This call is pointless

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Dean packte Cas am Hemdkragen, seine Augen spiegelten blankes Entsetzen wider.
“Cas, du weißt nicht was ich gesehen habe, die Küche, das Essen. Roman will uns vergiften!”, japste er panisch. Cas runzelte die Stirn und löste Deans verkrampfte Finger von seinem Mantel. Er legte Deans Hände in die seine und sah ihn mitfühlend an.
“Dean…”, er seufzte, “meinst du nicht, dass du ein klein wenig überreagierst?”
“Über…Cas!”, entgegnete Dean aufbrausend, “wenn du mir nicht glaubst, dann sieh es dir doch selbst an. In dem einen Topf schwammen Augäpfel! Und ich bezweifle, dass das rote Zeug Tomatensuppe war.” Allein der Gedanke daran, ließ ihn erneut würgen, doch Cas verhinderte schlimmeres.
“Kann ich irgendetwas für dich tun? Soll ich jemanden vom Personal holen oder Sam anrufen?”

Dean schüttelte den Kopf und lachte leise, jedoch klang es eher verzweifelt.
“Die können uns auch nicht helfen, Cas. Aber gut zu wissen, dass du den Umgang mit Handys mittlerweile zu beherrschen scheinst”, antwortete Dean grinsend.
“Hey, ich lerne jeden Tag dazu”, erwiderte Cas schmollend. “Aber meinst du nicht, Sam sollte wissen, was hier vor sich geht? Vielleicht hat er eine Idee, wie wir weiter vorgehen können.”
Dean seufzte, “also schön, du gibst vorher ja eh keine Ruhe”, erwiderte er, nahm sein Handy vom Nachttisch und wählte Sams Nummer. “Kein Wort über die Aktion im Badezimmer Cas! Das braucht Sam nicht erfahren, okay?”
Cas nickte, doch ganz einverstanden schien er damit nicht zu sein. Sam nahm nach dem dritten Klingeln ab, er klang verschlafen.
“Guten Morgen, Sonnenschein. Hast du schon mal auf die Uhr gesehen?”, begrüßte Dean seinen Bruder und versuchte, betont fröhlich rüber zu kommen.

“Hrmm…”, grummelte Sam, “Dean es ist Samstag und stell dir vor, ich habe auch noch ein Privatleben.”
Stille. Sam fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und seufzte auf, >Shit<, dachte er und verfluchte sich im Stillen. “Dean, hör zu, so hab ich das nicht gemeint. Es freut mich ,dass du dich meldest. Was gibt es?”, entgegnete er rasch und versuchte das Ruder noch herum zu reißen.
Dean sah zu Cas und erwiderte grimmig, “Ich habe Cas gesagt, es ist eine bescheuerte Idee dich anzurufen, aber er hat nicht locker gelassen.”
“Dean..jetzt spiel nicht die beleidigte Leberwurst, mein gestriger Abend verlief auch nicht unbedingt wie geplant.”
“Hey! Was soll das denn heißen?”, rief Richard dazwischen und sah Sam gespielt streng an.
“Moment…ist…ist das Gabriel?”, fragte Dean ungläubig und lachte auf, “Gabriel? Sam… ernsthaft?”
“Hey, Winchester! ich bekomme jedes Wort davon mit”, entgegnete Richard und Sam rollte nur mit den Augen.
“Dean, ich weiß nicht was du dir da gerade zusammenreimst, aber ich hatte gestern einen kleinen Unfall und “Gabriel” hat mir geholfen”, versuchte Sam alle weiteren Fragen im Keim zu ersticken.
“Hast du wieder deinen Schuh verloren, Cinderella?”, neckte Dean seinen Bruder und selbst Cas konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
“Du hast mich doch wohl hoffentlich nicht nur angerufen, um dich auf meine Kosten zu amüsieren, oder?”, entgegnete Sam genervt.
“Ach Sammy, mir ist es doch sowas von egal was du mit wem treibst, solange du …”
“DEAN! Verdammt nochmal ich bin dreißig Jahre alt”, unterbrach Sam ihn, bevor diese Unterhaltung noch absurder werden konnte. Richard lag bereits auf dem Boden vor Lachen und die Tränen liefen seine Wangen hinab. Sam warf ein Kissen nach ihm, was Richard allerdings nur noch mehr zum Lachen brachte.
“Also, was ist los?”, griff er das Thema wieder auf, wobei er das Lächeln in seiner Stimme nicht verbergen konnte.

Das Grinsen verschwand schlagartig aus Deans Gesichtszügen und sein Blick wurde seltsam glasig.
“Ja nun was das betrifft, wir..ich”, korrigierte er sich, als er Cas' skeptischen Blick auffing, “ich glaube, dass hier etwas definitiv nicht mit rechten Dingen zugeht, Sam. Es verschwinden Patienten spurlos und wenn man nachfragt, will niemand etwas genaues wissen…”
Sam sah fragend zu Richard, dessen Miene sich verdüstert hatte und der ihm, per eilig auf ein Stück Zeitung gekritzelter Nachricht mitteilte, dass er alles später erklären würde.
“...und heute habe ich der Küche einen Besuch abgestattet, keine Sorge, das war mit meiner Therapeutin abgeklärt, nur fürs Protokoll. Es war niemand anwesend, was ich schon recht merkwürdig fand, schließlich brutzelte das Essen unbeaufsichtigt vor sich hin. Na ja, und dann hat mich die Neugier gepackt und ich habe in einen der Töpfe gesehen. Sam, die tischen uns menschliche Überreste auf, womöglich sind das sogar Teile der verschwundenen Patienten und wenn…”
Sam erstickte den Lautsprecher des Handys für kurze Zeit mit einem Kissen, doch die Würgelaute seines sich übergebenden Bruders waren trotzdem noch deutlich zu hören.
Er vernahm ein leises Knistern am anderen Ende der Leitung, dann erklang Jimmy's Stimme über die Lautsprecher.
“Sam? Allem Gefeixe zum Trotz, Dean scheint es gerade überhaupt nicht gut zu gehen. Ich kann ihm zwar etwas Linderung verschaffen, aber deine Meinung und deine Unterstützung sind ihm sehr wichtig. Kurzum, ich brauche deine, oder noch besser, eure Hilfe. Bitte.”

Sam nickte geistesabwesend, bis er realisierte, dass Jimmy seine Zustimmung nicht mitbekommen konnte. “Alles klar Cas, wir machen uns auf den Weg. Kümmer dich in der Zwischenzeit gut um ihn, ja?”
“Natürlich, bis später.” Cas legte auf und setzte Dean behutsam aufs Bett. Er war weiß wie die Wand hinter ihm. Sein Blick schien in weite Ferne gerichtet.
“Ich bin sofort wieder da, Dean. Ich gehe nur kurz ins Bad, okay?”, erklärte er im mit  leiser Stimme. Dean nickte mechanisch, Cas verschwand im Bad, hielt einen Waschlappen unter lauwarmes Wasser und holte ein paar Handtücher aus dem kleinen Regal.
Er trat zu Dean ans Bett, zog ihm das Hemd und das T-shirt aus und wusch ihm das Gesicht und den Oberkörper, der vor Schweiß glänzte. Er rieb ihn so behutsam wie möglich mit dem Handtuch trocken und warf ihm anschließend seinen Trenchcoat über. Er schlug die Decke zurück und setzte sich neben ihn. “Möchtest du, dass ich hier bei dir bleibe?”, fragte er und Dean nickte schwach. Cas zog ihn zu sich heran und legte die Decke über sie beide. Er legte Deans Kopf auf seine Brust und strich ihm sanft durchs Haar. “Versuch ein bisschen zu schlafen, ja? Ich bin bei dir, Dean.” 
Dean zitterte am ganzen Körper und Cas zog ihn enger an sich und aus einem Gefühl heraus, begann er einfach ein bisschen von sich, von seinem Leben im Himmel zu erzählen und es dauerte nicht lange, bis Dean eingeschlafen war.

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