Reunion

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Er hockte jetzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit in dem kleinen, stickigen Zimmer einer Psychiatrischen Einrichtung in Iowa. Sein Bruder war auf einen Fall gestoßen, der das mysteriöse verschwinden mehrer Insassen eben jener beinhaltete. Dean musste von ihm jedoch regelrecht gezwungen werden mitzukommen, freiwillig hätte dieser keine Klapsmühle mehr betreten . Gelangweilt und genervt rutschte er noch etwas tiefer in seinen Sessel während Sam gebannt dem fachidiotischem Bla Bla des Anstaltsleiters folgte. Das war wieder so typisch für seinen Bruder, wenn er doch so großes Interesse an diesem Unsinn zeigte sollte er sich im Bunker eine Doku darüber reinziehen und Ihn damit verschonen. Außerdem hatte Dean ebenfalls echte, dringende Probleme, die keinen weiteren Aufschub duldeten. Er hatte einen Deal mit dem Tod höchstpersönlich abgeschlossen um Sams Seele aus der Hölle zu befreien. Und den Tod lässt man nicht warten,so waghalsig war nicht einmal Dean.
Der Arzt redete unentwegt über irgendwelche Störungen, die er bei Dean ohne Zweifel diagnostizieren könne. So ein Bullshit, dachte er sich. Schlimm genug, dass er sich diesem absurden Gespräch nicht entziehen konnte, doch noch schlimmer war, das dieses erstklassige 5 Sterne Etablissement, das er heute beziehen durfte, anscheinend selbst für einen Teller Kekse zu geizig war. Sein Magen fraß sich langsam selber auf. Kein Wunder, hatte er doch vor 10 Stunden das letzte Mal etwas vernünftiges gegessen.
Er musste etwas essen, es würde sonst nur wieder in einer Katastrophe enden, dachte er panisch.
Als der Arzt bei "religiösen Psychosen" angelangt war sprang Dean wie aufs Stichwort auf, riss seinen Bruder vom Stuhl und kommentierte auf dem Weg Richtung Tür : "Das ist ja alles höchst interessant, Doc, aber den Tod lässt man nicht sitzen. Komm, Sammy, wir gehen."
Er riss die Tür auf und erkannte noch flüchtig Bobby und einen Pfleger draußen auf dem Flur, bevor ihm ein brennender Schmerz durch die Venen schoss und ihn kurz darauf Dunkelheit umfing.
Der Pfleger, der ihm unmittelbar nach seinem erscheinen ein starkes Beruhigungsmittel verabreicht hatte, fing den nun wankenden Mann auf, bevor dieser zu Boden stürzen konnte. Sam, der immer noch halb im Besprechungszimmer stand, warf Bobby einen niedergeschlagenen Blick zu. Auch Bobby's Augen füllten sich mit Tränen angesichts der unumgänglichen Sachlage.
Dean würde also, mal wieder, eine lange Zeit in einer Psychiatrischen Einrichtung verbringen. Bobby hasste diese Orte, sie bereiten ihm Unbehagen.

Sam, Bobby und John saßen an einem Tisch im Aufenthaltsraum der Klinik.
"Was musst du denn auch ausgerechnet nach 3 Monaten Abwesenheit plötzlich vor der Tür stehen und verkünden, dass deine Frau schwanger ist? ", wetterte Bobby aufgebracht. "Du weißt ganz genau, das der Junge noch nicht wieder stabil genug für solche Hiobsbotschaften war!"
"Ach ja ?",entgegnete John ebenfalls gereizt, "wie lange hätte ich deiner Meinung nach denn noch warten sollen? Bis das Kind da ist? , ja, DAS hätte er garantiert viel besser aufgenommen ", höhnte John.
"Leute, es macht doch keinen Sinn die Schuld von einem zum anderen zu schieben! Egal was jetzt genau der Auslöser für Deans Rückfall war, wichtig ist, das wir zusammen halten und für ihn da sind ", erwiderte Sam in seiner typisch beschwichtigenden Art.

"Was ist mit Dean? Geht es ihm gut? "
Alle 3 drehten sich zu dem Mann, der wie aus dem Nichts an ihrem Tisch aufgetaucht war.
Eine kleine,brünette Frau lief hastig auf ihn zu.
"Jimmy, du kannst nicht einfach immer wildfremde Leute ansprechen", tadelte sie ihn und wandte sich mit einem entschuldigen Blick an die Männer am Tisch.
"Es tut mir leid , falls Jimmy sie gestört haben sollte, er hat es nicht so mit Privatsphäre ", sagte sie lächelnd.
"Kein Problem ", erwiderte Sam höflich.
"Du sollst mich nicht Jimmy nennen, du weißt doch das ist nur meine Hülle", sagte der Mann fast schon trotzig.
"Ich weiß, Clarence. Ich weiß. ...", die Frau tätschelte sanft den Arm von Jimmy? Clarence?

Sam war verwirrt. Ob der Mann wohl unter Multipler Persönlichkeitstörung litt?
"Ich bin Megan Novak, und das", sie deute neben sich,"ist mein Bruder Jimmy."
Jimmy schien sich tatsächlich nicht im geringsten angesprochen zu fühlen, er starrte noch immer mit intensivem Blick auf Sam,der ihm offenkundig noch eine Antwort schuldig war.
Sam musterte den Mann.
Er hinterließ einen recht seltsamen ersten Eindruck ,aber na ja was war an diesem Ort den nicht seltsam!
Jimmy war durchschnittlich groß, hatte schwarze Haare die in alle Himmelsrichtungen abstanden, einen 3 Tage Bart und unheimlich stechend blaue Augen. Das Auffälligste an seinem Erscheinungsbild waren jedoch seine Klamotten. Er trug einen schwarzen Anzug,mit einem weißen Hemd darunter. Die blaue Krawatte hatte er so gebunden, dass die Innenseite nach oben gekehrt war, doch das ungewöhnlichste war wohl der fleckig, ehemals beige Trenchcoat den er sich übergeworfen hatte und ihm alles in allem einen etwas abgewrackten Ausdruck verlieh. Hätte Sam ihn nicht vor wenigen Minuten noch reden hören, wäre er niemals auf den Gedanken gekommen, dass diese raue, dunkle Stimme zu dem Mann gehörte, der dort vor ihm stand.
"Meg,sie haben Informationen über Dean", sagte er in ernstem Tonfall.
"Dean, Dean, Dean.... Ich kann den Namen nicht mehr hören," stöhnte Meg genervt auf.
War das vielleicht nur ein dummer Zufall, oder redeten sie gerade wirklich über seinen Bruder? Sam war in Anbetracht der angespannten Situation nicht sicher, wie er reagieren sollte. So hakte er vorsichtig nach.
"Was willst du denn über ihn wissen?"
Er hatte seine Worte direkt an den Mann gewandt, doch bevor dieser antworten konnte, schaltete sich Meg dazwischen.
"Ihr müsst wissen, dass mein lieber Bruder sich für einen Engel namens Castiel hält ", Sam rutschte bei diesen Worten unruhig auf seinem Stuhl herum, er wollte sich sein Unbehagen nicht anmerken lassen, er wusste was nun folgen würde, die Geschichte kam ihm sehr bekannt vor.
Und Meg fuhr fort : "Jimmy war schon immer sehr gläubig, an sich ist daran ja auch nichts auszusetzen, doch vor 2 Jahren meinte er ,sich bei einer Familienfeier aus dem Fenster stürzen zu müssen, als "Glaubensprobe", wie er es nannte. Castiel hätte ihn dazu aufgefordert um seinen Gehorsam zu prüfen.
Es ist wohl kaum der Rede wert zu erwähnen, dass alle Anwesenden zutiefst geschockt waren. Wir dachten..." , sie brach ab, räusperte sich, Tränen standen ihr in den Augen, "wir dachten, er wäre tot ", fuhr sie mit brüchiger Stimme fort.
"Wir haben ihn in ein Krankenhaus einweisen lassen, Jimmy hatte sich von diesem Zeitpunkt an verändert. Es war so, als hätte eine vollkommen andere Person den Platz meines Bruders eingenommen. "
Sam schluckte und versuchte das flaue Gefühl in seinem Magen zu ignorieren.
"Was ist dann passiert? ", fragte er und hoffte, dass seine Stimme halbwegs normal klang.
"Er wurde ins Purgatory überwiesen, nach ein paar Monaten, befand er sich auf dem Weg der Besserung, die Medikamente schlugen an und er reagierte wieder auf seinen richtigen Namen, er wusste, dass er ein Mensch ist und erkannte seine Familie. Alles verlief gut und dann,
2 Tage vor seiner Entlassung, lief ER ihm über den Weg ".
"Wer?", hakte Sam nach, obwohl er die Antwort bereits kannte.
"DEAN WINCHESTER ", stieß Meg zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
Sam räusperte sich verlegen, streckte Meg die Hand hin und sagte : "Hi, ich bin Sam Winchester, Deans Bruder. "
Meg's Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Schock und Verzweiflung als sie seine Hand ergriff. Doch in ihrem Blick lag etwas, dass man als verständnisvolles Mitleid deuten konnte, die Art von wissender Verbundenheit.
"Wir haben ihn vor ein paar Stunden hier einweisen lassen, er wurde unter starke Beruhigungsmittel gestellt."
Damit hätte er schlussendlich auch Castiels Frage beantwortet. Castiel, Cas. ... Das ihm der Zusammenhang nicht schon früher in den Sinn gekommen war. Wie oft hatte Dean über den Trenchcoat tragenden, blauäugigen Engel gesprochen.... hunderte Male?

InsaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt