Das Leben läuft nicht immer so, wie man es will (4)

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„Du hast zu wenig Sex." Seine rau kalte Stimme schien abwesend zu sein, ebenso wie sein starrer Verstand. Mit einem Ruck riss er ihre Kopfhaut derart weit herunter, dass sie vor Schmerzen zusammen brach und ihre Beine gänzlich unter ihr nachgaben. Keuchend und ihre Schulter haltend verweilte sie auf den Fellen des Bodens, das ihr weich Trost bot. Sie sah das Leuchten in seinen Augen, das mit steigender Genugtuung beobachtet hatte, wie sie sich selbst vor ihm erniedrigt hatte. Das Licht des Feuers spiegelte sich in seinen Augen und brachen den Tod der Flammen, als würde Firell ihn für sich beanspruchen.

„Du bist schwach." Er blickte auf sie hinunter und beobachtete sie eingehend.

Ave starrte zurück in sein entspannt lächelndes Gesicht. Kannte sie diesen Mann wirklich? Was würde er mit ihr anstellen, wenn er ihr überdrüssig war? Sie erstarrte. Was machte sie sich Sorgen um sich selbst? Schlimmstenfalls würde sich sich einen anderen Herren suchen müssen, sollte er sie entlassen. Doch was würde mit ihm passieren? Es war, als hätte ihn eine dunkle Macht, ein Monster eingenommen. Was würde es mit ihm über die Zeit machen?

Die Stille um ihnen wurde nur rege durch das Prasseln des Feuers unterbrochen. Schwer neigte sie sich auf die beiden Gemüter, die sich bedächtig betrachteten, darauf gepasst, dass der andere einen Angriff wagte.

„Meine Mätresse ist tot", brach stumpf aus Firells Mund heraus.

„Und was habe ich mit deinem Flitchen zu tun?" Schrie sie ihn alle Wut auf ihn loslassend an, sich das Redewerkzeug jedoch augenblicklich verbietend, als ihr bewusst wurde, wassie sich gerade erlaubte. Sie schloss ihren Mund und starrte ihn an. Es brachte nichts, wenn sie gegen ihn arbeitete, siemusste mitihm vorgehen, um ihm das zu entlocken, was sie von ihm haben wollte.

Sie wollte wissen, was er von ihr wollte.

Ave hob ihren Kopf, um zu ihm auf zu blicken, als er unberührt hinter sich griff und einen der Becher in die bleckenden Flammen warf. Ein Stich durchfuhr ihr Herz. Auch wenn es nicht einer der besten Becher gewesen war, war es dennoch eine Trophäe und eine Würdigung des Toten, die Firell in Sekundenschnelle zerstört hatte. Instinktartig hockte sie sich hin und griff bloßen Handes in die lüsternden Flammen und holte den Becher wieder heraus. Tiefes Bedauern löste sich in ihr, als sie den feinen Becher den verbrannten Fingernhielt. Ein Sprung hatte sich durch die Mitte gebohrt und durchbrach das einzigartige Muster des Knochens, geschweige denn von der Schwärze der Oberfläche. Sie konnte gerade noch verhindern, dass sich glitzernde Tränen in ihren Augen bildeten. Ihr war nie zuvor bewusst gewesen, wie wichtig ihr diese Becher waren.

Verschwommenen Blickes sah sie auf ihre verkohlten Finger. Langsam zog sich der Schmerz an ihrer Haut hinauf, hinein in ihre Hand, ihren Arm, ihre Schultern, ihren Kopf. Pochend fuhr er in ihre Gedanken. Schwankend versuchte sie aufzustehen, doch von dem Schmerz übermannt, sackte sie einige Male zusammen, an dem Feuer vorbei fallend. Sie biss so sehr die Zähne zusammen, dass ihr Kiefer schmerzte, als sie wieder aufrecht stand.

Wut durchbrannte ihren Körper und verdrängte leicht den Schmerz. Dieser Mann war kein lebendes Wesen mehr. Was auch immer sich in seinem Inneren befand, es gehörte nicht mehr zu dieser Welt.

„Ich bin dein König. Sprich mich nicht noch einmal mit persönlichen Zeichen an." Er blickte über sie hinweg zum Feuer, als wäre sie ein einfaches Dienstmädchen, was zurechtgewiesen werden musste. „Und verbeuge dich, wenn du mich siehst."

Er ging an ihr vorbei und setze sich auf einen der Stühle, den Umhang ablegend. Sein dunkles Gewandt schimmerte im yschein des Feuers matt.

„Firell, was ist...", flüsterte sie leise zwischen dem Knacken des Feuers.

„Ich bin dein König, sprich mich mit Mylord oder Herr an. Du bist nicht würdig mich mit meinem Namen anzusprechen." Er starrte abwartend ins Feuer. Ave blickte ihn verängstigt an. Sie hatte ihn immer bei Namen nennen dürfen.

KönigstochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt