nulla accade senza ragione // Leon Goretzka

non posso lasciarmi andare

Anne, Paula und ich beugen uns über den Laptop und beginnen zu lesen:
Zuletzt wurde vermehrt über die angebliche Beziehung von Leon Goretzka zu einer hübschen Studentin aus München spekuliert. Die Trennung und deren pikante Details hat ein Insider ausgeplaudert. Weder Goretzka selbst, noch sein Management oder auch die junge Frau, welche auf den Namen Mathea hören soll haben sich jedoch dazu geäußert. Eine Beziehung, wie auch eine Trennung wurden nie bestätigt. Was an diesen Geschichten wirklich dran ist, kann man also nicht wissen. Ob Goretzka tatsächlich nach London geflogen ist, um sich zu trennen, ist reine Spekulation. Der wahre Grund für den Besuch in der britischen Hauptstadt war wohl ein ganz anderer...

Der Ausnahmespieler vom FC Bayern, könnte den Club bereits nach dem Sommer Richtung Premier League verlassen. Goretzka soll sich in London mit verschiedenen Funktionären einiger Clubs getroffen haben. Ebenso hat er auch einige Spieler aus Londoner Vereinen getroffen. Besonders Chelsea soll es ihm angetan haben. Sein Berater und Vertrauter Jörg Neubauer wurde gestern mit dem Präsidenten und Manager des englischen Top-Clubs in London gesichtet. Bei dem Mittagessen sollen bereits grobe Rahmenbedingungen eines Wechsels festgelegt worden sein. Ob der Wechsel schon im Sommer oder erst zur Winterpause stattfinden kann, ist unklar. Ebenso ist fraglich, ob die Bayern ihren Mittelfeldmann gehen lassen und zu welchen Preis. An Goretzkas angeblich privatem Besuch scheint eher ein beruflicher Hintergrund zu stecken.

Auf den Artikel folgt eine Bildstrecke, die zuerst Leon am Flughafen, dann gemeinsam mit Max, Sead, Mesut Özil und noch zwei weiteren Fußballern in einem Restaurant zeigen. Anschließend kommen Bilder von Jörg, wie er die Zentrale von Chelsea betritt. Zum Schluss kommt ein Foto, das wohl von dem Treffen von Jörg mit den Bossen des Clubs ist. Das ganze sieht ziemlich echt aus. Die Spekulationen über einen möglichen Wechsel von Leon scheinen begründet, im Gegensatz zu den Schlagzeilen der letzten Tage. Das Ablenkungsmanöver funktioniert also ziemlich gut. Leon hat sein Wort gehalten und er und Jörg haben sich etwas gutes einfallen lassen. Es lenkt den Blick wieder weg von seinem Privatleben. Zudem ist es verdammt glaubwürdig und sogar mich interessiert, ob vielleicht doch was dran ist an den Treffen. Nur für eine Inszenierung werden so hohe Tiere wohl keine Zeit haben, warum auch. Es könnte auch sein, dass Jörg über einen anderen seiner Spieler gesprochen hat. Trotzdem könnte auch Leon tatsächlich das Thema gewesen sein.

„Das geht ja mal in eine ganz andere Richtung, ist es die Ablenkung von der ihr gesprochen habt?" ,erkundigt sich Anne. Ich zucke mit den Schultern: „Ich denke schon ja. Leon hat mir nicht gesagt, wie er das machen möchte. Aber ich gehe mal davon aus, es ist zur richtigen Zeit genau ein anderes sehr interessantes Thema über ihn. Das nimmt ziemlich den Fokus der anderen Artikel." Paula nickt: „Das stimmt und wetten spätestens morgen läuft das hoch und runter. Jetzt wo das Transferfenster offen ist, ist das natürlich brandaktuell. Ziemlich schlaue Sache das so einzufädeln." „Jetzt ist er aber noch mehr im Fokus der Medien. Leon hat das überhaupt gar nichts gebracht. Nur ich habe vielleicht davon meine Ruhe. Ich verstehe nicht, warum er das macht. Wir hätten doch sicher auch eine Lösung gefunden, mit der beide ihre Ruhe haben." ,seufze ich. „Thea das kann dir total egal sein, warum Leon und sein Berater den Weg gewählt haben. Die haben Ahnung wie es in dem Geschäft läuft und Leon ist ein erwachsener Mann, der kann seine eigenen Entscheidungen treffen. Außerdem ist es für dich wichtig, dass du raus bist. Dann kannst du vielleicht auch besser damit abschließen. Du musst irgendwann loslassen und zur Ruhe kommen. Seit der Trennung bist du entweder traurig, was total verständlich ist oder aber gestresst und sauer wegen der Artikel. Obwohl ihr nicht mehr zusammen seid, bestimmt er noch dein Leben. Das ist nicht gesund." ,erwidert Anne. „Mir ist klar, dass du Liebeskummer hast. Das wird auch noch eine Weile so sein und das ist vollkommen normal. Aber ich mache mir Sorgen, dass du keine Chance hast das alles hinter dir zu lassen, wenn sich immer noch alles um Leon dreht." ,hängt sie an.

„Du hast Recht, ich sollte einfach froh sein, wenn ich nicht mehr Thema irgendwelcher Artikel bin. Mein Leben wird auch ohne Leon weitergehen und ich sollte schleunigst damit anfangen nicht ständig an ihn zu denken. Ich bin ja schließlich ein eigener Mensch und das war ich auch immer während unserer Beziehung. Jetzt stehe ich wieder zu 100% an erster Stelle." ,gebe ich zu. Paula grinst: „Das ist die richtige Einstellung. Also lasst uns das Thema wechseln, was machen wir mit der freien Zeit diesen Sommer. Wollen wir noch spontan in den Urlaub fahren?" Meine Freundinnen und ich beginnen unsere Ideen für einen möglichen Urlaub zu diskutieren und verbringen den Rest des Abends mit den Vorplanungen.

Am nächsten Morgen starte ich total motiviert in den Tag. Nach einem schnellen Espresso gehe ich wieder laufen. Es tut mir so gut den Kopf dabei völlig auszuschalten, während ich mich richtig auspowern kann. In London habe ich den Sport zuletzt, vor allem wegen meiner Prüfungen, sehr vernachlässigt. Ich habe erst nicht gemerkt, wie mir das aber gefehlt hat. Ich habe mir vorgenommen wieder öfter Sport zu machen. Vielleicht melde ich mich zu einem Kurs in einem Fitnessstudio an und probiere eine neue Sportart. Seit meiner Sprunggelenksfraktur kann ich nicht mehr auf Dauer Sportarten wie Leichtathletik machen. Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten bei denen ich mein Gelenk besser schonen kann. Ich denke ein neues Hobby würde mir guttun, so kann ich besser abschalten und bin schon mal ein paar Stunden nicht mit Nachdenken beschäftigt.

Zurück zuhause setze ich mich wieder an meine Bewerbung. Ich arbeite die Meinungen meiner Eltern und Freunde ein. Danach formatiere ich sie final und schicke sie schließlich ab. Ich bin zufrieden damit wie sie geworden ist. Jetzt muss sie nur noch Herrn Seeberger und seine Kollegen überzeugen. Bis zu einer Entscheidung wird es wohl noch einige Zeit dauern. Das liegt jedoch nicht mehr in meiner Hand. Da ich mit dem ganzen Bürokram bis Mittags fertig bin, beschließe ich die Kartons mit meinen Wintersachen auszuräumen. Gestern habe ich vor allem meine Sommersachen und den ganzen anderen Kram gekümmert. Schwungvoll öffne ich die Seite meines Kleiderschranks, in der ich meine Winterklamotten aufbewahre. Meine Motivation und neu gesammelte Kraft werden augenblicklich gedämpft. Mit einem lauten Knall lande ich auf dem Boden der Tatsachen, als ich das mittlere Fach erblicke. Dort liegt fein säuberlich ein Stapel Männerklamotten, so als ob er genau dort hingehört. Als würde der Kleiderschrank nicht einer Frau, sondern einem Paar gehören. Es sind die Klamotten, die Leon vor meiner Abreise hier gelassen hat.

Ich atme tief durch und versuche die aufkommenden Tränen zu verhindern. Ich habe mir fest vorgenommen nicht mehr zu weinen. Wegen Leon habe ich bereits genug Tränen vergossen und dennoch gelingt es mir auch diesmal nicht sie zu unterdrücken. Mal wieder habe ich das Gefühl man hätte mir ein Messer in die Brust gerammt. Ich komme einfach nicht von ihm los. Wie soll ich denn bitte das ganze hinter mir lassen, wenn ich ständig daran erinnert werde? Es kommt mir vor, als würde man mir immer wieder auf diese zynische und gehässige Art zeigen wollen, was ich verloren habe. Nach dem Motto: Schau das alles hast du kaputt gemacht. So wird das überhaupt nichts mit dem Neuanfang. Oh man ich muss Leon seine Sachen zurückgeben, behalten kann und will ich sie nicht. Und wegschmeißen oder verbrennen oder was auch immer die Frauen in all den Büchern und Filmen mit den Sachen ihrer Ex-Freunde machen, finde ich einfach unrealistisch und bescheuert. Das ist gemein und nur Ausdruck von verletztem Stolz.

Ausnahmsweise hat es diesmal nicht so lange gedauert, bis ich ein neues Kapitel getippt habe. Ich wollte euch nicht länger warten lassen ;) Vielleicht schaffe ich vor den Weihnachtstagen noch mal eines, mal sehen...