furia

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Augenblicklich verwandelt sich meine Trauer in Wut. All die Gefühle, die ich im Moment verspüre, Überforderung, Enttäuschung, Liebe bündeln sich und platzen aus mir heraus: „Wir sind überhaupt nicht auseinandergegangen. Du hast mich verlassen, bevor ich irgendetwas erklären konnte. Du hast mich an den Pranger gestellt und mir nicht die Möglichkeit gegeben mich ordentlich zu verteidigen. Damit hast du mir mehr als nur wehgetan. Ich bin sicherlich nicht unschuldig oder sonst irgendwas, im Gegenteil. Doch gegangen bist du ganz von allein. Also lass mich bitte in Ruhe, ich brauch keine Gespräche und Erklärungen mehr. Ich möchte einfach meine Ruhe Leon." Ich bin sauer, er tut ja gerade so, als wäre die Trennung nicht von ihm allein ausgegangen.

Leon blickt mich traurig an: „Es tut mir leid. Trotzdem will ich das wirklich so nicht stehen lassen. Bitte lass uns das klären. Wir könnten zu mir fahren, denn ich denke das sollten wir nicht in der Öffentlichkeit besprechen. Ich möchte dir nichts böses, aber ein Gespräch sind wir uns meiner Meinung nach schuldig." „Ich bin daran nicht interessiert. Du kannst es gerne erklären wem du willst, aber mir nicht. Ich wünsche dir alles gute Leon." ,mit diesen Worten drehe ich mich um und verlasse die Praxis. Ich brauche dringen frische Luft. Ich trete hinaus in die Sommerhitze und brauche ein paar Sekunden um das gerade Geschehene zu realisieren. Leon ist da, er möchte mit mir reden. Wow wäre ich heut bloß nicht hierher gekommen. Ich hätte mir eine Menge erspart. All diese Gefühle, die bei seinem bloßen Anblick wieder heraufgekommen sind. Er hat immer noch diese Wirkung auf mich. Da ist noch das Kribbeln und das Herzrasen, die Schmetterlinge in meinem Bauch. Andererseits tummelt sich das aber auch Enttäuschung, Wut und Schmerz. In diesem Moment wird mir klar, dass ich absolut überhaupt nicht über Leon hinweg bin. Vielleicht habe ich es in den letzten Wochen geschafft besser damit klarzukommen. Ich konnte über alles nachdenken und doch Abstand gewinnen. Aber jetzt geht es mir ganz genau wie vorher. Na toll da hab ich mir ja richtig schön selbst etwas vorgemacht.

Hinter mir öffnet sich die Eingangstür und mir wird erst bewusst, dass ich mich überhaupt nicht wegbewegt habe, als Leon vor mir steht. „Es ist okay, wenn du nicht gleich mit mir reden willst. Du brauchst noch Zeit, dann nimm sie dir. Aber ich möchte nichts unversucht lassen, dass irgendwann ein Gespräch zustande kommt, bevor du zurück nach London gehst. Es wäre einfach schade um alles was wir hatten. Ich bin ab Montag für zwei Wochen im Trainingslager. Danach können wir uns meinetwegen auch treffen, wenn dir das lieber ist. Ich denke es war Schicksal, dass wir uns wieder auf diese Weise in der Praxis begegnet sind. Lass uns Frieden schließen Mathea. " Ich kann ihm direkt in seine wunderschönen braunen Augen sehen. Darin spiegeln sich seine Gefühle, die meinen definitiv ähneln. Ich sollte aufhören Leon den schwarzen Peter zuzuschieben. Ihn hat es sicher auch geschockt, mich auf diesem Weg wiederzusehen. Außerdem ist er zu 100% auch noch wütend auf mich, was ja normal und gerecht ist. Schließlich hat sich Leon sein Gründe für eine Trennung nicht an den Haaren herbeigezogen.
„Übermorgen habe ich Zeit." ,antworte ich also schlicht. Besser ich bringe das so schnell wie möglich hinter mich. Dann habe ich meine Ruhe und kann vielleicht doch damit abschließen. Leons Gesicht erhellt ein kleines Lächeln: „Das klingt super, um 15:00 bei mir?" „Von mir aus. Deine Sachen bring ich dir mit." ,ja ich bin immer noch kühl, bedacht darauf ihn auf Abstand zu halten. „Okay, dann bis übermorgen Mathea." „Tschüs." Dann geht Leon und ich mache mich doch nochmal auf den Weg in die Praxis.

Am nächsten Tag besuche ich Lina. Jos Freundin und ich haben uns sofort verabredet, als ich wieder in München war. Leider konnten wir uns bisher aber nicht treffen. Umso mehr freue ich mich, als ich mein Auto im Hof der Familie Kimmich/Meyer parke und aussteige. Die kleine Villa ist ein schicker Neubau und gefällt mir sehr gut. Die Tür und der Vorgarten sind liebevoll dekoriert. Keine 30 Sekunden nachdem ich geklingelt habe, öffnet mir Lina auch schon die Tür. „Oh Mathea schön, dass du da bist. Komm doch rein." Ich umarme die Brünette erstmal herzlich. „Hallo Lina, danke für die Einladung." Ihre Babykugel ist unter ihrem Sommerkleid gut zu erkennen und ich muss sagen die Schwangerschaft steht ihr sehr. „Lass uns in den Garten gehen es ist so tolles Wetter. Möchtest du einen Eiskaffee?" ,erkundigt sie sich und ich folge ihr. „Ja gerne, wenn es keine Umstände macht. Du trinkst ja zur Zeit eher keinen Kaffee oder?" „Es macht kein Umstände. Oh man du kannst es dir nicht vorstellen. Ich konnte Kaffee am Beginn der Schwangerschaft nicht mal mehr riechen. Immer wenn Jo das getrunken hat, musste er sich ganz weit weg vor mir setzen. Mittlerweile geht es einigermaßen aber Lust es zu trinken habe ich keine." Lina und ich unterhalten uns über ihre Schwangerschaft, während wir uns Getränke machen.

Dann gehen wir auf die riesige Terrasse und lassen und auf der Outdoorcouch nieder. Ich reiche Lina mein Mitbringsel aus London. „Da ist für dich und Joshua." „Danke Mathea das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Vielen lieben Dank." „Ach was ist nur eine Kleinigkeit, mach es erstmal auf." ,entgegne ich. Lina öffnet das Geschenkpapier, es kommen kleine Babysöckchen mit London-Motiven zum Vorschein.

„Oh Gott sind die süß

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„Oh Gott sind die süß. Die können wir super gebrauchen. Tatsächlich haben Jo und ich bisher noch nicht allzu viele Dinge eingekauft. Klar Kinderwagen und MaxiCosi und so schon. Auch das Zimmer nimmt langsam Gestalt an. Trotzdem fehlen noch ein paar Dinge. Naja wir haben ja noch bis Ende September Zeit, noch fast zwei Monate. Also nochmal danke." „Sehr sehr gerne." Wir quatschen den ganzen Nachmittag und merken gar nicht, wie die Zeit verfliegt.

Erst als Joshua vom Training kommt, werden wir unterbrochen. „Hallo Mathea, schön dass du wieder im Lande bist." ,begrüßt mich der Kollege und Freund von Leon mit einer Umarmung. Mir wird auf einen Schlag bewusst, dass ich hier bei einem von Leons besten Freunden bin. Den ganzen Nachmittag sind Lina und ich nicht einmal auf Leon zu sprechen gekommen. Vielleicht hat sie es bewusst vermieden oder wir hatten einfach so viel anderes zu bereden. Was er wohl von mir denkt? Sicher hat Leon einiges erzählt, das ist auch sein gutes Recht. Ich komme mir plötzlich ziemlich fehl am Platz vor. Das scheint auch Jo zu bemerken, er lächelt mich beruhigend an: „Lina hat sich so gefreut dich wieder zu sehen und ich freue mich auch." „Schatz schau was Mathea uns aus London mitgebracht hat." ,total begeistert zeigt ihm Lina mein Geschenk. „Die sind ja niedlich, vielen Dank Mathea. Das Würmchen wird sich bestimmt auch darüber freuen. Ich gehe mal kurz meine Tasche wegräumen, soll ich dann Pizza zum Abendessen bestellen?" „Ja bitte mit Sardellen und Schinken und Kapern. Isst du mit uns?" ,wendet sich Lina erst an Joshua und dann an mich. „Nein, danke. Ich habe zuhause noch ein wenig zu tun. Morgen Vormittag ist schließlich das Gespräch bei Seeberger, da möchte ich vorbereitet sein." ,erkläre ich und Lina nickt verständnisvoll. Ja ich habe tatsächlich schon morgen ein erstes Vorstellungsgespräch in der Kanzlei. Sie haben sich während meinem Urlaub mit meinen Freunden gemeldet und eingeladen. Anscheinend kam meine Bewerbung sehr gut an. Lina habe ich das natürlich sofort erzählt. Daraufhin hat sie mir noch ein paar Dinge mit auf den Weg gegeben, von Juristin zu Juristin. Ich verabschiede mich also von Jo und ihr, ehe ich mich auf den Nachhauseweg mache.

Der Nachmittag war so schön, ich habe es richtig genossen. Lina ist wirklich toll und ich bin froh, dass sie sich auch nach der Trennung nicht von mir abgewendet hat. Ich weiß, sie und vor allem ihr Freund gehören zu Leons engsten Freunden in München. Gerade von ihnen kann ich nicht erwarten, dass sie weiter Kontakt zu mir haben möchten. Aber anscheinend sieht Lina das nicht so eng und Jo kann ich ja einfach respektvoll und nett umgehen so wie heute. Ich möchte Leon seine Freunde auch überhaupt gar nicht wegnehmen. Nur habe ich mit Lina durch ihn jemanden kennengelernt, mit dem ich mich super verstehe und einige Gemeinsamkeiten habe. Meine Freundschaft mit ihr hat für mich wenig mit Leon zu tun. Einzig Jo hat mich daran erinnert, wer die beiden sind und solange keiner von uns ein Problem damit hat, denke ich geht das schon in Ordnung.

Ich melde mich doch noch einmal vor dem neuen Jahr, die freien Tage habe ich genutzt und ein neues Kapitel geschrieben. Ich hoffe ihr konntet euch alle auch gut von euren Feiertagen erholen ;)

nulla accade senza ragione // Leon GoretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt