Kapitel 46 *you're slipping through my hands*

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Zwei Wochen nach Barcelona, saß ich gerade mit Oli in meinem Wohnzimmer bei einem Glas Wein und einer Schüssel leckeren Popcorn. Dabei hörte ich das Geräusch von Max Schlüssel im Schloss. Er hatte diese spezielle Art, seinen Schlüsselbund auszuschütteln, bevor er aufschloss und so war es ausgeschlossen, dass es jemand anders war. "Ich bin hier", rief ich ihm zu.

Er kam gerade von einer erneuten Geschäftsreise heim. Seine Schritte näherten sich, doch in der Tür blieb er überrascht stehen. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen konnte Max seine Freude über den Besucher kaum noch im Zaum halten.

"Hallo", sagte er kühl, bevor er zu mir kam und mir einen Kuss auf den Mund gab. Anschließend drehte er sich zu Oli und sagte: "Hallo Oliver"

Oli erhob sich und sagte dabei: "Hey Max... ich wollte gerade gehen. Wir sehen uns morgen im Büro ok?" nachdem er mir ein Küsschen links und rechts auf die Wange gegeben hatte, erfolgte die Verabschiedung relativ schnell und kaum dass die Tür hinter Oli ins Schloss gefallen war, brummte Max: "Was sollte das?"

Irritiert drehte ich mich um und folgte ihm in die Küche. "Was sollte was?

"Warum war der Typ hier?"

Abwehrend verschränkte ich die Arme und blickte ihn überrascht an. Sein Tonfall gefiel mir überhaupt nicht. "Was soll das heißen? Das war kein Typ, das war Oli! Ich habe dir doch gestern erzählt, dass er mich heute nach Hause bringt, weil mein Auto in der Werkstatt steht"

"Das hast du nicht! Und wenn... muss das sein, das du mit dem bei uns zu Hause bei einem Glas Wein sitzt?"

"Spinnst du jetzt total? Seit wann hast du denn damit ein Problem bitte?"

Mein Mann rollte mit den Augen. Etwas, das eigentlich nur ich tat und sagte dann: "Würde ich sonst etwas sagen?"

"Du hast sie doch nicht mehr alle", stieß ich erbost hervor und drehte mich auf dem Absatz um.

"Wo willst du hin?" Er war inzwischen merklich lauter geworden.

"Keine Ahnung, aber ich glaube, du musst deine schlechte Laune nicht an mir auslassen, wenn es in der Firma gerade nicht läuft!"

Er starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. "Was hat denn jetzt die Firma damit zu tun, dass hier in meiner Abwesenheit offenbar fremde Männer ein- und ausgehen? Männer mit denen du gerade noch in Barcelona warst! Hattet ihr dort zu wenig voneinander oder was?!"

"Spinnst du? Barca haben wir als Bonus für unser Projekt bekommen und Oli ist kein fremder Mann... ich verbringe mehr Zeit mit ihm, als mit dir! Er ist wie ein Bruder für mich! Also hör auf dich hier lächerlich zu machen!" der war doch wirklich nicht mehr ganz dicht. Noch vor einem Jahr hätte ich mich über genau solche Aktionen von ihm gefreut, doch mittlerweile nervte es. Noch immer fragte ich mich um was es hier überhaupt gehen würde.

"Wie du meinst!" Damit packte er den Griff seines Rollkoffers und beförderte diesen recht unsanft ins Schlafzimmer. Mit herabhängenden Schultern wog ich meine Möglichkeiten ab. Ich könnte ihm jetzt folgen, dann würden wir uns noch mehr streiten, die Sache aber schneller bereinigen. Wenn ich ihm nicht folgte, würde er mich tagelang anschmollen, weil ich den Konflikt einfach aussaß. Allerdings wusste ich, dass seine Nerven bereits über alle Maßen strapaziert waren, wenn er nur noch sagte: Wie du meinst. Schweren Herzens ging ich ebenfalls ins Schlafzimmer und wappnete mich für die nächste Runde. Max hob den Blick und ich konnte einwandfrei erkennen, dass er zutiefst beleidigt war. Ich hätte es niemals laut gesagt, aber in solchen Momenten war er schlimmer als jede Frau, die ich kannte. "Bekommst du eigentlich noch etwas mit?" Klugerweise zog ich es vor, zu schweigen, denn ich wusste nicht, worauf er jetzt hinauswollte. Schnell ging ich den gestrigen Abend durch. Hatte ich ihn da unbewusst beleidigt? Das Einzige, was mir einfiel, war der Telefonsex, der nicht stattgefunden hatte. Wenn er deswegen einen solchen Aufstand machte, konnte er mich mal gerne haben. "Siehst du?", wettete er weiter. "Selbst jetzt sagst du keinen Ton. Weißt du eigentlich, wie anstrengend das ist?"

Forever yours / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt