Für Luisa hat Leon schon lange ein Bild der Beiden als riesiges Puzzle anfertigen lassen. Sein Zwilling liebt es zu puzzeln, daher passt es super. Ich habe dazu einen schönen Bilderrahmen besorgt und wir haben ihr einen Korb mit Naschereien zusammengestellt, den sie nebenher futtern kann. „Danke ihr zwei, das ist wirklich toll, jetzt habe ich neben dem Studium was zum Entspannen. Das wird sicher eine Weile dauern." ,sie zieht uns beide in eine Umarmung. Charlotte schenken wir einige neue Schallplatten und unterstützen so ihre Sammelleidenschaft. Für Leons älteste Schwester haben wir Ohrringe ausgesucht, die zu der Kette passen, die sie von Charlotte und Fabian bekommen hat. Für die Partner seiner Schwestern hat Leon die Geschenke ausgesucht und besorgt. Auch mein Freund bekommt allerhand Geschenke, eine Jacke die er schon lange will, doch nie gekauft hat, ein Kochbuch für seine spezielle Ernährung und einige andere Dinge. Am meisten freut er sich aber über die selbstgebastelte Weihnachtskarte von Mathilda mit einem gemeinsamen Foto. „Danke Große, die hänge ich gleich auf, wenn wir zuhause sind." ,bedankt er sich. Nach Leon bin ich an der Reihe. Von Leons Schwestern, Erik und Fabian werde ich mit einem Spa-Gutschein überrascht. Mani- und Pediküre, Kleopatrabad, Massage, alles ist dabei. Na das werde ich mir im neuen Jahr vor den Prüfungen gönnen, dann bin ich bestimmt super relaxt. Ich bedanke mich bei den fünf. Lydias Geschenk ist ein Kosmetiktaschenset mit drei neuen wunderschönen Täschchen in verschiedenen Größen. Meine sind wirklich nicht mehr die Allerschönsten, deshalb freue ich mich total darüber. Ich hätte nie gedacht, dass ich so begeistert von ihrem Geschenk sein werde. Wirklich warm sind wir ja bisher nicht miteinander geworden. „Dankeschön, die sind toll, kann ich gut gebrauchen." ,lächele ich sie an. „Gerne, Mathea." ,antwortet sie.
Nachdem alle Geschenke ausgetauscht wurden, trudeln auch so langsam die Geschwister von Leons Mama sowie einige Cousinen und Cousins meines Freundes ein. Ich werde natürlich allen vorgestellt, wobei ich längere Zeit mit Händeschütteln und Smalltalk verbringe. Diese Familie ist ähnlich groß wie meine, im Gegensatz zu gestern befinden wir uns also in großer Runde. So langsam beginne ich mich wohler zu fühlen, was auch heute wieder an den drei Mädels liegt, die mich so integrieren. Lu und ich tauschen uns eine ganze Weile über das Studieren aus. Dass sie dual studiert beeindruckt mich wahnsinnig, deshalb muss sie mir auch ziemlich viel darüber erzählen, aber auch für Köln interessiere ich mich total. „Unfassbar, dass du noch nie dort warst. Leon und du müsst unbedingt vorbeikommen und falls mein lieber Bruder es nicht schafft mit dem ganzen Fußballzirkus, kommst du eben allein. Köln ist toll, vor allem für junge Leute." Ich lache: „Okay, aber ich nehm dich beim Wort. Ich wollte schon längst mal dorthin, das werde ich mir nicht entgehen lassen." Luisa zwinkert: „Das will ich doch hoffen."
Nach dem Essen helfe ich den Tisch abzuräumen und treffe in der Küche auf Lydia. Ich konnte ihr bisher ganz gut aus dem Weg gehen, doch das ist albern, ich sollte mich nicht vor der Mama meines Freundes verstecken. „Kann ich noch irgendwie helfen?" ,erkundige ich mich also, anstatt auf dem Absatz kehrt zu machen und zu flüchten. „Wenn es dir nicht zu viel Arbeit ist, könntest du das Geschirr abtrocknen." ,antwortet sie mit einem leicht ironischen Ton. Ich schnappe mir wortlos ein Geschirrtuch und mache mich an meine Aufgabe. Zuerst schweigen wir, doch dann ergreift die grauhaarige Frau neben mir das Wort: „Hör zu Mathea, ich weiß, dass du ein nettes Mädchen bist. Du bist gut erzogen, charmant und intelligent. Aber ich denke nicht, dass du die Richtige für Leon bist. Mein Sohn hat ein unheimlich turbulentes Leben, da braucht er jemanden an seiner Seite, der ihn vollkommen unterstützt. Jemanden, der für ihn da ist und sich hintenanstellt. Für jemanden, dem sein eigenes Leben und die Karriere wichtiger ist, ist da kein Platz. Leon muss sich auf seine Partnerin zu 100% verlassen können, sein Job wird immer der Entscheidende sein und der, der das Leben bestimmt. Du hast alles Recht der Welt, das anders zu sehen, aber vielleicht müsst ihr euch dann eingestehen, dass ihr nicht zusammenpasst. Ich habe im Sommer erlebt, wie enttäuscht er war, als du nicht aufgetaucht bist, es hat ihn tief verletzt. Kein Wunder, dass eure Beziehung daran gescheitert ist. Ich möchte nicht, dass mein Sohn erneut so verletzt wird, weil du dein Studium und dich für bedeutender als alles anders hältst."
Okay, wow das war mal eine Ansage. Jetzt weiß ich also was Leons Mama von mir hält und was sie stört. Sie verurteilt mich für das was im Sommer geschehen ist und gibt mir die Schuld an dem Desaster. Sie wirft mir genau das vor, was mir auch mein Freund damals vorgeworfen hat, dass ich die Beziehung wegen meines Egoismus zerstört habe. Ich bin ein wenig perplex, deshalb brauche ich für eine Antwort relativ lange. „Du hast Recht ich sehe das anders. Das was im Sommer war, hat nichts mit unserer Beziehung jetzt zu tun. Wir haben gemeinsam beschlossen darunter einen Schlussstrich zu ziehen und neu anzufangen. Ich stehe voll und ganz hinter Leon zu jeder Zeit, aber es ist nicht meine Aufgabe mein Leben nach ihm auszurichten. Jeder von uns hat sein eigenes und das ist gut so. Ich denke es ist ungesund für eine Beziehung, wenn sich ein Partner nur auf den anderen fokussiert. Natürlich war es mehr als beschissen, dass ich im Sommer nicht aus London wegkonnte. Es war weder für Leon noch für mich leicht. Aber auch das wird noch öfter passieren, wir müssen nur lernen anders damit umzugehen. Meiner Meinung nach braucht ein erfolgreicher Mensch wie dein Sohn jemanden auf Augenhöhe, jemand der einmal genauso erfolgreich sein möchte in dem was er tut, wie er. Eine Partnerschaft in der nur einer wichtig ist, ist ungesund. In einer Beziehung, in der beide Partner gleichwertig sind, dagegen können sie miteinander wachsen. Ich liebe Leon, aber ich werde für ihn nie meine Karriere und damit irgendwie mein Leben aufgeben, um sein Anhängsel zu sein. Nicht weil ich egoistisch bin, sondern weil ich möchte, dass wir eine Zukunft haben."
Lydia schnaub schwer: „So viel Naivität hätte ich nicht von dir erwartet. Beziehung auf Augenhöhe, sowas funktioniert bei normalen Leuten doch schon kaum, wie also soll das bei euch aussehen? Leon wird immer der Erfolgreichere von euch sein, damit solltest du dich abfinden. Seinen Platz zu kennen ist auch eine wichtige Eigenschaft im einer Beziehung, wie gesagt je schneller du das einsiehst, desto besser für euch beide. Egoismus hat hier nichts zu suchen." „Leon ist doch nicht der König höchstpersönlich, vielleicht ist sein Beruf untypisch und er verdient einen Haufen Kohle, aber das ändert nichts daran, dass man gleich viel wert ist. Ich werde weder die ganze Zeit zurückstecken, noch den Menschen, den ich liebe verlassen, nur weil du ein anderes Verständnis unserer Beziehung hast. Das ist nämlich eine Sache, die allein deinen Sohn und mich etwas angeht." ,erwidere ich. Hinter mir räuspert sich jemand und ich muss mich nicht mal umdrehen, um zu wissen, dass mein Freund in die Küche gekommen ist. „Was ist denn bei euch los?" ,fragt er und tritt zwischen seine Mutter und mich. Als Lydia nichts sagt, ergreife ich das Wort: „Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit, was unsere Beziehung und die Rollenverteilung angeht." Ich sehe ihm fest in die Augen und signalisiere ihm, dass ich das gerne alleine klären würde.
Doch Leon schüttelt nur den Kopf, dann zieht er eine Augenbraue nach oben und blickt seine Mutter fragend an. „Ich denke ihr passt nicht zusammen und das habe ich deiner Freundin auch gesagt. Sie ist nicht bereit für dich einen Schritt zurückzutreten, sie hat nichts aus der Trennung gelernt. Es wird wieder so enden, dass sie dich verletzt." „Ich habe sehr wohl daraus gelernt, genauso wie auch Leon. Wir sind zwei erwachsene Menschen und haben beide Fehler gemacht, aber wir haben uns dazu entschlossen es nochmal zu versuchen. Und nur fürs Protokoll, dein Sohn hat Schluss gemacht, er konnte in dem Moment nicht zurückstecken. Er war zu feige um zu kämpfen, auch wenn wir beide dafür verantwortlich sind, dass es so weit gekommen ist. Aber das wundert mich nicht, wenn er hier nur gelernt hat, dass er der große Fußballer ist und alle sich ihm unterordnen. Tut mir leid Schatz, ich weiß, du hast das dir heute sicherlich anders vorgestellt. Diese Vorwürfe zu hören, nachdem dich jeder in meiner Familie offen und ohne Vorurteile empfangen hat, finde ich einfach nicht fair." , mit diesen Worten drehe ich mich um und verschwinde aus der Küche. Ich laufe in den Flur, schlüpfe in Mantel und Schuhe, ehe ich aus dem Haus trete. Da drinnen, wo ich offensichtlich nicht willkommen bin, kann ich nicht bleiben.
Kaum habe ich das Gartentor erreicht, wird die Haustür aufgerissen. „Mathea warte, du kannst doch nicht einfach weglaufen. Sag mir bitte in Ruhe was passiert ist, womit hat meine Mutter dich so gekränkt? Ich will, dass wir das klären." Leon zieht mich an der Hand zurück, sodass ich mich zu ihm umdrehen muss. „Da gibt's nichts zu klären. Deine Mama hält mich für eine egoistische Person, die nur an sich denkt und dich damit verletzt. Ihrer Ansicht nach bin ich an der Trennung schuld. Ich soll mich dir unterordnen und mein ganzes Leben nach deinem richten oder noch besser dich verlassen, damit du die Frau bekommst, die du verdienst. Sie mag mich nicht und sie mochte mich auch schon nicht, als sie mich nicht gekannt hat."
Ihr Lieben es geht schon weiter, weil ich euch nicht allzu lange auf die Folter spannen wollte. Jetzt bin ich gespannt was ihr dazu sagt, dass ausgerechnet Mathea auf so viel Gegenwind trifft. Habt alle ein schönes Sommerwochenende!
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nulla accade senza ragione // Leon Goretzka
FanfictionMathea ist zurück zuhause in München, um dort ihre Semesterferien bei ihren Eltern und Freunden zu verbringen. Sie stattet ihrem Vater, einem bekannten Arzt einen Überraschungsbesuch ab und platzt dort mitten in eine Untersuchung. Der Anblick des Pa...