Kapitel 45

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Xav:

Ich saß auf dem Sofa. Neben mir Mara und mir gegenüber irgendeine Frau. Mara hatte sie angerufen, da sie der Meinung war ich könnte die Beerdigung nicht alleine schaffen. Recht hatte sie damit, denn an manches was diesen Frau mich fragte, hätte ich nicht einmal gedacht. Nun saßen wir hier und die Frau fragte mich über meine Mutter aus, um dann später aus den Informationen die Beerdigung zu fertigen. Die Hauptsachen waren schon in der letzten Woche gemacht worden und jetzt ging es nur noch um den Feinschliff, denn die Beerdigung war morgen. Und bis jetzt hatte ich keine Ahnung wie ich dass schaffen sollte.

Mara:

Wir verabschiedeten uns von der Dame und ich geleitete sie zur Tür. Ich kannte sie noch von der Beerdigung meiner Eltern. Sie hatte nie Mitleid mit den Menschen gehabt, sie wollte den Menschen in irgendeiner Form die Trauer nehmen. Dies tat sie aber immer mit Respekt vor dem Tod und deswegen gefiel sie mir. Ich schloss die Tür und ging wieder zu Xav. Er hatte noch immer diesen leeren Blick, der auch in den nächsten Tagen nicht verschwinden würde. Ryna und Marc hatten den gleichen Blick in den ersten Wochen nach dem Tod unserer Eltern gehabt. Ich setzte mich neben Xav und nahm einen Schluck aus meinem Glas. Ich ging meine E-Mails durch und stellte meine Termine so, dass ich die meiste Zeit bei Xav sein konnte. Ich wollte gerade die nächste Mail öffnen, da räusperte sich Xav.

"Wie sind eigentlich deine Eltern gestorben. Du hast es mir nie erzählt."

Ich erstarrte in meiner Bewegung und wollte eigentlich nicht auf die Frage reagieren, aber dann machte ich den Fehler und schaute in Xavs Augen, die mich fast dazu zwangen zu antworten. Ich seufzte und legte mein Handy zur Seite.

"Wo fang ich bloß an? Damals war ich im siebten Himmel. Meine Freunde waren alles für mich und ich war mit der großen Liebe meines Lebens zusammen. Mike. Er war wirklich perfekt. Wenn es mir scheiße ging, war er sofort da. Ich war an dem Tag normal in der Schule, bis alle in die Haupthalle gegangen waren, weil dort etwas passiert war. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht was. Jedenfalls liefen wir natürlich der Menge hinterher. Als wir dann da waren, dachte ich, ich würde träumen. Mike hatte meine Mutter getötet und wie ein Tier ausgestellt. Das Einzige woran ich mich erinnern konnte war sein Lächeln. Es war kein selbstgefälliges Lächeln, sondern zu einhundert Prozent ehrlich. Er war wirklich der Meinung er hätte etwas Richtiges getan. Es gab natürlich einen Gerichtsprozess, bei dem rauskam, dass er mir helfen wollte. Er wusste, dass meine Eltern gerne altmodische Erziehungsmethoden verwendeten und als er hörte, dass meine Mutter sich erneut nicht unter Kontrolle hatte, wollte er mich rächen. Das ist dann anscheinend eskaliert. Mein Vater hatte einen normalen Autounfall und wie es das Schicksal wollte, stieß er mit dem Auto von Rynas Eltern zusammen. Nur Ryna überlebte. Das was für mich das Paradies, die Freiheit bedeutete, war eigentlich nur ein weiterer Käfig, den ich zu spät bemerkt hatte. Naja Mike wurde für psychisch krank erklärt und landete irgendwo in einer Psychiatrie. Meine Tante bekam das Sorgerecht und da Ryna und ich uns so nahe standen, hatte der Richter beschlossen uns nicht zu trennen. Das wars."

Als ich geendet hatte, nahm ich einen Schluck aus meinem Glas, denn mein Hals war trocken wie Staub. Es war das erste Mal, dass ich die Geschichte laut ausgesprochen hatte und nun wartete ich leicht panisch auf Xavs Reaktion.

"Also war dass damals kein Witz? Mit dem dass ein Verrückter an deiner alten Schule jemand ausgeweidet hatte?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Okay, das war heftig."

Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte schon vor Monaten damit abgeschlossen und trotzdem tat es gut, als ich Xavs Arme um meinem Körper spürte und ich zwei Sekunden später in seiner Umarmung wieder fand.

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