Er erschrak, als zwei kleine Hände seine rauen zitternden Finger umfassten. Ihre Wärme mischte sich unter die Kälte, die sich in seinem Verstand zu verfestigten drohte. Angst kochte erneut in ihm hoch. Er hatte vergessen, dass er nicht mehr allein mit sich war. Sein Blick wanderte zu dem kleinen Mädchen herunter, dass neben ihm, halb von den Decken bedeckt, mit einem lieblichen Blick zu ihm herauf schauend, thronte. Sein Herz machte einen Satz nach vorne und raste ihm nach wie vor wild aus der Brust heraus. Tabons Hand verkrampfte sich weiter in seinem Hemd, während sich die andere gespielt entspannte.
Seine zitternden Augen, besprenkelt von dem Schweiß, der ihm von der Stirn in die Augen lief, fingen das grüne Schimmern ihrer glitzernden Kindesaugen ein. Das wenige Licht des Mondes spiegelte sich in ihnen wider, während die kleinen roten Locken sachte in ihr Gesicht fielen. Ihre zierlichen Hände fassten weiter um seine, als wollte sie ihm einen Ankerpunkt geben, an welchem er sich wieder auf die sichere Seite ziehen konnte. Atemlos starrte er sie mit aufgerissenen Augen an. Doch ihre hoben und senkten sich nur langsam. Er war gewillt ein Lächeln für sie aufzusetzen. Ihr zu zeigen, dass alles gut war. Doch als sie seinen wirren Blick mit einem beruhigenden Lächeln erwiderte und den Kopf leicht schief legte, war es ihm nur zu deutlich geworden. Sie wusste.
Er löste seine steife rechte Hand vom Hemd. Zitternd erhob er sie und führte sie zu ihrem Gesicht. Sachte strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Ihr Lächeln wurde größer, jedoch nicht gerade weniger besorgt.
„Hab ich dich etwa geweckt?" Nicht nur seine Hand, sondern auch seine Stimme zitterte noch. Er presste kurz die Lippen zusammen, um das ungewollte Zucken zu verdecken, doch es brachte nichts. Er setzte ein misslungenes Lächeln auf. Soweit es ihm möglich war, versuchte er vor ihr zu verstecken, wie verstört er durch seinen Traum war. Er blinzelte die Tränen weg, die sich uneingeladen in seine Augen geschlichen hatten. Wischte sich die Nässe aus den Wimpern und von den Wangen, bevor er ein trauriges und erzwungenes Lachen von sich gab. Schwer schallte es mit einem Schluchzer untermalt aus seinem Oberkörper. Wenn er schon nicht mehr für sich, für sein eigenes Wohlbefinden und Glück tapfer sein konnte, so musste er es um ihret Willen wenigstens versuchen.
Tabon zog seine Beine unter den Decken hervor, richtete sich auf und schaute ihr nicht noch einmal entschuldigend ins engelsgleiche Gesicht. Es würde hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Seine Finger griffen wieder um die Decken und zogen es ihr bis unters Kinn, während sie sich wieder hinlegte und sich in die Wärme kuschelte. Tabon ließ von dem groben Stoff der Decken ab. Zeramonik griff nach dem einen Ende und knetete sie in ihren Fingern. Ihr Kopf versank in dem mit Stroh gefüllten Kissen. Ihre Lider zitterten leicht vor Müdigkeit, bevor sie sich langsam zu schließen begannen und sie in einen Traum geleiteten.
Tabon lächelte. Er hatte sie inzwischen derartig gut kennengelernt, dass er noch einen Augenblick über ihr verharrte, um zu sehen, wie sie sich auf die rechte Seite drehte und dabei leicht mit dem Kiefer malte, als würde sie etwas Wunderbares kosten. Tabon rieb sich die letzten Tränen aus den Augen und betrachtete ihr Gesicht noch kurz, wie es seelenruhig in den Kissen verharrte. Sie war es wert die Gefangenschaft durchzustehen. Für sie und nur für sie. Er schüttelte den Kopf und wollte beinahe in Lachen ausbrechen. Er wartete auf Melia, sie war wichtiger. Doch ohne Zeramonik würde er nicht einmal bis zu Melias Eintreffen überleben.
Er drehte sich in die Richtung des kleinen Fensters und zog sich im Gehen mit beiden Händen das raue verdreckte Hemd aus. Zum Vorschein kam sein nach wie vor zerschundene Körper. Mit Absicht hielt er seinen Blick aufrecht. Sein Verstand war verwundet genug, er brauchte nicht auch noch die elenden Schnitte und Prellungen an seinem Körper betrachten, die Ave ihm zugefügt hatte, weil er hatte stark sein wollen. Doch es war nicht nur das. Es waren die kleinen Details, die er wahrnahm, ohne es zu wollen. Ob sie nun positiv oder negativ sein mochten, er verachtete sie alle. An dem Sitz seiner Hose hatte er feststellen können, dass er wieder an Gewicht zugenommen hatte. Doch was brachte ihm das? Die wenigen Kilos machten im Kampf und im Leben keinen Unterschied. Noch eine Hungerperiode und sie wären erneut in die Winde geschlagen.
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Königstochter
FantasyMelia ist nicht gerade die Prinzessin, die den Vorstellungen entspricht. Im Gegenteil ist sie alles, was eine Prinzessin und Elbin nicht in sich vereint haben sollte. Als ihr Vater sie auch noch mit dem verhassten Erzfeind verheiraten will, dreht si...