Ich bin überrascht. Das hier habe ich am wenigsten erwartet. Der Boden besteht aus hellem Laminat, die Wände sind weiß. Dabei bekommt man allerdings nicht das Gefühl, dass es kalt oder unpersönlich ist. Nein. Es kommt einem warm und einladend vor.
Das hier kann man wirklich nicht mehr als 'Zimmer' bezeichnen. Eher schon als Wohnung, obwohl es nur aus zwei Räumen zu bestehen scheint. Einem Wohnraum und einem Bad. In der einen Ecke, direkt neben der Tür, hängt ein Spiegel an der Wand. Daneben steht ein Schrank und ihm gegenüber befindet sich ein Schreibtisch. Auf der anderen Seite von der Tür, bemerke ich als erstes das große Fenster. Anscheinend bin ich ziemlich weit oben. Schon seit Tagen habe ich nicht mehr wirkliches Sonnenlicht gesehen. Nur das bisschen, das durch die Glasdecke der Grube hereinschien. Vor dem Fenster steht ein gemütlich aussehendes Bett. Daneben kann ich durch die offenstehende Tür das Badezimmer erkennen. Langsam laufe ich darauf zu. Der Boden besteht aus weißen Kacheln, die Wände sind dunkelgrau. Alle Möbel sind hier in einem schlichten Weiß gehalten. Seufzend setze ich mich auf mein Bett. Das Holz ist dunkelbraun, genau wie bei den restlichen Möbeln in diesem Raum. Ich bin erleichtert. Es hätte mich wirklich schlechter treffen können. Zufrieden schweift mein Blick über das Zimmer. Ja. Hier bin ich zuhause. Das ist MEIN Raum. MEINE Wohnung. In MEINER Fraktion. Ich schüttel den Kopf. Anscheinend bin ich besitzergreifender als ich sein sollte. Vielleicht ist das aber auch nur die Erschöpfung von der Initiation. Das muss es sein. Ich lege mich auf das Bett. An der einen Wand steht ein Spruch, der mir vorher gar nicht aufgefallen ist. 'Fürchte Gott allein'. Sehr episch. Wahrscheinlich war der letzte Bewohner ziemlich gläubig. Ich bin es jedenfalls eher weniger. Vielleicht gibt es ja einen Gott. Aber muss man sich wirklich vor ihm fürchten? Mir fallen plötzlich die Augen zu und ich schlafe ein.
"Wach auf, Four!"
Jemand rüttelt mich an der Schulter. "Wir kommen sonst zu spät zum Abendessen. Los, aufstehen!"
Ich schlage verschlafen die Augen auf. Zeke beugt sich über mich.
"Was willst du?", frage ich schläfrig.
"Essen gehen. Sofort. Steh auf."
"Ja ja, ich mach schon, nur noch fünf Minuten..."
"Nichts da! Sofort!", meint er. Mit einem heftigen Ruck zieht er mich vom Bett und geht weg. Wo will er denn hin? Ist mir ja auch egal, dann habe ich wenigstens meine Ruhe.
Ich setze mich sofort aufrecht hin, als ein kalter Strahl Wasser über meinen Kopf fließt.
"Scheiße, Zeke!", brülle ich ihn an.
"Guten Morgen, Schlafmütze! Oder besser: Guten Abend!"
"Musste das sein?", schnauze ich ihn an.
"Ja, sonst wären wir niemals rechtzeitig da gewesen." Er lächelt süffisant vor sich hin. Na toll.
"Gib mir fünf Minuten, ich muss mich noch schnell umziehen!"
"Ja, ich warte. Beeile dich!"
Kopfschüttelnd gehe ich zu der Tasche, die immer noch neben der Tür steht. Seufzend hole ich ein neues T-Shirt raus, ziehe das alte über den Kopf und das neue an.
"Fertig?", fragt Zeke ungeduldig.
"Ja doch." Schnell nehme ich meinen Schlüsse. Den darf ich nicht vergessen, sonst bin ich ausgesperrt.
Gemeinsam verlassen wir mein Zimmer und versuchen zum Speisesaal zu gelangen. An einer Ecke bleiben wir stehen.
"Bist du sicher, dass wir da lang müssen?", frage ich ihn. Er ist felsenfest der Meinung, dass es nach rechts geht, ich bin für links.
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Tobias' Geschichte
FanfictionDiese Story beschreibt Tobias' Leben von dem Test bis zum Treffen mit Tris. Ich habe versucht mich in seine Gefühlswelt einzufinden und seine Beweggründe und Gedanken darzustellen. Aber lest selbst!