Hört mir zu und schweigt für einen Moment und bedenkt meiner Worte.
Kinder, lasst mich euch erzählen, wenn die Göttin auf die Erde kommt.
Reife, lasst mich euch vortragen, wann die Göttin uns besucht.
Alte, lasst mich euch berichten, wenn die Göttin uns verlässt.
Lasst mich euch von dem Schmerz ihres Herzen erzählen.
Wenn die Sonne hoch über uns steht,
Wenn der Mond sich verkriecht,
Wird sie sich erheben
Um sich zu holen,
Was Ihr gehört.
Sie wird bringen Leid,
Sie wird bringen Freude,
Sie wird bringen Stille,
Sie wird bringen Lärm.
Doch das Ende,
Das Ende wird sie nicht bringen.
Sie wird es mit sich reißen,
Mit sich ziehen,
Mit sich zerren.
Ihr Ende,
Sein Ende,
Unser aller Ende
Gehört nicht ihr,
Gehört nicht ihm,
Das Ende gehört uns.
Mehr ist nicht zu sagen, über jene,
Mehr ist nicht zu freuen, über jene,
Denn Jene wird kommen, wenn ihre Zeit es will.
Und die Zeit steht nicht unter unserem Zeichen,
Denn Zeit bezieht ihre Kraft aus der Göttin,
wenn sie zu uns kommt,
und uns erlöst.
Und das alles, wenn die Göttin unter uns ist.
Nevas Erwachen
Spätherbst, 3.123 nach dem Erwachen der Götter
Melia stocherte mit ihren Fingern durch die Dunkelheit, die sie wie einen ledernen Mantel umschloss. Die Steine, der sie umgebenden Wand, kratzten nass unter ihren erkalteten Fingern. Die morsche Leiter knarzte unter ihren und auch Yikinis Füßen.
Sie hatten die restliche Zeit bis zum Fest damit verbracht, einen lückenlosen Plan zur Befreiung Tabons auszuarbeiten. Tendenziell fiel es ihr nicht schwer, seine Falle zu durchschauen, sie selbst hatte bereits genügend aufgestellt. Er hatte Wachen aufgestellt, die jegliche Eingänge bewachten und über ihr Aussehen belehrt worden waren. Zudem waren mehrere Wachen ohne Uniform unterwegs, um in der Menge, die sich im Schloss einfand, unbemerkt hantieren zu können. Tabon hatte er etwas aus der Mitte heraus zum Balkon geschoben, sodass sich die Menge wie eine Barrie vor dem Podest aufbaute. So hätten seine Männer genügend Zeit, sie ausfindig zu machen und sie festzunehmen. Tendenziell hatte er demnach eine effektive und durchdachte Falle aufgestellt. Das jedoch, erbrachte nicht die Schwierigkeit in ihrem Plan. Das Problem war die Anzahl seiner Wachen, Soldaten und versteckten Männern. Im Überfluss standen sich Wachen an den Toren die Füße in den Bauch. Soldaten patrouillierten in so großer Anzahl durch die Gassen, dass kaum noch andere dort Platz hatten. Und schlussendlich wirkte es so, als sei die Hälfte der Zuschauer unecht und gestellt. Durch diesen Pulk unentdeckt hindurch zu gelangen, schien gar unmöglich.
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Königstochter
FantasyMelia ist nicht gerade die Prinzessin, die den Vorstellungen entspricht. Im Gegenteil ist sie alles, was eine Prinzessin und Elbin nicht in sich vereint haben sollte. Als ihr Vater sie auch noch mit dem verhassten Erzfeind verheiraten will, dreht si...