(No) Problems

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Als Dean erwachte hatte er das Gefühl,eine Mariachi Band würde in seinem Kopf spielen. Gegen Metallica oder AC/DC hätte er ja persönlich nichts einzuwenden. Sein Schädel dröhnte, als hätte er 3 Tage durchgesoffen. Und noch etwas anderes machte sich lautstark bemerkbar, sein Magen.

Ein kurzer Blick auf die Uhr, ließ ihn verschwommen erkennen, dass es bereits nach 10 war. Somit hatte er nicht nur das Mittagessen sondern auch das Abendbrot verpasst. Wie zur Bestätigung knurrte sein Magen erneut protestierend. Er legte eine Hand auf seinen Bauch und fühlte die Fettpolster unter seinen Fingern. Nein!, wer über 9 Stunden nur faul in seinem Bett lag, in seinem Fall zwar nicht ganz freiwillig, hatte auch kein Anrecht darauf etwas zu essen. Sollte sein Magen sich doch an dem Fett zu schaffen machen, dass wäre wenigstens eine sinnvolle Mahlzeit.

Natürlich war Dean nicht fett, er war zwar nicht mehr so gut in Form wie früher, und kratzte, ganz im Gegenteil , gerade so an der Untergrenze zum Normalgewicht für einen Mann seiner Größe. Unter anderem dank der starken Medikamente, die er gegen seine schizophrenen Schübe bekam. Doch das alles sah Dean nicht. Er sah Fettpolster und einen Bauchansatz, zu dicke Oberschenkel und von seinem Hintern wollte er gar nicht erst anfangen. Die Körperschemastörung und die paranoide Schizophrenie waren nur 2 Punkte einer langen Liste von psychischer Erkrankungen mit denen er zu kämpfen hatte.

Er lag auf seinem Bett und verfluchte seine Situation,eine Nebenwirkung der Medikamente war, dass seine Gedanken wie zähflüssiger Sirup durch sein Hirn flossen. Träge und quälend langsam kehrten seine Erinnerungen zurück, Sam's dämlicher Fall, dem er diese ganze Misere erst zu verdanken hatte. Seine treudoofe Art, dem Leiter dieses Schuppens wie ein Musterschüler in der Vorlesung an den Lippen zu hängen und jedes Wort mit Kennermiene abzunicken. Sam, sein Hippie-Nerd Bruder....
....dessen Seele noch immer in der Hölle schmorte!

Schlagartig war Dean hellwach und setzte sich auf. Der Deal! Er hatte mittlerweile 10 volle Stunden vergeudet. Hastig stieg er aus dem Bett und wankte benebelt wie er war zur Zimmertür, inständig hoffend, sie möge nicht verschlossen sein. Er hatte Glück. Nach 3 Anläufen gelang es ihm endlich, die Klinke hinunter zu drücken," diese scheiß Drogen ", nuschelte er und verfluchte im stillen das Personal der Klinik.
" Sam!", seine Stimme klang dünn und verschlafen.
"SAAAM!", brüllte er durch den dunklen, leeren Flur. Er tastete sich mit den Händen an der Wand entlang um nicht zu stolpern, seine Beine fühlten sich an wie aus Gummi.

"SAAAM!"
Dean spürte einen Luftzug, dann legte ihm jemand die Hand vor den Mund und zischte : " Pssst. Sei leise, oder willst du das ganze Haus aufwecken?!"
"Cas!", nuschelte er mit erstickter Stimme, der Engel hielt seine Hand noch immer gegen seinen Unterkiefer gepresst.

Castiel ließ seine Hand sinken und sah Dean mit diesem typisch fragenden Ausdruck im Gesicht an.
"Ich habe eine Verabredung mit dem Tod,-...das Rendezvous mit Joe Black", beantwortete Dean die unausgesprochene Frage und zwinkerte Cas verheißungsvoll zu.
Dessen Augen verdunkelten sich, die Anspielung hatte er ohnehin nicht verstanden.
" Was hast du mit dem Tod zu schaffen, Dean?", fragte Cas, seine Stimme war bedrohlich leise geworden.
"Ich habe einen Deal mit ihm ausgehandelt um Sams Seele aus Luzifers Käfig zu befreien.", sagte Dean und versuchte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.
"Du hast WAS?"

Cas Augen blitzen vor Zorn. Mit dem Unterarm auf Deans Brustkorb gelehnt hinderte er ihn an der Flucht.

"Cas, ich musste etwas unternehmen. Sammy's Seele ist jetzt seit 180 Jahren mit Michael und Luzifer zusammen in der Hölle eingesperrt. Hast du ernsthaft geglaubt ich sehe dabei länger tatenlos zu?"

Die Augen des Engels verdüsterten sich noch mehr, als er mit kaltem, ernstem Ton antwortete:
"Wie lange wollt ihr dieses Spiel noch spielen, Dean?
Ich habe die Schnauze voll von eurer ständigen , gegenseitigen selbstaufopfernden Retterei!"
"Das sagt ja genau der richtige", entgegnete Dean grimmig.
"Das ist was anderes", erwiderte Cas ausweichend und wandte den Blick ab.

Dean atmete geräuschvoll aus, er wusste, dass Cas es nur gut mit ihm meinte.
"Was jetzt?", fragte er, den Blick noch immer auf dem Engel ruhend.
Castiel hob den Blick und sah Dean entschlossen an, als er sagte:
"Ich werde dir helfen!"
Dean nickte und bedeutete Cas mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen.

Die beiden gingen (in Deans Fall wankten sie eher) durch die dunklen Flure in Richtung Eingangshalle. Sie mussten aufpassen, nicht aus Versehen der Diensthabenden Nachtschicht in die Arme zu laufen.
"Was genau war den der Deal, den du ausgehandelt hast?" , fragte Cas,nicht minder neugierig.
" Das ich einen Tag ohne Einschränkung seinen Job übernehme", sagte Dean leichthin.
Cas blieb stehen und sah Dean entgeistert an.
"Was?", erwiderte dieser verdutzt.
"Weißt du eigentlich, was für eine Bürde du dir damit aufgeladen hast, Dean?"
"Ach komm schon, was kann den so schwer daran sein, ein paar Seelen einzusammeln? ", fragte er, doch Cas hörte die Unsicherheit,die aus dieser Frage hervorging.

Der Engel setzte sich wieder in Bewegung während er Dean klarmachte:
"Es geht nicht nur darum die Seelen einzusammeln, Dean, du musst sie davon überzeugen mit dir zu kommen, sie davon überzeugen zu sterben! Das ist ein harter Job!"
" Für den ich deiner Meinung nach also nicht geeignet bin?!", murrte Dean etwas beleidigt. Cas gab ihm darauf keine Antwort. Er war erneut stehen geblieben und lauschte angespannt, "wir bekommen Besuch", seufzte er und keine Sekunde später hallte die Stimme der Nachtschwester zu ihnen hinüber.
"Na ihr beiden hübschen! Zu so später Stunde noch auf den Beinen?"
Cas gab Dean mit einem kurzen Blick zu verstehen, dass er sich darum kümmern würde. Dean hatte verstanden und setzte seinen Weg Richtung Eingangshalle alleine fort.

Castiel stellte sich der Nachtschwester in den Weg.
"Es tut mir leid, aber ich habe gerade keine andere Wahl."
Mit diesem Worten presste er der Frau Zeige-und Mittelfinger an die Stirn.
Die Pflegerin blickte Cas für einen moment erschrocken an, dann lächelte sie. Castiels Blick hingegen zeigte wachsende Verwunderung. Erneut tippte er ihr gegen die Stirn. Nichts! Eigentlich hätte die Frau in tiefen Schlaf sinken müssen.
Er probierte es abermals, doch diesmal schritt die Pflegekraft ein, packte sein Handgelenk und sagte mit einem milden lächeln auf den Lippen,
"Ich glaube es wird mal wieder Zeit für ihre Medikamente, Mr Novak."
Mit diesen Worten zerrte sie den immer noch perplexen Castiel in Richtung Schwesternzimmer.

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