Kapitel 46

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Unbekannt:
Kaum war er aus dem Gebäude raus, gingen auch schon die Alarmanlagen los. Doch sie wurden nicht rechtzeitig hier sein. Er stieg in den Wagen, der vor ihm gehalten hatte und ihm den Weg zu seiner Geliebten gelegt hatte. Er schlug die Tür hinter sich zu und der Wagen fuhr los. Ein böses Lächeln zierte das Gesicht der Fahrerin.
"Wie schön dass du es einrichten konntest."
Er lächelte das Mädchen an.
"Bei so einer  Schönheit, wie hätte ich da nein sagen können?"
Sie verdrehte die Augen.
"Heb dir die Komplimente für Mara auf. Mike."

Xav:

Ich richtete meine Jacke und hob dann den Sarg an. Ich war davon ausgegangen dass der Sarg schwer war, aber genauso wie bei der Rede des Pfarrers, fühlte ich nichts. Um genau zu sein, erlaubte ich es mir nicht  etwas zu fühlen. Denn sonst würde ich zusammenbrechen und damit war niemandem geholfen. Ich machte den ersten Schritt und wir gingen aus der Kappele, hinter uns der Trauerzug. Umso näher wir dem Grab kamen, umso enger zog sich die Schlinge um mein Herz. Am Loch angekommen hoben wir den Sarg von den Schultern und fasten die Griffe mit beiden Händen an. Langsam ließen wir den Sarg, an den Seilen, ins Loch gleiten und nachdem wir Rosen und Sand ins Grab geworfen hatten, stellte ich mich an den Rand. Ich ballte die Hände zu fäusten, um den Drang, in Tränen auszubrechen, zu wiederstehen. Ich wollte mir erneut die Fingernägel in die Haut rammen, doch es schloss sich eine Hand um meine. Ich drehte den Kopf und sah sie. Mara.

Mara:

Ich guckte in seine braunen Augen, die mich überrascht anguckten. Er wandte den Blick wieder ab und drückte meine Hand. So standen wir bis alle Gäste am Grab vorbei waren und ihre Beileidsbekennungen abgaben. Nach dem alle weg waren wollte ich gehen, aber Xav blieb stehen. Ich entschied mich dazu, alleine zu gehen und Xav seine Zeit zu geben. Ich war mit meinem eigenen Wagen gekommen, doch war ich es Xav schuldig zu warten, selbst wenn ich bis morgen früh hier stehen würde. Ich suchte in meiner Tasche nach meinem Handy und fand es dann nach einer Weile. Ich guckte kurz auf die Uhrzeit und wollte es wieder in die Tasche schieben, doch kaum hatte ich auf gesehen, guckte ich in grüne Augen und das Handy fiel mir aus der Hand.

Xav:

Sekunden nachdem Mara meine Hand losgelassen hatte, suchte mich die Kälte erneut heim. Es war schon komisch hier an einem Grab zu stehen und zu wissen dass die Person, die dort im Grab liegt nie wieder kommen wird. Es war war wie ein Phänomen. Ich war die letzten Tage, immer wieder mehrere Errinerungen durchgegangen. Von glücklich zu traurig, zu wütend. Von Einschulung zu Geburtstag, zu Tagen bei Oma. Die Vorstellung irgendwann Bilder anzugucken und nicht von einen Laster, voll mit Emotionen überschüttet zu werden, war eine Illusion, die ich sehnsüchtig erhoffte. Ich musste noch vieles machen, unter anderem die Sachen meiner Mutter durchgehen. Bei diesem Gedanken drehte sich mir der Magen um und mir war es lieber auf der Stelle tot umzufallen. Und eine Sekunde später wurde ich vom Universum daran errinerte, dass man vorsichtig sein sollte, mit dem was man sich wünschte.

Mike:

Ich öffnete den Kofferraum. Ein einzelner Rucksack lag in dem Raum. Ich schnappte ihn mir und hängte ihn mir über die Schultern. Nachdem ich den Kofferraum wieder geschlossen hatte, lehnte ich mich an den Wagen und wartete. Meine Partnerin lehnte sich neben mir, ebenfalls an den Wagen.
"Ist es nicht ein wenig brutal bei einer Beerdigung."
Ich drehte meinen Kopf leicht, lies den Friedhof aber nicht aus den Augen.
"Ich verspreche dir, er wird es nicht mal mitbekommen."
Ich setzte mein vertrauenswürdigstes Lächeln auf, um sie zu beruhigen. Ihre einzige Aussicht war ihren Ex wieder zubekommen, sie hatte nicht einmal meine Methoden hinterfragt. Hätte sie eventuell tun sollen, aber hätte sie es getan, würde ich hier nicht stehen. Ich wollte noch etwas hinzufügen, doch mir blieben die Wörter im Halse stecken, als ich sie sah. Meine Partnerin schien genauso überrascht zu sein wie.
"Scheiße, was will die denn hier."
Mara lief quer über den Friedhof und stellte sich neben den Jungen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als sie ihm ihre Hand gab. So standen die Beiden eine ganze Weile, bis sie sich irgendwann abwandte. Ich erwachte aus meiner Schockstarre und fing mich wieder.
"Egal, jetzt ist Showtime."

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