Kapitel 1

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TW: Blut

10 Monate später

Mara:

Ich saß auf dem Rücksitz eines Streifenwagens. Ich guckte aus dem Fenster und sah die Häuser und Menschen an mir vorbeiziehen. Ich wandte den Blick ab und fokussierte mich auf das Gespräch der Polizisten. Am Anfang hatten sie noch probiert mit mir ein Gespräch anzufangen, aber ich hatte sie ignoriert. Die Beiden unterhielten sich über einen Einsatz, den sie vorher hatten. Mich interessierte das Gespräch nicht, weswegen ich anfing die Regentropfen zu zählen welche die Fensterscheibe herunterliefen.

Die Regentropfen verschwammen und ich sah wieder das Bild meiner Mutter. Der kalte Ausdruck in ihren Augen. Was hat sie als Letztes gedacht? Dachte sie ich sei schuld?

Ich konzentrierte mich wieder auf die Regentropfen und lauschte dem Gespräch der Polizisten. Der jüngere Polizist drehte sich zu mir um und versuchte erneut ein Gespräch anzufangen.

"Du hast deinen Vater bei dem Autounfall verloren, oder?"

Ich überlegte, ob ich ihn wieder ignorieren sollte, entschied mich aber dagegen.

"Ja."

Meine Stimme war heiser vom Schreien.

"Ist noch jemand verletzt worden, mir wurde gesagt es waren andere mitbeteiligt."

Der Polizist guckte mich Mitleidig an.

"Leider ja. Ein Ehepaar und ihre Tochter. Nur sie hat überlegt. Sie müsste in deinem Alter sein."

Mir tat das Mädchen leid. Wir beide hatten unsere Eltern verloren. Und beide Male war ich schuld. Der Ältere von Beiden räusperte sich und schaute mich über den Rückspiegel an.

"Wenn du möchtest, können wir kurz vorbeifahren. Ich glaube ihr Name war Taryn."

Mein Herz fing an zu rasen. Meine Atmung wurde schneller. Es war schlimmer als der Moment, indem ich meine Mutter gesehen hatte. Der Jüngere nahm meine Reaktion falsch war und guckte panisch zum anderen.

"Wir sollten nicht hinfahren."

Ich geriet in Panik und fing an die Polizisten anzuschreien.

"Fahren sie sofort zum Krankenhaus. Sofort!"

Der jüngere Polizist guckte mich überrascht an und wollte gerade etwas erwidern, doch der Ältere machte eine hundertachtziggrad Wendung auf der Straße und schaltete das Blaulicht an. Ich guckte wieder aus dem Fenster und sah die Stadt vorbeiziehen. Nach wenigen Minuten sah ich ein Schild, welches mir mitteilte, dass das Krankenhaus nicht mehr weit entfernt war. Das Auto fuhr um eine Kurve und hinter einem kleinen Wald konnte ich ein Teil des Krankenhauses sehn. Der ältere Polizist hielt an einer Schranke. Der Jüngere drehte sich zu mir.

"Wir sind gleich da, wir müssen nur warten, bis jemand vom Personal kommt."

Ich konnte nicht mehr warten, also schnallte ich mich ab und stieg aus dem Auto. Ich schloss schnell die Tür und schaute mich im Regen nach dem Eingang um. Ich entdeckte das Eingangsschild und rannte los. Ich hörte die Autotüren des Polizeiwagens und die Polizisten riefen mir Dinge hinterher. Ich rannte trotzdem weiter. Die Regentropfen weichten meine Klamotten durch, aber ich spürte die Kälte nicht. Ich spürte rein Garnichts außer die nackte Angst, die mich seit heute Morgen begleitete.

Ich kam am Eingang an und drückte die schwere Glastür mit aller Kraft auf. Ich lief weiter zum Tresen.

"Vorhin wurde hier ein Mädchen Taryn eingeliefert. In welchem Zimmer liegt sie?"

Die Frau am Empfang sah mich leicht verstört an. Ich konnte es ihr nicht verübeln, ich musste schlimm aussehen.

"Sie liegt im Raum 207, aber sie darf nicht besucht werden."

Mir war egal ob sie darf oder nicht. Ich wusste sie braucht mich jetzt. Und ich brauchte sie auch. Ich suchte den Raum nach Schildern ab, die mir den Weg zeigten. Über der Eingangstür zeigte ein Pfeil nach oben mit den Zahlen 100 – 300. Ich rannte wieder los, die Treppe rauf. Oben angekommen bog ich rechts ab und lief weiter durch den Gang. Ich suchte im vorbei gehen die Nummer ab.

204,,205,..206,..207

Gefunden. Ich drückte die Klinke runter und stürmte in das Zimmer. Das Zimmer war Blutrot. Geschockt stützte ich mich an der Wand ab. Ich spürte etwas Schmieriges an meiner Hand. Blut. Hinter mir fing jemand an zu lachen. Ich drehte mich um und blickte in dunkelgrüne Augen. Mike. Er fing an zu grinsen.

"Mensch die gute alte Ryna. Ihr Blut ist doch eine schöne Farbe für ein Zimmer findest du nicht?"

In mir stieg die Übelkeit auf und mir wurde schwindelig. Er konnte nicht da sein. Es ging nicht. Ich hatte gesehen, wie er verhaftet wurde.

"Warum bist du hier? Was hast du hier zu suchen? Was hast du getan!"

Er fing wieder an zu lachen.

"Ich habe Garnichts getan. Du bist schuld nicht ich. Du hast sie umgebracht, sie alle."

Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich hatte niemanden umgebracht. Niemanden. Das ist nicht real. Es darf nicht real sein. Nichts vom dem was hier gerade passiert ist richtig. Mein Blick wurde unscharf und ich stürzte nach vorne.

Schweißgebadet setzte ich mich hin. Mein Puls raste. Ich probierte mich zu beruhigen und zählte von 10 runter. Langsam entspannte sich mein Herzschlag und ich legte mich wieder hin. Es war nur ein Albtraum.

Einer von vielen.

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