Alles wird gut, aber nie mehr wie es war (2)

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Ihr Verlangen zu Töten.

Das brausende Blut in ihren Adern strömen zu hören, wenn ihre Herzen ihre letzten Schläge taten. Immer weder hallte es in ihrer eigenen Stimme in ihr wider.

Töte sie. Töte sie, so wie du es immer erträumt hast.

Morde.

„Melia, hör mir doch bitte...", setzte Ilace an, doch sie konnte ihren verlorenen Satz nicht beenden. Das schnell gepackte Messer fest umschlossen von Melias begierender Hand rauschte auf ihre gar einladende Brust zu, durchschnitt ihre plumpe Kleider, riss ihre Mamille entzwei und verkeilte sich tief unter ihren massigen Rippen in ihrem alt triefenden Herzen, die linke Brust fest unter sich bindend. Melias Atem ging schneller und schneller je bewusster sie sich wurde, was sie gerade vermacht hatte zu tun. Wie besessen starrte sie den sterbenden Körper an. Der Möderins Augen wanderten verlangend über das erbeutete Fleisch. Sie konnte riechen, wie das glitzernde Blut aus der feinen Wunde trat.

Schlaff sackte ihr Körper in sich zusammen und prallte beträchtlich leise auf den Holzboden. Melia hielt kurz inne, lauschend, ob die Männer etwas gehört hatte, doch die Stille des Todes wurde jäh durchbrochen durch die heftige Diskussion. Bereitwillig wandte Melia ihre funkelnden Augen ab, um das Theaterstück des Todes und Entsetzens in Ilaces Blick zu beobachten, wenn ihre alte Seele aus ihrem Körper wich. Mit Bewunderung starrte sie auf die fahl werdenden Augen, die langsam, aber stetig ihren Glanz verloren. Eine Kälte breitete sich von der Iris aus und bedeckte Ilaces müde gewordene Augen mit einem schwarzen Schleier des Todes. Melia konnte beobachten, wie sich die Seele mühselig aus ihrem blutüberströmten Mund zwängte, sobald Ilace erstickend hustete, und verloren über ihrem Körper hing, unentschlossen was sie tun sollte, geschockt über ihr plötzliches Ableben. Mit einer Hand griff Melia nach dem feinen blau schimmernden Nebel und streichelte ihn sanft. Seelen waren das Urgerüst eines jeden Lebewesens, ohne welche niemand existieren konnte.

Je mehr sie sie durch ihre unreine Hand demolierte, desto gebrochener würde sie ins nächste Leben schreiten.

Melia lächelte. Wie sehr sie es doch vermisst hatte.

Der Duft von Tod schlich sich mit derart feiner Vorsicht bedacht in die alten Glieder, dass Melia noch genügend Zeit blieb, um sich neben sie zu hocken und ihr zierliches Blut aufzusaugen, was widerstrebend aus ihrer Brust lief. Einige Tropfen hatten sich bereits ihren Weg auf das Holz der Veranda gebahnt und fingen an eine kleine glänzende Pfütze neben Ilaces Körper zu formen. Melia genoss das Blut in ihrem Mund, kostete es aus, ertastete mit ihrer Nase jeden einzelnen Geruchsfaden, der aus der Wunde strömte.

Es war nicht so rein wie das Blut, was sie im Palast von den Elben geschöpft hatte, nicht so gut wie ihr eigenes beim ersten Kosten schmeckte, dennoch hüllte es sie in einen Umhang voller Wärme ein, der ihr Geborgenheit versprach. Sie genoss den kurzen Augenblick der schweren Stille, bevor der Tod den Körper für sich beanspruchte und sie von ihrem Busen ablassen musste.

Melia wischte sich mit ihrer dunkelrot beschmierten Hand den Mund ab zog ihr freudig glitzerndes Messer aus der tropfenden Wunde. Schwer fiel es ihr in die Hand und rutschte anschließend aus ihren glitschigen feuchten Fingern in eine der Blutpfützen, die sich neben ihr stets ausbreiteten. Sie schloss genießend die Augen und stöhnte tief. Wie hatte sie diese Genugtuung vermisst und wie sehr begrüßte sie die wohlige Wärme in sich, die ihr schleichend mehr Kraft spendete, je weiter sie in sie drang.

Ihr Hunger war augenblicklich erloschen, sobald der Lebenssaft ihre Zunge berührt hatte. Es wäre schade um das schöne Fleisch, doch sie war ausgefüllt. Kurzerhand beschloss sie den Körper ausbluten zu lassen, um es dann zu teilen und zu Räuchern. Melia umfasste das Fett um Ilaces Hüfte. Es würde sie für die nächsten Tage gut nähren, denn sie würde nicht länger in diesem heruntergekommenen Wirtshaus verweilen. Sie würde das übrige Fleisch der üppigen Frau mit auf die Reise nehmen, es würde sie gut nähren.

KönigstochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt