Hört mir zu und schweigt für einen Moment und bedenkt meiner Worte.
Kinder, lasst mir euch erzählen von der der Weissagung.
Reife, lasst mir euch vortragen, wie das Spiel beginnt.
Alte, lasst mir euch berichten, wenn die erste weiß von der Zukunft.
Lasst mich euch von der wahrhaftigen erzählen.
Die Geschichten gehen,
Die Geschichten flüstern,
Die Geschichten wispern,
Die Geschichten zischen.
Die Ohren der Erleuchteten hören,
Die Augen der Erleuchteten sehen,
Die Hände der Erleuchteten spüren
Der Kopf der Erleuchteten weiß.
Sie allein trägt das Schicksal auf sich,
Weiß um alles,
Weiß um jeden,
Weiß um das Ungesagte
Und das Gesagte.
Sie sieht,
Bevor sie hört,
Sie spürt,
Bevor sie fühlt,
Sie ist,
Bevor es wird.
Die Erleuchtete leitet,
Wo die Geschichte läuft.
Sie war,
Sie ist,
Sie wird.
Und das alles, wenn die Göttin unter uns ist.
Nevas Erwachen
Herbst, 3.123 nach dem Erwachen der Götter
Levelays Kehle brannte, als ihr kreischend ein Schrei über die seidigen Lippen fuhr. Die Muskeln ihrer feinen Hände verkrampften sich, zitterten, zogen sich von Schmerz geprägt zusammen. Ihre Sicht klärte sich. Geschockt starrte sie auf ihre hellen Finger, welche sich eigenständig zu machen schienen. Ihre Haut verlor den Kontakt zu der sicheren Leiter, auf welcher sie sich befand, als sich ein Finger nach dem anderen von dem warmen Holz löste. Ihr Augenlied schlug nieder. Ihre Wimpern öffneten sich wieder, doch ihre rechte Hand verlor den letzten Halt zu der hölzernen Leiter. Sie stürzte, an die schwer beleuchtete Decke blickend, hinterrücks auf den Boden ihrer heimeligen Bibliothek. Sie versuchte sich mit den Beinen in die Senkrechte zu strampeln, streckte ihre Finger schützend vor sich aus. Angsterfüllt schloss sie ihre Augen, doch all ihre Rettungsmaßnahmen blieben zwecklos. Der verdunkelte Boden raste auf sie zu, als würde er sein Maul aufsperren und sie in sich verschlucken, auf dass sie nie wieder ein Auge dem Himmel zuwendete.
Der Luftzug einer greifenden Hand zog sich an ihr vorbei. Knochen starker Arme rammten sich in ihren Bauch und gegen ihre Rippen. Die aus Angst inhalierte Luft in ihrer Lunge presste sich unter Druck zusammen und wallte unter einem Schrei aus ihrem unscheinbaren Körper hinaus. Ihre Herz klopfte in ihrer schmerzenden Brust, als gäbe es kein Morgen. Wie ein überfließender Fluss pulsierte das Adrenalin durch ihre Adern. Das Rauschen des Blutes drang in ihrem blonden Kopf hin und her, als der Boden unter ihr Halt machte. Ihr Kopf schnellte nach vorne und rammte fast das Holz, während ihre Hände an ihm abrutschten und ihre Knie aufprallten. Zwei Hände griffen um ihren Brustkorb und drehten sie behutsam um. Levelay öffnete ihre verkrampften Augen und starrte in ein junges verdunkeltes Gesicht, das außer Atem besorgt zu ihr hinab lächelte.
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Königstochter
FantasyMelia ist nicht gerade die Prinzessin, die den Vorstellungen entspricht. Im Gegenteil ist sie alles, was eine Prinzessin und Elbin nicht in sich vereint haben sollte. Als ihr Vater sie auch noch mit dem verhassten Erzfeind verheiraten will, dreht si...