Zorn ist das Werk von Hass (3)

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Denn in diesem Land, zu dieser Zeit änderte sich nie was. Es schien als sei das Motto ihrer Ära, alles in den alten Zeiten verweilen zu lassen.

Melia genoss den Klang ihrer Stimme. Das Ausmaß dessen, was sie seit Jahren trainierte und zur Perfektion brachte. Sie konnte alles mit ihrem Körper anstellen, selbst die stärksten Männer hatte sie durch ihre Artikulation das Fürchten gelehrt, wobei sie Äußerlich wie eine kleine unschuldige Prinzessin ausgesehen hatte. Sie war die Perfektion in Figur und ihre Position würde sie nicht ohne weiteres aufgeben.

Langsam zog sie sich zurück, den Geruch des Blutes in der Nase, den Geschmack bereits im Mund, ohne jemals von dem roten Gold gekostet zu haben. Ihre Wange strich leicht gegen seine, die steigende Wärme aufsaugend. Sie stockte, als sie an die Wunde kam, die inzwischen besprenkelt mit seinem Saft war. Ihre Zunge wühlte sich gierig aus ihrem Mund, sich nach dem herausrinnenden Blut streckend. Einige feine Tropfen ergossen sich auf ihre feinen Geschmacksknospen und gaben ihr ein ganzes Festmahl in nur wenigen Sekunden. Es kühlte ihren Mund und ihr Temperament, als sie es sanft hinunterschluckte und beobachtete, wie es ihre Kehle hinunter rann. Noch ein paar Tropfen fing sie auf und ließ sich den Geschmack des Lebens auf der Zunge vergehen, bevor sie sich mit geschlossenen Augen, vor Verführung zu bette gelegt, wieder aufrichtete.

Sie spürte den Hass ihres Vaters schwer auf ihren Schultern lasten, doch ihre Gedanken ließen sich nicht von diesem Umstand ablenken. Der leichte Schock ihres Vaters waberte noch durch die Luft. Sie nutzte die ihr verbleibenden Zeit, um den Raum genauestens zu betrachten. Ihre Mutter hatte den Barbar bereits aus ihrem Schoß geschmissen, der jetzt winselnd am Boden lag. Ein weiterer Sklave war mit Verbandszeug bereits auf dem Weg zu ihnen. Ein Diener starrte aus den geöffneten Türen hinter ihr. Sie konnte ein Zittern über sein Antlitz gleiten sehen, als er sich umdrehte und sich ihre Blicke streiften. Offensichtlich hielt er Ausschau nach der Garde, die jeden Moment hier eintreffen müsste.

Melia dachte nach. Allmählich müsste ihr ein Plan einfallen, denn die Situation spitzte sich zu. Innerlich hielt sie Ausschau nach Fluchtwegen, doch egal welchen Flur sie nehmen würde, die Soldaten hätten sie innerhalb von 5 Minuten gefunden. Es blieb nur eine Möglichkeit offen.

Kampf.

Wenn sie ehrlich zu sich war, erfreute sie sich daran, denn noch nie zuvor waren ihr so viele Versuchsobjekte zu Verfügung gestellt worden. Die Männer hatten hohen Ansprüchen zu entsprechen, denn Melia wollte nicht einfach zwischen ihren Armen hindurch schlüpfen. Sie würde die Männer abschlachten. Sie wusste, was ihr drohte, wenn sie versagen würde. Der Kerker. Und in diesen wollte sie in keinem Fall gelangen. Zu oft hatte sie schon miterlebt wie die verurteilten Gefangenen, welche dem König gedroht oder ihn verletzt hatten, schmachvoll ihren Tod in den stinkigen kleinen Zellen fanden, obwohl ihr Volk als das resistenteste galt, starb ihre Seele in dem Grausal und ihr Körper gleich mit ihnen. Sie war beeindruckt von den Kerkermeistern, davon, wie sie die Kunst beherrschten den wiederwertigsten und egoistischen Personen den Willen zu brechen, sie um ihren mickrigen Verstand zu bringen. Melia war davon fasziniert, von ihren Fertigkeiten mit einem Lebewesen anstellen zu können, was sie wollten. Davon, den gequälten Ausdruck auf ihren Gesichtern zu sehen und zu beobachten, wie sie immer mehr ein lebloses Monster wurden. Es waren ihre liebsten Stunden am Tag, wenn sie unter der Erde von dem Foltermeister lernte, der inzwischen nichts mehr lehren konnte, da sie das Wissen nur so in sich hinein gesogen hatte.

Sie war ein Profi.

Die ersten Schritte der Soldaten schlugen sich in ihren Kopf, ließen sie zur Höchstform aufflammen.

Diesen Krieg würde sie mit Bravour gewinnen.

Melia hörte leise, aber viele Schritte zügig die Flure entlang schmettern. Mit aller Ruhe, die sie aufbringen konnte, drehte sie sich zur Tür und lief in die Mitte des riesigen Saals. Ihr Rücken streckte sich ihren Eltern zu, die die Fetzen ihres Kleides betrachten konnte, unter welchem sich ihre monströse Arbeitskleidung verbarg. Schatten zogen sich durch die Flure, bedeckten den Boden mit schwarzen Flecken, die sich fortwährend durchs Licht schlichen. Blaue Mäntel schossen durch die Tür. Wischten über den Boden und trampelten ihn nieder. Melia hob ihre nackten Füße sanft in die Luft und schlich mit lautlosen Schritten über den Boden, die Vibrationen der schweren Kampfschuhe der Männer unter sich fühlend. Gespannt beobachtete sie, wie sie ihre Speere aufrecht in der Luft hielten und einen Kreis um sie bildeten, die Gesichter starr zur Decke gestreckt.

KönigstochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt