Den ganzen Sonntag haben Nancy und Mary versucht mich etwas zu beruhigen. Sie haben heiße Schokolade gekocht, sich zu mir auf die Couch gesetzt und meine Tränen getrocknet. Dabei hätten beide lernen sollen für die Prüfungen diese Woche. Doch meine Mitbewohnerinnen haben sich liebevoll um mich gekümmert. Dafür bin ich ihnen auch wirklich sehr dankbar. Gebracht haben ihre Aufbauversuche jedoch nur wenig und so sitze ich jetzt mit roten, verquollenen Augen in der heutigen Prüfung. Konzentrieren kann ich mich nur mäßig. Ich versuche zwar die Aufgabe so gut wie irgendwie möglich zu bearbeiten, meine Gedanken sind aber nur bei dem was am Sonntagvormittag passiert ist. So ganz glauben kann ich das immer noch nicht. Wir waren vier Monate zusammen und Leon schmeißt das einfach weg. Er fliegt nach London, um mit mir Schluss zu machen, statt mich in den Urlaub abzuholen. Ich seufze auf und versuche verzweifelt meine Aufmerksamkeit auf die Aufgabe in Vertragsrecht zu wenden.
Am Ende der Prüfung weiß ich nicht einmal mehr welches Thema behandelt wurde. Gemeinsam mit Nancy und Josh fahre ich zur Wohnung, aber auch davon bekomme ich nicht viel mit, weil ich nur aus dem Fenster der U-Bahn starre, obwohl es nichts zu sehen gibt. Nancy diskutiert mit Marys Freund über die Aufgabenstellung und ihre Lösungsansätze. Ich bin froh, dass ich ihnen nicht zuhöre, denn ich bin mir sicher, dass ich die Prüfung nicht bestehen werde. Aber erstaunlicherweise verfalle ich bei diesem Gedanken nicht wie sonst in Panik. Im Gegenteil ich fühle nur Gleichgültigkeit, es ist als könnte ich einfach nichts fühlen. Jemand hat mir mein Herz rausgerissen und ich bin nur noch eine leere Hülle. „Thea wir müssen aussteigen, kommst du?" ,stupst mich Nancy an. Ich sehe die Sorge in ihrem Blick. Seit Sonntag werde ich von ihr und Mary mit Samthandschuhen angefasst. Normalerweise würde mich das aufregen. Schließlich ist heute Mittwoch und ich habe mich immer noch nicht aufgerafft. Im Gegenteil ich habe das Gefühl mein Liebeskummer wird mit jedem Tag noch unerträglicher. Also lasse ich die beiden machen. Ich bin dankbar, dass sie sich um mich kümmern. Ich nicke, stehe auf und hake mich bei Nancy ein. Gemeinsam mit Josh gehen wir zu unserer Wohnung und kaum dass wir angekommen sind, klingelt mein iPhone. Ich zucke ein wenig zusammen bei dem Klang, seit der Trennung habe ich es ausgeschaltet. Ich weiß nicht genau warum ich das getan habe, ich hatte irgendwie Angst, dass Leon sich meldet oder eben auch nicht. Außerdem wollte ich auch die ganzen glücklichen Paare auf Instagram und Co nicht sehen. Also habe ich mir eine Pause gegönnt.
Zögerlich ziehe ich mein Handy aus meiner Tasche. Ein Blick auf das Display verrät mit, dass Anne mich anruft. Wir haben erst Samstag miteinander telefoniert, komisch dass sie anruft. Es ist für Anne allgemein untypisch, dass sie telefonieren will. Ich gehe die Treppen nach oben in mein Zimmer und hebe ab: „Hallo Anne, ist alles okay?" „Oh hi Thea ja alles bestens. Ich muss dir was erzählen... Dominik war gestern Abend bei mir und oh mein Gott. Ich dachte er kommt um mit mir zu schlafen, aber Thea du wirst es nicht glauben. Er hat mir einen riesigen Strauß mit Blumen gebracht und mir dann gesagt, dass er mich liebt. Ich bin schier in Ohnmacht gefallen. So lange habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass er auch Gefühle für mich hat. Ich war total sprachlos und habe fast angefangen zu weinen. Aber ich habe ihm dann doch gesagt, dass ich ihn auch liebe. Und jetzt sind wir zusammen." ,ich kann Anne förmlich grinsen hören. Mein Herz schmerzt zwar gerade mehr als alles andere, dennoch freue ich mich so unglaublich für meine beste Freundin. Ich bin geradezu erleichtert, dass Dominik endlich seinen Arsch hochbekommen hat. Ich wüsste echt nicht, was ich getan hätte, wenn ich zurückgekommen wäre und die beiden wären immer noch nicht zusammen.
„Na sowas. Ich wusste doch, dass er genauso fühlt. Ich will nicht wissen, wie lange ihr das schon hättet haben können. Aber nein ehrlich ich freu mich so sehr für euch Anne." ,zwinge ich aus mir heraus und versuche mich an einem Lächeln, damit man mir meine Traurigkeit nicht anmerkt. „Ihr passt so gut zusammen. Und ihr habt es beide verdient glücklich zu sein." „Danke Thea, ich bin so glücklich gerade das glaubst du nicht. Das Gefühl wenn du jemanden liebst und er dich auch ist atemberaubend. Ich habe das Gefühl wir können jetzt alles schaffen." ,schwärmt sie. Ich spüre wie mir Tränen aufsteigen. „Das ist doch toll. Ich habe von Anfang an gemerkt, dass es für euch beide mehr sein könnte als nur eine Affäre. Ihr passt so gut zusammen." ,antworte ich und unterdrücke ein Aufschluchzen. „Danke das ist echt schön zu hören, auch wenn wir beide vielleicht etwas länger gebraucht haben. Aber es kann ja nicht bei allen so glatt laufen wie bei Leon und dir." Bei der Erwähnung seines Namens kann ich mich nicht mehr kontrollieren, ich schluchze laut auf.„Thea, alles okay bei dir? Süße weinst du?" ,erklingt prompt Annes Stimme in der Leitung. Ich schniefe: „Leon und ich haben uns getrennt." „Bitte was? Verarsch mich nicht Thea. Er ist doch Sonntagvormittag los nach London. Ich dachte ihr fliegt Freitag auf die Kanaren." „Tja irgendwie haben wir uns direkt nach seiner Ankunft heftig gestritten, wegen allem möglichen. Bis er gesagt hat, dass er keinen Platz in meinem Leben hätte und es besser sei, wenn wir die Beziehung beenden." ,erzähle ich. „Aber wieso sagt er denn sowas? Du liebst ihn doch und hast ihm sein Hirngespinst ja wohl ausgeredet." Ich zögere: „Ich habe ihm versprochen nach Deutschland zu kommen und dass wir das lösen können. Ich werde London verlassen, ich dachte das würde ihn umstimmen. Aber er meinte es sei zu viel kaputt und ich solle nicht wegen ihm zurückkommen." „Okay wow und wo bleibt die Stelle an der du ihm erklärt hast, dass er sehr wohl einen ziemlich festen Platz in deinem Leben hat?" „Die kommt nicht. Man ich war sauer, weil er Tim und Marius angeschleppt hat, obwohl ich lernen musste. Von dem Stress in der Uni war ich eh total überreizt und irgendwo hat er auch recht. Ich lasse mir eine ziemliche Chance entgehen und komme wegen ihm nach München. Leon ist zwar nicht der einzige Grund, aber doch einer der ausschlaggebendsten. Trotzdem war es für mich klar, dass ich London den Rücken zukehre. Ich habe mich sehr auf Zuhause gefreut. Aber jetzt tut einfach alles nur weh Anne." „Oh man Süße ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich kann nicht glauben, dass es ausgerechnet zwischen euch beiden so schief gelaufen ist. Meinst du nicht ihr könnt das nochmal retten? Es hört sich für mich so an als hättet ihr beide Sachen gesagt, die ihr nicht sie gemeint habt. Er ist doch noch in London? Sprich einfach in Ruhe mit Leon."
„Ich denke nicht, dass da noch was zu retten ist. Ich habe ihn angefleht mich nicht zu verlassen, er hat es trotzdem getan. Für Leon steht diese Trennung glaube ich schon länger fest. Ich habe nur nicht damit gerechnet, es nicht bemerkt, wie unglücklich er ist. Er hat gesagt, dass es mehr ist, das uns entzweit hat als das Auslandsemester. Damit hat er auch Recht, ich habe ja selbst gemerkt, wie wir uns aus dem Weg gegangen sind und jeder sein Ding gemacht hat. Aber ich dachte es sei nur eine Phase." Ich beginne Anne alles über die letzten Wochen zu erzählen. Ich rede mir wirklich alles von der Seele und meine beste Freundin hört einfach zu. Mit jedem Satz kann ich auch Leon besser verstehen, ich hatte so viel um die Ohren und war hier so beschäftigt, dass wir kaum Zeit für uns hatten. Aber auch er war ständig unterwegs oder anders verplant. Wir haben aneinander vorbei gelebt wie ein altes Ehepaar. Am Ende angekommen atme ich tief durch, ehe ich mich bei Anne bedanke: „Danke fürs zuhören, mir geht es jetzt ein bisschen besser und ich verstehe einiges." „Sehr gerne Thea. Ich wollte dich nicht verletzen als ich das von Dominik erzählt habe." „Du konntest es ja nicht wissen außerdem freue ich mich wirklich sehr für euch." „Das bedeutet mir echt viel. Kopf hoch Thea und überleg es dir, ob du nicht doch versuchen willst das Ganze zu kitten. Ich bin mir sicher, dass eure Gefühle stark genug wären um das zu überstehen."
Hallo ihr Lieben, es tut mir wirklich unglaublich leid, dass ihr so lange auf eine neues Kapitel warten musstet. Aber manchmal holt einen das Leben neben Wattpad einfach ein und man findet keine Zeit und Motivatioln zum Schreiben. Jetzt bin ich aber frisch aus dem Urlaub ausgeruht und unglaublich motiviert. Viel Spaß also mit dem neuen Kapitel! 😘
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nulla accade senza ragione // Leon Goretzka
FanfictionMathea ist zurück zuhause in München, um dort ihre Semesterferien bei ihren Eltern und Freunden zu verbringen. Sie stattet ihrem Vater, einem bekannten Arzt einen Überraschungsbesuch ab und platzt dort mitten in eine Untersuchung. Der Anblick des Pa...