18. Kapitel

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 "Nicht dein Ernst?!", frage ich ihn entgeistert.

 "Doch. Du willst doch ein echter Ferox werden, oder etwa nicht?" Zeke lacht.

 "Ja schon, aber nicht so..."

 "Komm schon, sei kein Feigling, Four!" Zeke scheint mich hundertprozentig dazu überreden zu wollen. Aber das wäre eine schlechte Idee, oder? Ich meine, dass kann ich nicht machen, das wäre unverantwortlich von mir, aber... Ich meine vielleicht ist es ja doch ganz interessant... Aber eigentlich lieber doch nicht...

 "Hör auf zu denken, Four! Ich sage, du machst das jetzt!"

 Warum will Zeke mir das bloß antun?

 "Nein." Ich schalte auf stur, vielleicht hilft das ja bei ihm. Vielleicht gibt er es dann nach kurzer Zeit auf, weil er einfach keinen Spaß daran hat mit mir zu diskutieren.

 "Doch. Punkt. Aus. Ende der Diskussion. Du machst das jetzt!"

 Fluchend lasse ich mich in das Innere des Raums führen. An den Wänden hängen viele Kunstwerke und in der Mitte stehen mehrere Stühle. Ich bin im Tattoo-Studio der Ferox. Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes ein Tattoo andrehen?! Sie sind jetzt ganz offiziell unmöglich! Vor dem einen Stuhl steht eine Frau. Sie kommt mir so bekannt vor mit ihren schwarzen langen Haaren. Als sie sich zu mir umdreht sehe ich Erstaunen in ihren Augen. Sie kommt langsam auf mich zu.

 "Tobias?!", fragt sie. Anscheinend kenne ich sie wirklich. Kannte sie.

 "Nein. Mein Name ist Four", antworte ich ihr kalt. "Wer bist du?"

 Sie ist verwirrt, das kann man ihr deutlich ansehen.

 "Ich bin Tori. Ich war bei deinem Test dabei, erinnerst du dich nicht?"

 "Er hat sein Gedächtnis verloren. Bei einem Kampf. Ziemlich hässliche Geschichte", schaltet sich nun Zeke ein.

 Sie nickt. Wie viele Leute wohl schon während der Initiationsphase ihr Gedächtnis verloren haben? Sie scheint ja nicht allzu verblüfft zu sein. Vielleicht ist sowas hier Alltag. Da bricht man sich regelmäßig ein Bein oder einen Arm und ganz nebenbei vielleicht auch noch das Genick. Aber man kann ja auch Glück haben und "nur" sein Gedächtnis verlieren. Die Ferox sind alle schon ziemlich merkwürdig.

 "Wie kann ich euch helfen?" Tori schaut Zeke an.

 "Unser guter Four braucht ein Tattoo. Er hat nämlich noch keins und ich bin der Meinung, dass er sowas unbedingt braucht wenn er hier aufgenommen werden will."

 Sie lacht. "Ja das ist bestimmt nicht schlecht wenn man auch ein wenig wie ein Ferox aussieht. Was möchtest du denn für eins?"

 Ich überlege. Es sollte etwas aussagen. Über mich. Über mein Leben. Aber welches Leben? Welche Vergangenheit? Und vor allem: Welche Zukunft?

 Wer bin ich? Das ist einfach. Ich bin Four. Ein ehemaliger Altruan. Ein zukünftiger Ferox. Ein Unbestimmter - Was?! Scheiße. Wo kam das denn her? Ich bin doch kein Unbestimmter! Nein, niemals! Daran müsste ich mich doch erinnern können! Habe ich ja auch genau genommen... Vielleicht ein wenig spät, aber immerhin. Ich weiß wer ich bin. Wer ich sein will. Ein Ferox. Aber ich will auch nicht vergessen, wer ich war. Ein Altruan.

 "Ich will das Zeichen der Ferox. Auf den Rücken."

 Sie nickt. Dann deutet sie auf den Stuhl. "Setz dich und zeig mir wohin."

 Während sie sich umdreht ziehe ich mit einer schnellen Bewegung mein Shirt aus und setze mich auf den Stuhl.

 "Es soll hier hin", sage ich und deute dabei auf eine Stelle ziemlich weit oben meines Rückens, etwa in der Höhe meiner Schulterblätter. Sie nickt wieder und macht sich an die Arbeit. Es schmerzt nicht sonderlich, mehr wie ein unangenehmes Kribbeln.

Tobias' GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt