„Wie hätte sie denn sonst reagieren sollen? Die ist so erschöpft, die kann nichtmal mehr aufrecht stehen!" Yikini stellte ihre Arme an ihren Seiten auf und verengte ihre Augen, wütend auf ihre Truppe blickend. Melia schluckte wieder ihren in Massen wiederkehrenden Speichel herunter und betrachtete die sich weiter streitende Gruppe. Je unauffälliger sich sich verhielt, desto weniger würde sie wahrgenommen werden. Im Besten Fall konnte sie sich einfach davon schleichen. Den Kampf würde sie um alles vermeiden. Sie hatte kaum Kraft übrig gegen ihre Kopfschmerzen anzukämpfen, wie sollte sie gegen den Riesen vor ihr antreten? Der besagte schrumpfte jedoch wieder in seiner Körperhaltung, als Yikini auf den Tisch neben sich schlug. Von ihm würde keine Gefahr mehr ausgesehen.
„Siehst du. Damit ist der Vorgang geklärt und jetzt entschuldige dich bei ihr." Yikini hatte anscheinend in der kurzen Zeit die Diskussion beendet und wandte sich wieder Melia zu. Eingeschüchtert erhob Bizor zitternd das Wort und drückte ein ,Entschuldigungˋ heraus. Melia nickte nur abwesend. Die Gedanken, welche sie zuvor in sich selbst verstaut hatte, glitten wieder aus ihren Verstecken und bombardierten sie. Doch nur eine der Fragen war an ihr hängen geblieben. Warum verspürte sie keine unendlich große Wut auf die Personen vor ihr? Etwas stimmte nicht mit ihr. Sie hätte aufwachen und alle niedermetzeln müssen. Ihre Wut hätte unermesslich groß sein müssen, sie alle in die Mangel nehmend. Doch nichts dergleichen regte sich in ihr. Sie hatte alles gemacht, was sie sonst tat. Ihre Maske hatte sie aufgelegt, ihr Kopf arbeitete trotz pochenden Schmerzen an einem Fluchtweg und sie dachte rational über ihre Situation nach. Doch der Normalität nachzufolgen hatte sie aus reiner Wut alle umbringen müssen. Sie hätte sich an den Schreien ergötzt und das Blut sittlich getrunken. Doch statt all dem war sie so ruhig und gelassen wie selten zuvor. Sie verhielt sich, als wäre sie einer von ihnen und hätte nichts zu verbergen. All die Kälte, die sie noch im Wald gespürt hatte, war ins Nichts verschwunden, als hätten die beiden Stillen in ihrer Bewusstlosigkeit sie mit sich gezogen. Als hätte der kalte Teil ihrer Selbst ein kurzes Ende gefunden, bis es wieder hervorstechen würde.
Melia schüttelte den Kopf kaum merklich. Sie war noch nicht aufgeflogen und das sollte sie zu schätzen wissen. Ihre Maske hatte hervorragend funktioniert. Sie war müde und konnte durch ihre pochenden Kopfschmerzen nicht klar denken. Morgen würde sich mit Sicherheit alles aufklären. Doch jetzt durfte sie keinen weiteren Gedanken daran verschwenden. In ihrem derzeitigen Gemütszustand würde ihr Inneres Fragen aufwerfen, welche sie sich selbst nicht beantworten konnte. Sie musste die Ruh bewahren, ihre Maske weiterhin ausbauen und anpassen, und genug Informationen aus den Personen um sich herum herausbringen, wie sie konnte. Melia erstarrte. In all ihrer Verwirrung hatte sie nicht nachgesehen, ob die Gruppe aus Elben oder Barbaren bestand. Sie ließ die Umgebung wieder auf sich einströmen und hob sachte ihren Blick, der von Askala eingefangen wurde. Mit einem kurzen Ausweicher schaute sie auf alle Ohren. Zu ihrer Befriedigung waren alle Beteiligten Elben. Sie atmete innerlich erleichtert aus. Ihr Blick glitt wieder zu Askalas, die sie besorgt anstarrte. Die Gruppe war wieder ruhig geworden.
„Komm, ich gebe dir ein Glas Minte aus. Kannst dich bei uns an den Tisch setzten und dich erholen." Askala griff Melia unter die Arme und zog sie mit sich. Sie halb tragend, halb ertragend, da Melia nicht einen Schritt allein machen konnte oder auch wollte. Sie hatte sich innerhalb eines Augenblickes dazu entschlossen, dass sie das unschuldige Mädchen weiterspielen wollte, welches nicht recht wusste wohin mit sich selbst. Die Gruppe hatte sie auf diese Art zuerst angenommen. Sie würde keine Experimente diesbezüglich starten, wenn sie ihre Position bereits gefunden hatte. Askala zog sie wieder zurück zur Theke, Yikini hinter sich her stampfend, mit ihren schweren Arbeitsschuhen den Boden bearbeitend.
„Hab dich schon länger beobachtet, bist allein hier, was?", rief Yikini von hinten zur ihnen hervor. Die Lautstärke im Raum hatte sich wieder normalisiert, sodass man kaum die Person neben sich verstehen konnte. Sie hielten vor der Theke und Askala beugte sich, wie kurz zuvor auch, über die Theke und bestellte ein weiteres Glas Minte. Der Dreck von dem Desaster zuvor war bereits verschwunden und ein Mann hatte Melias Platz schon für sich erobert. Melia wandte sich Yikini zu, die sie erwartungsvoll anstarrte.
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Königstochter
FantasyMelia ist nicht gerade die Prinzessin, die den Vorstellungen entspricht. Im Gegenteil ist sie alles, was eine Prinzessin und Elbin nicht in sich vereint haben sollte. Als ihr Vater sie auch noch mit dem verhassten Erzfeind verheiraten will, dreht si...