visita a sorpresa

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Am Samstag war das Pokalfinale der Bayern gegen Leipzig. Auch wenn Leon nicht im Kader stand, ist er mit Marius und nach Berlin gefahren, um sich das Spiel anzusehen. Die Münchner haben das Spiel tatsächlich klar mit 3:0 für sich entschieden. Umso schlimmer war es für meinen Freund, dass er nicht dabei sein konnte. Er hätte es sich wirklich sehr verdient. Seine Verletzung ist aber schon auf dem Weg der Besserung. Nachdem das Hämatom ausgeräumt wurde, hat sich alles wieder beruhigt und Leon muss sich zwar schonen, kann aber höchstwahrscheinlich ganz normal in die Vorbereitung für die neue Saison starten. Ich war so erleichtert als er mir das erzählt hat und bin fast in Tränen ausgebrochen. Die Stunden, in denen ich mich so sehr um ihn gesorgt haben und in denen alles so unklar war, haben sehr an meinen Nerven gezerrt. Mit seiner Verletzung stand auch Leons Besuch hier und unser gemeinsamer Urlaub in den Sternen. Schließlich konnte man nicht sagen, ob Op, Reha oder sonst was auf ihn zukommen und ob Leon überhaupt richtig weg aus München gekonnt hätte. Aber momentan sieht alles gut aus.

Ich habe heute mit meinem Freund telefoniert und er hat mir versichert, dass er morgen nach der heutigen offiziellen Meister- und Saisonabschlussfeier in den Flieger steigt. Das heißt ich kann ihn schon bald wieder in meine Arme schließen. Darauf freue ich mich so unglaublich. Die Prüfungen in der letzten Woche sind nicht sonderlich gut gelaufen, leider. Die Ungewissheit über den genauen Zustand von Leon und die bevorstehende Entscheidung haben mich, zusätzlich zu dem üblichen Druck ziemlich von meinem Fokus abgebracht. Deshalb müssen diese Woche die anderen Prüfungen umso besser sein. Ich lerne zur Zeit wirklich sehr viel und freue mich, wenn ich mich im Urlaub entspannen kann. Einfach mal ein paar Tage abschalten und die Zeit mit Leon genießen. Wir haben abgemacht zuvor in Ruhe über mein Referendariat zu sprechen. Insgeheim denke ich, dass ich mich allerdings schon entschieden habe. Ich habe viel darüber nachgedacht in den letzten Tagen und muss jetzt Leon das noch sagen. Er wollte mir die Entscheidung überlassen und nun habe ich sie getroffen. Wenn es ihm nicht passt wie ich entschieden habe, muss ich damit leben. Ich kann nur hoffen, dass wir beide letztendlich damit einverstanden sind. Es ist mir nämlich keinesfalls leichtgefallen und ich bin auch nicht zu 100% glücklich darüber. Aber nun ist es so und ich bin auch erleichtert, dass ich eine Wahl getroffen habe.

Am nächsten Mittag stehe ich am Flughafen Heathrow und warte bis Leons Flieger aus München landet. Ich bin sehr aufgeregt ihn wieder zu sehen und bin gespannt was er zu der Party sagt, die wir heute Abend für ihn schmeißen wollen. Endlich erscheint die Flugnummer und das Gate an welchem die Maschine gerade gelandet ist. Sofort mache ich mich auf den Weg dorthin und warte ungeduldig. Tatsächlich erkenne ich den Wuschelkopf ziemlich früh, aber er ist wie es scheint nicht allein. Leon humpelt auf seinen Krücken und neben gehen Tim und Marius. Ich bin ziemlich überrascht die beiden zu sehen, Leon hat sie mit keinem Wort erwähnt. Die drei unterhalten sich lachend. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und winke ihnen zu. Tim entdeckt mich als erster und kommt mir mit schnellen Schritten entgegen. Er schließt mich in die Arme und gibt mir einen charmanten Kuss auf die Wange: „Hey Mathea. Tut mir leid, wenn wir dich überfallen." Ich bin immer noch etwas perplex: „Hallo ähm ja schön, dass ihr da seid?" Tim lächelt mich an: „Ich freu mich hier zu sein. Ehrlich gesagt war ich noch nie zuvor in London." Ich nicke einfach, da ich noch nicht ganz verstehe, warum Leon nicht, wie abgesprochen allein gekommen ist. Doch das wird er mir sicher gleich erklären, denn er und Marius nähern sich auch langsam. Marius grinst mich ebenso breit an wie auch Tim. Ich bekomme auch von ihm eine Umarmung und einen Kuss auf die Wange. „Hallo Mathea, schön dich zu sehen." Ich bringe ein Lächeln zu Stande als ich ihm antworte: „Kann ich nur zurückgeben Marius."

Dann drehe ich mich zu meinem Freund. Er strahlt mich an und augenblicklich heben sich auch meine Mundwinkel. Ich schlinge meine Arme um seinen Körper und küsse Leon innig. „Da bist du ja endlich. Wie geht's dir?" ,erkundige ich mich mit einem Blick auf seinen Fuß. „Mir geht es ganz gut. Es schmerzt noch ab und an und die Krücken soll ich noch mindestens zwei Tage benutzen. Ich freu mich so sehr dich zu sehen." ,erwidert er leise. So gut es mit den Krücken geht, zieht mich Leon an sich heran und haucht mir einen Kuss auf meine Schläfe. „Ich bin auch ziemlich glücklich, dass du da bist und es dir einigermaßen gut geht.", antworte ich flüsternd. Ich vergrabe kurz meine Nase in seinem Shirt, um seinen Duft richtig einzusaugen. Gott hab ich allein vermisst wie er richt. Dann wende ich mich zu den anderen beiden um: „Der werte Herr Goretzka hat euren Überraschungsbesuch mit keinem Wort erwähnt. Ich habe also noch keinen Plan, wo wir euch unterbringen. Aber jetzt kommt ihr einfach mal mit in die WG dann sehen wir schon." Marius grinst: „Vielleicht ist ja bei deiner Mitbewohnerin noch was für mich frei. Ich hab sie in der Story zur Meisterschaft gesehen und holy sie ist echt heiß." Tim, Leon und ich lachen. „Du kannst sie ja fragen, sie ist Singel. Zumindest wenn du die Rothaarige meinst." ,grinse ich. Marius Blick nach zu urteilen habe ich mit der Beschreibung von Nancy voll ins Schwarze getroffen. Eigentlich dachte ich, dass Leon und ich mit der Tube zurück fahren, jetzt mache ich mich allerdings auf den Weg zu einem oberirdischen Ausgang, damit wir ein Taxi nehmen können. Vor der Tür tummeln sich die für England so typischen Autos nur so. Wir entscheiden und schnell für eines und ich nenne dem Fahrer meine Adresse. Während der Fahrt erzählen die Männer mir von den letzten Tagen. Natürlich erfahre ich alles über die Meisterschaft und das Pokalfinale. Auch Leons Verletzung diskutieren wir noch einmal ausführlich, wobei mir wieder schmerzlich bewusst wird, dass ich diejenige sein müsste, die alles weiß und immer bei Leon war. Ich aber war nicht da.

In der WG in Clerkenwell angekommen warten auch schon Mary und Nancy. Sie reißen die Tür auf und begrüßen zuerst Leon. Dann stelle ich ihnen Marius und Tim vor. „Schön, dass ihr da seid. Willkommen in London." ,lächelt Nancy in ihrem gebrochenen Deutsch. Mary dagegen entschuldigt sich auf Englisch, dass sie leider kein Deutsch verstehe. Ich erkläre dann Leons Freunden, dass wir uns am besten alle auf Englisch unterhalten. Die beiden scheint es nicht zu stören und sie wechseln augenblicklich ins Englische. Ich zeige den beiden kurz die WG und setze sie dann zu Mary und Nancy in die Küche. Die vier können sich also ganz entspannt bei Kaffee, Tee und Kuchen kennenlernen, während ich auf eine Erklärung von Leon warte. Ich sehe meinen Freund auffordernd an: „Schatz kommst du mal bitte mit?" Ich gehe ohne auf eine Antwort zu warten langsam die Treppe nach oben in mein Zimmer. Als Leon auch angekommen ist und die Tür hinter sich geschlossen hat, ziehe ich abwartend meine rechte Augenbraue in die Höhe: „Also es machen die beiden hier?"

nulla accade senza ragione // Leon GoretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt