Xav:
Ich hatte Mühe meine Augen aufzuhalten, während ich dem Lehrer nur halbherzig zuhörte. Es war ein Wunder das noch nicht sämtliche Schüler eingeschlafen waren und es war offensichtlich, dass der Lehrer genauso wenig Lust auf uns hatte, wie wir auf ihm.
Er hatte gerade das Schreiben an der Tafel beendet und wollte etwas in seinen Unterlagen suchen, da wurde die Tür aufgerissen und die Blätter flogen durcheinander. Neugierig wollte ich mich umdrehen, Richtung Tür, doch ich kam gar nicht soweit. Ich wurde von meinem Stuhl gerissen und wenige Sekunden später breitete sich der Schmerz auf meiner linken Wange aus. Der Schlag trieb mir Tränen in die Augen und ich sah kurz schwarz. Der Faustschlag war ordentlich und kräftig ausgeführt worden und ich konnte die Wut der Person in meinem eigenen Blut schmecken.
Kaum sah ich wieder klar, wollte ich mich wehren, doch ich stoppte meine Faust, als ich erkannte wer sich da mit mir prügeln wollte.
"Scheiße Marc, was sollte das denn?"
Maras jüngerer Bruder guckte mich herausfordernd an und ich konnte die aufgeplatzte Haut an seiner Hand erkennen. Definitiv war dieser Schlag mit voller Leidenschaft ausgeführt worden. Nur weswegen?
"Das wagst du dich zu fragen? Nach der Scheiße die du erzählst hast. Dank dir suchen die Bullen nicht mehr nach meiner Schwester und wenn sie deswegen tot in irgendeinem Straßengraben gefunden wird, schwör ich dir bei meinem Leben, ich beende das was Maras Ex angefangen hat."
Ich konnte die Blicke meiner Mitschüler auf mir spüren, doch ich blendete sie aus.
"Keine Sorge, wenn überhaupt findet ihr sie auf Sizilien in der Sonne liegen. Siehs ein Marc, deine Schwester ist abgehauen und ich verwette meinen Arsch, dass sie euch auch ein nettes Briefchen hinterlassen hat. Lass mich raten was drin stand, es tut mir leid aber ich bin ein emotionaler Eisblock."
Marc fing gehässig an zu lachen.
"Du bist noch dümmer als ich dachte. Und das grade du sowas sagst, obwohl Mara dir dein Leben gerettet hat und dafür sogar fast selbst drauf gegangen wäre. Wie sehr man sich doch in Menschen täuschen kann."
Nun war ich derjenige der anfangen musste zu lachen.
"Selbst drauf gegangen? Sie hat nicht mal geschrien als ich angeschossen wurde und anstatt mir selbst zu sagen dass sie kein Bock auf das Drama mit mir hat, wie sie sagte, schreibt sie mir einen scheiß Brief. Sie ist abgehauen."
Nun guckte mich Marc überrascht an.
"Du weißt es nicht."
Er hatte es eher zu sich selbst, als zu mir gesagt.
"Was weiß ich nicht?"
"Mara konnte nicht schreien, sie ist gerannt wie eine Verrückte um sich selbst vor die Kugel zu schmeißen. Im Krankenhaus war sie die ganze Zeit und hat sich selbst Vorwürfe gemacht. Nachdem du aus dem OP rauswarfst, hat sie keine einzige Sekunde dein Zimmer verlassen. Erst als die Ärzte sie dazu zwangen das sie was isst und was trinkt. Und als du dann den Herzstillstand hattest und die Ärzte dich für tot erklärten, ist Mara auf dich raufgeklettert und hat probiert dich zu reanimieren. 4 Stunden lang. Mara hat den Ärzten angedroht sie zu töten, wenn sie meine Schwester berühren sollten. Erst als Mara selbst fast dran zu Grunde gegangen wäre, hat ein Arzt sie runtergeholt. Sie hat das halbe Krankenhaus zusammen geschrien. Und du lässt dich von einem einfachen Brief täuschen."
Ich war sprachlos und in meinem Kopf herrschte Leere.
"Die Ärzte haben nie so etwas erwähnt."
Ich flüsterte die Wörter fast, so verwirrt war ich.
"Scheiß doch mal auf die beschissenen Ärzte! Selbst wenn es nicht so gewesen wäre, du bist es ihr schuldig, wenigstens sicher zu gehen das sie gesund und munter ist. Sie hat so viel für dich getan, obwohl sie noch schlimmeres erlebt hat als deine Mutter. Seit ich mich erinnern kann, erwarte ich das Mara sich genauso wie unsere Schwester eine Klippe runterwirft. Die einzige Zeit in der ich das nicht dachte, war die Zeit mit dir. Ich habe sie noch nie so glücklich gesehen, wie in der Zeit mit dir. Du denkst vielleicht Mara hat Angst vor Nähe oder Liebe, aber das stimmt nicht. Mara hat einfach nur Angst gehabt, dass du sie genauso im Stich lässt und ihr genauso weh tust, wie jeder andere. Ich hoffe nur sie denkt immer noch du wärst tot. Sie soll nicht schon wieder so eine Enttäuschung kennenlernen."
Nun hatte ich meine Stimme vollends verloren und starrte Marc an. Dieser drehte sich um und verließ den Raum. Ich musste seine Worte noch verarbeiten. Niemand im Raum wagte sich etwas zu sagen. Sie alle warteten auf meine Reaktion. Marc hatte Recht. Ich gab einen Scheiß auf den Brief und folgte ihm aus dem Raum.
Mara:
Ich saß auf einer grünen Wiese und beobachte die vielen Insekten. Genauso die anderen Tiere, die auf der Wiese standen. Neben mir lag Muna und fraß ein paar Äpfel, die ich vorhin von einem der Bäume gepflückt hatte. Ich beobachte sie eine Weile dabei, bis sie fast alle gefressen hatte und ich ihr neue holte.
Ich streckte mich nach einer der Früchte.
"Du magst doch gar keine Äpfel."
Ich erschrak und ließ den Apfel fallen. Vor mir war Xav aufgetaucht und lehnte gegen den Baumstand. Kaum hatte ich ihn bemerkt, fing ich an zu lächeln.
"Der ist für Muna."
Er pflückte mir einen neuen und reichte ihn mir.
"Hat der Name eigentlich eine Bedeutung?"
Mit dem Apfel, machten wir uns auf den Weg zu meinem Pferd.
"Jap, Hoffnung. Meine Oma benutzte den Begriff oft."
"Und wieso ist Muna dann hier?"
Ich blieb stehen.
"Wie meinst du das?"
Xav guckte mich ernst an.
"Du hast die Hoffnung doch schon längst aufgegeben."
Mein Lächeln verschwand.
"Habe ich nicht."
"Und warum bist du dann hier?"
Xav nahm mir den Apfel aus der Hand und biss rein.
"Es ist einfacher."
"Einfach ist nicht immer besser."
Mit diesen Worten verschwand er und mit ihm die grüne Wiese.
Und ich erwachte wieder in dem dunklen Raum und spürte die Übelkeit in mir aufkommen. Der einzige Unterschied zu vorher war, dass ich jetzt nicht mehr liegen bleiben würde.
Ich würde hier rauskommen.
Nennt mich gerne Psycho, aber eure Herzen können sich noch nicht entspannen:)
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The person you created
Romance~Textausschnitt~ "Komm zu mir zurück!" Ich schrie durch das ganze Krankenzimmer. "Du hast mir versprochen mich niemals zu verlassen" Heiße Tränen liefen über mein Gesicht. "Du elender Bastard, Du hast versprochen du bist nicht wie er." Ich schlug m...