Angels are watching over you

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Megan Novak sah durch einen  Tränenschleier hindurch ihrem Bruder hinterher der, in einen Rollstuhl geschnallt, gerade von einem Pfleger auf sein Zimmer geschoben wurde.
'Das Purgatory also', dachte sie. Nun ja, insgeheim hatte sie geahnt, dass dieser Tag früher oder später einmal kommen würde...

48 Stunden zuvor war ihre Welt noch in Ordnung gewesen.
Sie waren unterwegs zum alljährlichen Familienteffen,
Jimmy alberte während der Autofahrt mit seiner Nichte Claire herum und Megan hatte sie dabei amüsiert beobachtet.
Alles schien gut, es herrschte schönes Wetter, die Straßen waren frei und alle bester Laune.
Das ihr Bruder zunehmend nervöser wurde je näher sie ihrem Ziel kamen, tat sie damit ab, dass Jimmy nicht sehr gut auf ihren Stiefvater zu sprechen war.
Die beiden hatten sich schon seit Jahren nicht mehr gesehen und meist herrschte eisiges Schweigen zwischen ihnen.

Rückblickend wirkte diese kleine Meinungsverschiedenheit jedoch geradezu trivial, verglichen mit dem Schauspiel, dass ihr Bruder der Familie an diesem Tag noch darbieten würde.

Anlässlich des 80. Geburtstags ihrer Großtante Gertrud hatte sich die gesamte Familie im extra dafür angemieteten Saal eingefunden. Es wurde exzellentes Essen serviert, über alte Zeiten geplaudert und getanzt. Mit fortschreitendem Abend kam auch das ein oder andere Glas Bier oder Wein hinzu.

Dies war der Zeitpunkt, an dem Jimmy sich seiner Familie anvertraute.
"Ich habe euch eine wichtige Sache mitzuteilen".
"Du hast endlich eine Frau gefunden?", witzelte Dirk und erntete Gelächter und entnervte Blicke gleichermaßen.
Jimmy tat, als hätte er nichts gehört und fuhr unbeirrt fort,
"Ich wurde auserwählt einem Engel zu dienen."

Man hätte die obligatorische Stecknadel fallen hören können, so still war es nun im Saal.
"Jimmy...." , sezte Megan an, doch ihr Stiefvater kam ihr zuvor.
"Da, hab ich es euch nicht gesagt?
Er ist vollkommen übergeschnappt mit seinem Religions Schwachsinn.", er wandte sich nun direkt an Jimmy,
"Mein Junge, dieser Mann dort oben existiert nicht, genauso wenig wie deine komischen Engel! Wach' endlich auf und fang an in der realen Welt zu leben."

Jimmy musterte ihn nur kühl.
Dann trat er einen Schritt vom Tisch weg. Und noch einen, und noch einen. Er schlich rückwärts ohne den Blick von seinen Verwandten zu lösen.
"Ich werde es ihm und euch beweisen."
"Jimmy, wovon redest du? ", fragte Meg ängstlich.
"Ich bin bereit, Castiel. Tu es!"
Mit diesen Worten rannte Jimmy los und sprang aus dem offen stehendem Fenster.

Ein Aufschrei ging durch den Saal.
Alle stürmten in Richtung Fenster, Meg hörte ihren Stiefvater erneut "völlig übergeschnappt!" rufen, ehe sie sich aus Ihrer Schockstarre lösen und einen Krankenwagen alarmieren  konnte.
Der Saal befand sich im 2.Stock.
Sollte Jimmy unglücklich gestürzt sein war's das.





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