand. Dann reichte er mir eine Limonade. Das Glas war von außen beschlagen und es klirrten Eiswürfel darin. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, nippte ich daran, froh, meiner trockenen Kehle etwas Erfrischung gönnen zu können und eine Beschäftigung zu haben. Schließlich stellte ich es auf den Tisch. Er folgte jeder meiner Bewegungen und schluckte. Ganz offensichtlich war er genauso verunsichert wie ich. Niemand kann sich auch nur annähernd vorstellen, wie schwer es wirklich ist, sich von dem Menschen zu trennen, der einen einfach alles bedeutet und es trotzdem zu müssen, obwohl man es eigentlich gar nicht will. Verwirrt registrierte ich, wie nah er mir plötzlich war. Obwohl ich ihn beobachtet hatte, war mir nicht aufgefallen, dass er sich überhaupt von der Stelle gerührt hatte. Merkwürdigerweise sprach immer noch keiner von uns ein Wort. Die Luft war spannungsgeladen. Er stand jetzt direkt vor mir und ich hätte lediglich meine Hand zu heben brauchen, um ihn zu berühren. Es nicht zu tun, war die eigentliche Schwierigkeit hier. Dafür hob er nun seine und nahm eine meiner feuchten Strähnen hoch. Nervös folgte ich seinen Bewegungen mit den Augen. Achtlos ließ er die Haare wieder fallen und fuhr mit den Fingern in meinen Nacken, um sie dort in die Fülle zu vergraben. Völlig überwältigt von dem Gefühl, welches mich dabei durchflutete, seufzte ich auf, was ihn zum Lächeln brachte. Am liebsten hätte ich die Lider genießerisch geschlossen, doch dann hätte ich vielleicht etwas verpasst, das ich auf keinen Fall verpassen wollte. Sollte ich es tun? Ein letztes Mal? Ihn ein letztes Mal spüren, Lieben und fühlen, ehe es für immer enden würde? Langsam hob er meinen Kopf den seinen entgegen und kurz darauf, berührten seine Lippen hauchzart meine Stirn, bevor er mich an sich zog. Ich legte die Hände auf seine Brust und spürte sein Herz heftig pochen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir so standen, doch ich wollte mich nicht bewegen, um diesen Moment so lange wie möglich auszunutzen.

Unvermittelt löste ich mich dann aber doch von ihm. Denn ich war mir meiner Entscheidung sicher. Kein zurück mehr: "Es tut mir leid Samu. Ich kann einfach nicht!" und mit den Worten, lief ich erneut die Stufen nach oben in unser Zimmer. Äußerlich gefasst, aber mit wild klopfendem Herzen, begann ich mechanisch meine Kleider in den Koffer zu legen.

Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt