Ich falle. Frei und ungeschützt. Einfach nur abwärts. Immer weiter abwärts. Kein Netz kann mich halten. Kein Seil schützt mich vor dem Aufschlag. Ich sehe nichts. Absolute Dunkelheit. Ich spüre nichts. Nur den Wind, der mir durch das Gesicht weht. Ich höre nichts. Nur das leise Rauschen. Es nimmt kein Ende. Ein Sturz durch Raum und Zeit. Vor meinen Augen beginnen sich bunte Punkte zu formen. Sie flackern. Erst langsam, dann immer stärker. Sie tanzen. Tanzen durch die Dunkelheit auf der Suche nach dem Licht. Nach dem Ende. Aber es gibt kein Ende. Das weiß ich. Es gibt immer nur diese Dunkelheit. Und immer wieder diese armen Punkte, die doch wirklich glauben, dass sie dem Gefängnis entfliehen könnten. Wie naiv! Jedes Mal aufs neue. Immer wieder beginnen sie sich zu materialisieren, flackern, tanzen. Und dann verschwinden sie spurlos in der Finsternis. Wohin sie wohl verschwinden? Ich weiß es nicht. Ich habe versucht ihnen zu folgen, aber es ging nicht. Ich bin schließlich immer noch hier. Gefangen. In der Dunkelheit. Irgendwo.
Ich würde gerne wissen, wie lange ich schon hier bin. Wie viele Stunden, Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre ich schon am Fallen bin. Aber ich bin zeitlos. Die Finsternis hilft mir nicht sonderlich. Man sieht keine Sterne, absolut nichts. Nicht mal die eigene Hand kann ich erkennen. Ich bin blind. Und verwirrt. Allein.
Trotzdem muss es doch ein Ende geben, oder? Irgendetwas muss noch kommen! Irgendwann muss es doch ein Ende geben. Ein Licht. Oder der Aufschlag auf den Boden. Ich hoffe es. Bete. Flehe. Aber alles bleibt still. Niemand hört mich. Wer sollte das auch tun? Ich bin schließlich alleine hier. Ich habe aufgehört zu glauben. An mich selbst An meine Freunde. An die Fraktionen. An das Richtige. An Gott.
Aber ohne Glaube gibt es auch keine Hoffnung. Also bin ich auch noch hoffnungslos. Ich versuche es zu vertuschen. Mir zu sagen, dass es nur eine Phase sei. Nur ein Ausnahmezustand. Das ich meinen Glauben wiedererlangen könnte. Aber eigentlich weiß ich, dass ich lüge. Ich lüge mir selbst ins Gesicht. Eine Tatsache, die mich früher verrückt werden gelassen hätte. Es ist mir mittlerweile egal. Es zählt doch eh nichts. Was würde es schon für einen Unterschied machen? Keinen. Überhaupt keinen. Weil ich ein Niemand bin ich dieser Welt. Einer von tausend. Ein uninteressantes Gesicht unter vielen. Unscheinbar. Unsichtbar. Und trotzdem von manchen gesehen. Meine Meinung ändert auch nichts. Wieso also darum kämpfen? Es macht doch eh keinen Sinn. Es hat nie Sinn gemacht. Und es wird auch nie Sinn machen. Aber was macht dann noch Sinn? Gibt es überhaupt noch sowas wie einen Sinn? Oder ist alles einfach nur eine Einbildung? Fragen, auf die man keine Antwort finden kann. Ist wahrscheinlich auch besser so.
Plötzlich falle ich nicht mehr ruhig und gleichmäßig, sondern werde von einer Seite zur anderen geschüttelt. Ich höre eine Stimme. Sie ist laut und undeutlich. Ich falle schneller, werde von links nach rechts geworfen. Dann kommt Wasser. Ich habe keine Ahnung woher es kommt, aber es ist auf einmal da. Überall ist Wasser. zu viel Wasser. Keuchend schnappe ich nach Luft.
Ich schaue direkt in Zekes breit grinsendes Gesicht.
"Guten Morgen!", meint er gut gelaunt. "Du hast ganz schön fest geschlafen!"
Ich nicke nur und betrachte finster mein durchnässtes Bett. Ein Eimer steht daneben, er ist noch ein bisschen nass.
"Hast du keine bessere Möglichkeit gefunden um mich wach zu machen?", maule ich ihn an.
"Nein, tut mir leid. Eigentlich nicht, weil dein Gesichtsausdruck wirklich zum totlachen war! Ich habe dich bestimmt zehn Minuten lang geschüttelt und deinen Namen gerufen, aber du hast echt einen verdammt tiefen Schlaf!" Er grinst immer noch.
"Und warum weckst du mich? Ich muss nicht zur gleichen Zeit arbeiten wie du!", meine ich leicht wütend.
"Ich weiß, aber heute will Amar mal mit dir reden und ich finde das wird mal Zeit! Du bist schon seitdem du dich mit Lukas getroffen hast ein bisschen komisch... Wann kommt er überhaupt wieder?"
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Tobias' Geschichte
FanficDiese Story beschreibt Tobias' Leben von dem Test bis zum Treffen mit Tris. Ich habe versucht mich in seine Gefühlswelt einzufinden und seine Beweggründe und Gedanken darzustellen. Aber lest selbst!