Es geht ihr besser. Das sehe ich Tag für Tag deutlicher. Sie ist stark genug um den Verlust von David zu verkraften und Zeke unterstützt sie dabei. Jeder versucht sein Bestes um ihr zu helfen. Heute hat sie so viel wie schon lange nicht mehr gesprochen.
Wir sitzen im Speisesaal und kauen auf dem Abendessen herum. Ich bin in Gedanken versunken und höre Shauna und Zeke nicht zu. Vorhin ist etwas seltsames passiert. Ich stand an dem Buffet, wollte gerade zurück auf meinen Platz als wie aus dem Nichts Amar vor mir stand. Wir haben uns schweigend gemustert. Er wirkte traurig, bedrückt. Als ob er mit etwas zu kämpfen hätte. Gefühlte Stunden vergingen, ohne das sich einer von uns beiden rührte. Es war, als hätte die Zeit angehalten. Alles stand still. Bis irgendein Idiot mich mit einem lauten "Platz da!" aus meiner Starre riss. Sofort registrierte ich, dass anscheinend wenige Sekunden vergangen waren und ich seitdem wie bestellt und nicht abgeholt mitten im Speisesaal rumstand und starrte. Schnell drehte ich den Kopf weg und blinzelte zweimal um das merkwürdige Gefühl zu vertreiben, sowie die Schwere, die sich aus irgendeinem Grund in mir breitgemacht hatte. Dann ging ich wortlos an ihm vorbei. Selbst nach einigen Schritten spürte ich noch seinen Blick auf meinen Rücken.
Warum hatte ich nichts gesagt? Weshalb haben wir uns so angestarrt? Vielleicht gibt es einfach nichts mehr zu bereden, nichts mehr zu sagen. Die Worte scheinen uns ausgegangen zu sein. Haben wir zu viel gesagt? Oder haben wir uns einfach so auseinandergelebt? Es sollte mich nicht interessieren und dennoch stelle ich mir die Frage: Was ist passiert? Ich sollte es gut heißen, dass er sich anscheinend nur noch um seinen eigenen Kram kümmert. So bringe ich ihn wenigstens nicht in Gefahr. Oder belaste ihn mit irgendwelchen Sachen.
Shaunas Lachen bringt mich wieder zurück in die Gegenwart. Schön das sie wieder lachen kann.
Der Rest des Abendessens verläuft mehr oder weniger ereignislos. Bis auf das Ende. Eric tritt herein und eine beunruhigende, angespannte Stille breitet sich aus. Er geht schnurstracks auf Amars Tisch zu und flüstert ihm was zu. Er erhebt sich und folgt ihm nach draußen. Ich warte einen kurzen Moment, dann stehe ich ebenfalls auf, schnappe mir mein Geschirr, murmel eine Entschuldigung und gehe ihnen hinterher. Versuche es zumindest. Aber als ich draußen ankomme, fehlt von beiden jegliche Spur. Fluchend gehe ich auf mein Zimmer. Jetzt kann ich nur noch abwarten.
Ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn ich daran denke, was die beiden zu besprechen haben könnten! Vielleicht sollte ich Amar abfangen... - Nein! Es ist seine Sache, das geht mich nichts an. Ich muss mich um meinen eigenen Kram kümmern. Es ist hart, aber es ist das Richtige. Glaube ich. Denke ich. Hoffe ich. Mehr kann ich nicht tun.
Seit knapp drei Tagen habe ich Amar nicht mehr wirklich gesehen. Eigentlich überhaupt nicht mehr. Gestern Abend ausgenommen. Da stand er vor mir am Buffet. Das war meine Versicherung, dass es ihm gut geht, dass Eric ihm nichts angetan hat. Dennoch interessiert es mich, was er von ihm wollte... Obwohl es das nicht sollte. Kümmer dich gefälligst um deinen eigenen Kram! Du brauchst ihn nicht! Er hat sein Leben und du hast deins!
Trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl. Etwas wird passieren. Ich weiß nur noch nicht was.
Ich stehe in der Grube als es passiert. Eine Frau stürzt herein. Sie ist tränenüberströmt. Sofort schrillen bei mir alle Alarmglocken. Eine Menschentraube versammelt sich um sie. Die Ferox reden wild durcheinander, schreien herum. Doch bei mir kommt nichts außer dem Lärm und das Stimmengewirr an. Es wird schon nichts wichtiges sein. Das versuche ich mir einzureden. Dann drehe ich mich um und gehe in den Kontrollraum. Das gedämpfte Licht der Bildschirme sind das einzige, das den Raum erhellt. Ansonsten ist alles ziemlich dunkel. Zeke sitzt an seinen Bildschirmen und arbeitet schweigend. Generell ist es hier immer ziemlich still. Alle scheinen in ihre Arbeit versunken zu sein.
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Tobias' Geschichte
FanfictionDiese Story beschreibt Tobias' Leben von dem Test bis zum Treffen mit Tris. Ich habe versucht mich in seine Gefühlswelt einzufinden und seine Beweggründe und Gedanken darzustellen. Aber lest selbst!